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Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Der kleine Bruder: Der kleine Bruder

Titel: Der kleine Bruder: Der kleine Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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nicht. Wenn der Arsch hier eine Lesung macht, dann arbeite ich nicht!«
    »Quatsch jetzt«, sagte Karl, »natürlich arbeitest du. Was soll da schon passieren?!«
    »Was da passieren soll? Was ist das denn hier, was glaubst du wohl«, sagte Klaus und zeigte mit dem Finger auf seine Stirn. »Das will ich nicht noch einmal erleben! H.R., der Wichser!«
    »Ach Quatsch, du bist doch von allen Leuten ab jetzt der Sicherste«, sagte Karl, »eine Bombe fällt doch niemals zweimal auf dieselbe Stelle!«
    »Hast du eine Ahnung! Ich will den hier nicht haben!«
    »Das ist meine Kneipe«, sagte Erwin. »Du hast hier gar nichts zu bestimmen, Klaus. Du arbeitest und damit Schluß!«
    »Nee! Hab ich keinen Bock drauf. Wenn der hier auftritt, dann arbeite ich nicht.«
    »Dann brauchst du gar nicht wiederzukommen«, sagte Erwin, »das ist Arbeitsverweigerung!«
    »Kann Karl doch arbeiten, der ist doch Springer heute abend!«
    »Der arbeitet sowieso, ich bin nachher nicht mehr da, Helga holt mich gleich ab. Darum würde ich jetzt auch gerne mal nach oben gehen!«
    »Keine Angst«, sagte Karl zu Klaus, »dir passiert schon nichts.«
    »Ich kenn doch die Scheiße von H.R., da passiert immer was!«
    »Dir aber nicht, Klaus, das schlägt niemals zweimal an derselben Stelle ein. Da kannst du jeden fragen, das sagt dir jeder, der den Krieg noch erlebt hat, keine Bange.«
    »Was hat denn der scheiß Krieg damit zu tun?«
    »Können wir dann jetzt mal nach oben?« sagte Erwin. »Ich hab mit dem Typen ausgemacht, daß wir zwischen sieben und acht Uhr da sind und der dann aufmacht.«
    »Was denn aufmacht, Erwin? Und welcher Typ?« sagte Karl.
    »Frag nicht so blöd, der Arsch, der bis heute in eurer neuen Wohnung gewohnt hat!«
    »Ich hab das irgendwie alles noch nicht verstanden«, sagte Frank. »Wie genau hast du denn jetzt mit dem zu tun, worum geht’s denn jetzt eigentlich?«
    »Das ist die Wohnung genau hier oben drüber«, sagte Erwin, »da wohnt so ein Vogel, der dauernd die Bullen ruft, wegen der Kneipe und so, der macht dauernd Stunk, und den wollte ich deshalb sowieso da raushaben, und jetzt hab ich ihn so weit, das lief über den Hausbesitzer, der hatte auch keinen Bock mehr auf den, und der hat das vermittelt, und wenn der Typ endlich draußen ist und ich den Mietvertrag für die Wohnung habe, dann kriegt der dreitausend Mark von mir, da kann der Gustel noch froh sein, da muß ich immer kotzen, wenn ich daran denke, daß sich das noch auszahlt für den, und ihr zieht dann da alle ein, und alles ist gebongt, und das ist heute, heute ist die Schlüsselübergabe! «
    »Ach Erwin, das glaube ich doch im Leben nicht!« sagte Karl. “Das ist doch alles Zukunftsmusik, Erwin, utopische Träumereien sind das, wenn du mich fragst!«
    »Ha, das ist alles schon erledigt, Kerle. Heute ist die Wohnungsübergabe, da gebe ich euch gleich die Schlüssel, und so bald wie möglich zieht ihr dann um, vielleicht müßt ihr ja noch renovieren, mal sehen, und die Miete zahlt ihr dann weiter an mich, da spart ihr sogar noch ein bißchen was, die Wohnung ist billig, die ist ja auch direkt über der Kneipe, der Vogel hatte ja schon Mietminderung, das ist ja überhaupt der Hammer dabei!«
    »Ich will aber nichts sparen, Erwin«, sagte Karl. »Und Frank hier, der sieht mir auch nicht so aus, als ob er sparen will, jetzt, wo er wegen dem Smog schon viel weniger raucht!«
    »Um mich geht’s ja auch eher weniger«, sagte Frank, »ich bin ja nur wegen Freddie hier, und der weiß ja gar nichts davon, da ist das dann ja auch …«
    »Mit Freddie ist das schon okay«, unterbrach ihn Erwin.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Naja, okay, das sag ich jetzt mal so, könnte ja auch mal was sagen, wenn er wegfährt, der liebe Freddie, und wenn’s euch nicht paßt, dann sucht euch doch mal selber was, sucht ihr doch mal ‘ne Wohnung, ich meine, bin ich euer Papa oder was, da wohnt ihr nicht nur bei mir, nein, da besorge ich euch sogar noch was Neues, ich meine, habt ihr euch etwa um was zum Wohnen gekümmert bis jetzt?«
    »Aber Erwin, warum hätten wir das denn tun sollen?« sagte Karl. »Eigentlich warst du doch mit Helga schon gar nicht mehr zusammen, und jetzt sowas, das hast du uns doch alles erst gestern erzählt, wer hätte das denn ahnen sollen?«
    »Können wir mal mit dem Gelaber aufhören?« sagte Chrissie laut und bestimmt. Alle schauten sie überrascht an. »Das nervt doch. Warum gucken wir uns nicht einfach die Wohnung an und sehen dann weiter?«
    »Na

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