Der kleine Bruder: Der kleine Bruder
also, bravo, Chrissie!« sagte Erwin verblüfft.
»Sei du still«, sagte Chrissie.
,>DieseKächeles sind doch alle gleich«, sagte Kar!. »Die stecken doch alle unter einer Decke!«
»Ich heiße überhaupt nicht Kächele«, sagte Chrissie. »Können wir dann mal los?«
»Ich geh vor«, sagte Erwin, »ich hol nur noch eben meine Jacke.«
Er verschwand durch eine Tür am anderen Ende des Raums.
»Vielen Dank auch, Chrissie«, sagte Kar!. »Bist eine gute Nichte!«
»Du bist ein Idiot, Karl Schmidt«, sagte Chrissie. »Was soll denn das ganze Gelaber? Warum willst du Erwin so viel Streß machen, was soll das bringen? Meinst du, dann kannst du bei ihm wohnen bleiben, wenn du ihm jetzt Schwierigkeiten machst? Du mußt sowieso umziehen, also kannst du es genausogut gleich machen.«
»Hm … «
»Das muß mal aufhören, daß immer alle aufErwin rumhacken, ich meine, jetzt geht er sogar hin und bezahlt noch Geld, damit wir…« Chrissie brach ab, denn Erwin kam wieder durch die Tür.
»Wo ist meine Jacke, Scheiße«, rief er. »Meine Jacke ist nicht mehr da! Die hat einer geklaut! Kerle, Kerle, ich hab die Schnauze voll, ich ruf jetzt die Bullen!«
Karl griff neben sich und hob eine Jacke von einem Barhocker. »Hier, Erwin! Deine Jacke! Du gehst vor! Ich freu mich auch schon ganz doll auf die neue Wohnung! Und Chrissie auch, das kleine alemannische Kameradenschwein!«
Erwin nahm die Jacke und wühlte die Taschen durch. »Dachte schon …!« sagte er.
»Laß das mal lieber«, sagte Karl.
»Martin kommt vielleicht auch noch«, sagte Chrissie. »Bosbach, meine ich!«
»Oh, der Martin kommt auch noch!« flötete Karl. »Der Bosbach! Was hat der denn dabei zu suchen?«
»Der soll da doch auch wohnen!«
»Wer hat das denn gesagt?« sagte Karl.
»Das frage ich mich auch«, sagte Erwin. »Ich geh jetzt los, der Vogel wartet da doch bloß drauf, daß ich nicht komme, dann will er gleich noch mehr Geld oder was?!« Er ging voran, und die anderen drei folgten ihm im Gänsemarsch.
Sie verließen das Einfall und gingen gleich daneben ins selbe Haus und die Treppe hoch. Erwin klingelte an einer Tür, an der kein Name war. Niemand öffnete.
»Das sieht ganz schlecht aus, Erwin«, sagte Karl, »ich hoffe, du hast noch nicht bezahlt!«
»Ich hab doch schon den Mietvertrag, und das mit dem Geld ist über den Vermieter gelaufen«, sagte Erwin. »Das ist doch jetzt schon meine Wohnung, verdammte Scheiße, wieso ist der Vogel denn nicht da?!«
Er legte den Kopf an die Tür und lauschte in die Wohnung hinein.
»Da ist keiner«, sagte er. »Das ist doch Scheiße!«
Er trat einen Schritt zurück und trat gegen die Tür, daß es rumste, und dann noch einmal und noch einmal, bis sich die Tür zur Nachbarwohnung öffnete und ein Mann mit langen Haaren und im Bademantel herausschaute und sagte: »Was ist denn hier los?!«
»Was soll hier schon los sein!« sagte Karl. »Wir wollen in unsere Wohnung!«
»Das ist doch gar nicht eure Wohnung!«, sagte der Mann. »Die sehen doch ganz anders aus, die da wohnen.«
»Wann hast du denn von denen zum letzten Mal einen gesehen?« sagte Kar!.
»Die sehen doch ganz anders aus, die da wohnen, das weiß ich genau, die sehen ganz anders aus!«
»Wir sind die Nachmieter«, sagte Kar!. »Und heute ist die Schlüsselübergabe. Er hat den Mietvertrag!« Karl zeigte auf Erwin, der stumm dabeistand und niedergeschlagen aussah, völlig erschlafft, so als hätten die Tritte gegen die Tür seine letzte Energie gekostet. »Wann hast du denn die Vormieter zum letzten Mal gesehen? Die sollten uns heute den Schlüssel übergeben!« fuhr Karl fort.
»Ich hab mit denen nichts zu tun«, sagte der Mann im Bademantel, den er über einer Jeans und einem gestreiften, offenen Hemd trug. »Das sind ganz fiese Typen, da kommen ständig fiese Vibes durch die Wand, die schwallen da rüber, die kommen da einfach durch, da wo das bei mir an deren Wohnung angrenzt, ganz schwarze Vibes, durch die Wand bei mir, da kann man eigentlich gar nicht sein, da kommen ständig so schlechte Vibes durch die Wand.«
»Ich glaub das alles nicht«, sagte Erwin leise, und seine Stimme zitterte dabei.
»Bist du nicht von der Kneipe unten?« sagte der Mann zu ihm.
»Ja, ist er«, sagte Frank hastig, denn Erwin sah nicht so aus, als ob er darauf noch antworten wollte oder konnte.
»Da wollte ich gleich mal sagen, wenn ihr da von der Kneipe seid … «
»Die schwarzen Vibes«, unterbrach Karl den Mann erinnernd, »die schwarzen
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