Der kleine Bruder: Der kleine Bruder
gibt es einen Laden … «, sagte Klaus.
»Will ich gar nichts wissen davon«, unterbrach ihn Erwin. »Kauf ich doch nicht.«
»Nein, nicht zum Kaufen, nicht so ein Laden, sondern ein Cafe, am Kleistpark, in Schäneberg, die haben so Espresso-Kaffee«, sagte Klaus.
»Expresso-Kaffee? Was soll das denn? Seh ich aus wie ein Italiener?«
»Auch so Cappuccino, das ist mittlerweile ganz beliebt, da gehen viele Leute hin in den Laden.«
»Das ist doch Quatsch, wer will denn sowas trinken?«
»Das habe ich mal in Italien getrunken«, sagte Karl, »das war lecker!«
»Da machen die da so Sahne drauf«, sagte Erwin, »was soll das denn bringen?«
»In der Hauptstraße machen die das mit Milch«, sagte Klaus.
»Wieso Milch? Ich dachte, die machen das immer mit Sahne. Was soll das denn bringen? Milch kannst du bei uns auch haben, du Vogel«, sagte Erwin. »Ich kauf die bei Quelle, da hab ich Garantie!«
»Was jetzt, Milch bei Quelle?«
»Die Kaffeemaschine, Kerle!«
»Die haben doch überhaupt keine Gastromaschinen.«
»Was soll ich denn mit einer Gastromaschine, das hier ist eine Gastromaschine«, sagte Erwin und zeigte anklagend auf die große Maschine, um die es wohl ging, ein dampfendes Ungetüm aus Röhren und Kesseln und Auslaßventilen, »da kannst du ja sehen, was du davon hast!«
»Das ist eine Gastromaschine von Oma, Erwin!« sagte Kar!.
»Na und, die war doch noch gut, die hab ich doch quasi umsonst gekriegt, die war doch im Abstand mit drin in dem Puff hier.«
»Oh Mann! Kann ich mal em Beck’s haben?« sagte Kar!. »Und für Frank hier auch mal eins.«
»Aber aufschreiben!« sagte Erwin, während Klaus sich bückte und zwei Flaschen Bier aus einer Schublade holte.
»Na Klaus«, sagte Kar!, »wie läuft’s denn so mit dem dritten Auge? Kann ich das mal sehen?«
»Vier Stiche«, sagte Klaus. »Außerdem wollten die wissen, wie’s passiert war, weil das ja ein Unfall war, und wenn ich die Wahrheit gesagt hätte, dann hätten die B.R. aber drangekriegt … «
»Am Arsch hätten die«, sagte Erwin.
»Klar hätten die den drangekriegt, das ist doch sein Laden, die Zone!«
»Am Arsch sein Laden, der gehört offiziell keinem, das ist doch offiziell ein Verein oder was«, sagte Erwin, »du hast doch überhaupt keine Ahnung, Klaus!«
»Ich hab da gearbeitet«, sagte Klaus, »das war eigentlich ein Arbeitsunfall, und dann muß die Berufsgenossenschaft, weil eigentlich die Krankenkasse … «
»Am Arsch, Klaus«, sagte Erwin, »vergiß es. Du hast da auf eigene Rechnung eigene Ware verkauft, schwarz, ohne Lizenz, ohne Gewerbeschein, ohne alles, die hätten dir ganz schön den Arsch aufgerissen. «
»Was hast du ihnen denn erzählt?« fragte Karl. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst das mit der Treppe sagen …«
»Treppe, so ein Scheiß, Treppe, was für eine scheiß Treppe denn, das glaubt einem doch keiner, daß man die Treppe runtergefallen ist, das sagen die doch in den Filmen immer, wenn sie eins auf die Schnauze bekommen haben, das glaubt einem doch keiner, dann wissen die doch gleich, daß da was faul ist, wenn ich sag, daß ich die Treppe runtergefallen bin!« Klaus regte sich ziemlich auf, als er das sagte, er tippte bei den letzten Worten sogar mit dem Zeigefinger gegen seine Stirn, bis er aus Versehen das Pflaster traf und zusammenzuckte.
»Was denn sonst?« sagte Karl. »Was hast du denen denn gesagt?«
»Daß ich gegen eine Laterne gelaufen bin.«
»Du hast denen erzählt, daß du gegen eine Laterne gelaufen bist?«
»Wer?« sagte Chrissie, die in diesem Moment dazukam.
»Klaus! Klaus hat denen im Urbankrankenhaus gesagt, daß er gegen eine Laterne gelaufen ist.«
»Klaus? Gegen eine Laterne?« wiederholte Chrissie. »So ein Quatsch, das glaubt doch keiner, das sagen die doch nur im Film, das sagt doch in echt kein Mensch!«
»Das ist bei Klaus aber doch superrealistisch«, sagte Erwin. »Gehen wir jetzt hoch, oder warten wir noch auf H.R.?«
»Das Arschloch, dem werd ich was erzählen!« sagte Klaus.
Karl stellte sich auf die Fußablage seines Hockers, beugte sich über den Tresen und streichelte Klaus über den Kopf. »Ach Klaus …!« sagte er. »Guter alter Klaus!«
»H.R. habe ich eben getroffen«, sagte Chrissie, »der hat gesagt, wir sollen schon mal anfangen, er kommt dann um acht zur Lesung, das reicht!«
»Was für eine Lesung?« sagte Klaus.
»H.R. hat hier heute abend eine Lesung«, sagte Erwin.
»Nein!«
»Doch!«
»Nein!«
»Doch!«
»Dann arbeite ich
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