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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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später fuhr Rivera vor Jennys Haus vor. Alles war bedeckt mit einer klebrigen grauen Masse – eine Mischung aus Asche, Mehl und Löschwasser. Als Rivera gerade aussteigen wollte, rief Nailsworth zurück.
    »Jennifer Masterson ist derzeit angestellt bei H.P.'s Café auf der Cypress Street in Pine Cove. Wollen Sie die Telefonnummer?«
    »Nein«, sagte Rivera. »Wenn sie nicht hier ist, fahre ich dorthin. Ich muß sowieso in die Gegend.«
    »Brauchen Sie sonst noch was?« Nailsworth klang, als hätte er noch etwas auf dem Herzen.
    »Nein«, sagte Rivera. »Wenn doch, melde ich mich.«
    »Rivera, denken Sie an die andere Sache.«
    »Welche Sache?«
    »Roxanne. Schauen Sie nach ihr.«
    »Sobald ich kann, Nailsworth.«
    Rivera warf das Mikrofon auf den Beifahrersitz. Als er ins Haus ging, hörte er, wie jemand über das Funkgerät mit einem fürchterlichen Falsett den Chorus des Songs »Roxanne« sang. Nailsworth hatte sich eine Blöße gegeben, und das auf einer offenen Frequenz. Rivera wußte, was das bedeutete – der fette Mann würde zur Schießbudenfigur des ganzen Reviers werden.
    Wenn er hier alles erledigt hatte, schwor sich Rivera, würde er mit einer Geschichte aufwarten, die Spider rehabilitieren würde. Das war er ihm einfach schuldig. Natürlich mußte er dazu erst mal seinen eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen und einigermaßen sauber dastehen.
    Als er an der Tür angelangt war, hüllte eine graue, klebrige Masse seine Schuhe ein. Er wartete, und als niemand aufmachte, ging er auf spanisch fluchend zurück zu seinem Wagen, wobei sich seine Schuhe vollends in Teigklumpen verwandelten.
    Bei H.P.'s Café stieg er erst gar nicht aus. Es war an den verdunkelten Fenstern klar zu erkennen, daß er hier niemanden antreffen würde. Seine letzte Chance war der Head of the Slug Saloon. Wenn Masterson dort auch nicht war, hatte Rivera keine Ahnung, wo er noch suchen sollte, und mußte dem Captain Meldung machen, was er wußte – beziehungsweise, was viel schlimmer war: was er nicht wußte.
    Rivera fand direkt hinter Roberts Pick-up einen Parkplatz vor dem Head of the Slug, und nachdem er einige Minuten gebraucht hatte, um seinen rechten Schuh vom Gaspedal abzulösen, ging er hinein.
     

-34-
U-PICK-EM
     
    Die Heidnischen Vegetarier für den Frieden nannten sie die heiligen Höhlen, denn sie glaubten, daß die Ohlone-Indianer in diesen Höhlen früher religiöse Zeremonien abgehalten hatten, was allerdings nicht der Wahrheit entsprach, denn die Ohlone-Indianer hatten es wegen der großen Fledermauskolonie, die darin hauste, tunlichst vermieden, die Höhlen zu betreten. Mit jenen Fledermäusen wiederum war das Schicksal der Höhlen untrennbar verbunden.
    Der erste Versuch der Inbesitznahme der Höhlen durch Menschen erfolgte in den 60er Jahren, als ein abgebrannter Farmer namens Homer Styles den Entschluß faßte, sich die feuchte Luft darin zunutze zu machen und hier Pilze zu züchten. Homers Startkapital bestand aus fünfhundert Holzkisten, wie sie zum Transport von Mineralwasserflaschen verwendet wurden, sowie einem Zweikilokarton Pilzsporen, den er bei einem Versand bestellt hatte. Investitionssumme insgesamt: sechzehn Dollar. Die Holzkisten hatte Homer an der Rückseite des Thrifty-Mart-Supermarkts gestohlen. Weil er immer nur ein paar davon einladen konnte, hatte das einige Wochen gedauert – genausolange, wie er gebraucht hatte, um die Broschüre Freude und bares Geld mit Pilzen durchzulesen, die das Landwirtschaftsministerium der USA herausgegeben hatte.
    Nachdem er die Kisten mit feuchtem Torf gefüllt und auf dem Höhlenboden verteilt hatte, brachte Homer die Sporen aus und wartete, daß nun das Geld zu rollen begann. Womit Homer nicht gerechnet hatte, war das rapide Wachstum der Pilze (diesen Teil der Broschüre hatte er übersprungen), und so dauerte es nur einige Tage, bis er vor einer Höhle voller Pilze saß, die er nirgends verkaufen konnte, weil er sich niemanden leisten konnte, der ihm beim Ernten half.
    Die Lösung des Problems entdeckte er in einer weiteren Regierungsbroschüre mit dem Titel Ackerbau zum Selberernten, die irrtümlicherweise im gleichen Umschlag gesteckt hatte wie Freude mit Pilzen. Also kratzte Homer seine letzten zehn Dollar zusammen und gab eine Anzeige im Lokalblatt auf: Pilze zum Selbstpflücken – 50 Cent das Pfund. U-Pick-Em. Old Creek Road täglich 9-17 Uhr.
     
    Pilzhungrige Bewohner von Pine Cove kamen in Scharen. So schnell wie die Pilze abgeerntet wurden, wuchsen sie

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