Der kleine Dämonenberater
nicht, daß die mich das Pergament so lange hochhalten lassen, daß Howard Zeit genug hat, die Formel zu übersetzen. Die schöpfen garantiert Verdacht.«
»Nein, du verstehst mich nicht«, Robert schob Travis die Serviette hin, die er mit Brüchen und Wurzelzeichen vollgeschrieben hatte.
Travis warf einen Blick darauf und verstand nicht das geringste. »Was soll mir das sagen?«
»Das soll heißen, daß ich ein Polaroidmagazin an meine Nikon klemmen kann, und wenn du die Pergamentrollen hochhältst, kann ich sie abfotografieren, das Polaroid Howard geben, und dreißig Sekunden später kann er anfangen zu übersetzen. Die Brüche hier besagen, daß die Schrift auch auf dem Polaroid lesbar bleibt. Ich brauche nur genug Zeit, um scharfzustellen und die Blende einzustellen – also etwa drei Sekunden.« Robert schaute in die Runde.
Howard Phillips war der erste, der etwas sagte. »Es hört sich machbar an, wenn auch befrachtet mit etlichen Imponderabilien.«
Augustus Brine lächelte.
»Was denkst du, Gus?« fragte Robert.
»Weißt du, ich dachte immer, du wärst ein hoffnungsloser Fall, aber ich glaube, ich muß meine Meinung ändern. Howard hat recht – es sind jede Menge Wenns im Spiel. Aber es könnte klappen.«
»Er ist immer noch ein hoffnungsloser Fall«, bemerkte der Dschinn. »Die Beschwörungsformel ist völlig nutzlos ohne das Siegel des Salomon, und das ist ein Teil von einem der Kerzenhalter.«
»Die Sache ist hoffnungslos«, sagte Travis.
Brine erwiderte: »Nein, ist sie nicht. Sie ist nur sehr kompliziert. Wir müssen an die Kerzenhalter herankommen, bevor die anderen auch nur auf die Idee kommen, daß das Siegel darin versteckt sein könnte. Wir machen ein Ablenkungsmanöver.«
»Willst du noch mehr Mehl in die Luft jagen?« fragte Gian Hen Gian.
»Nein, wir benutzen dich als Köder. Wenn Catch dich so sehr haßt, wie du sagst, wird er sich auf dich stürzen, und Travis kann sich die Kerzenhalter schnappen und wegrennen.«
»Mir gefällt das nicht«, sagte Travis. »Außer, wir finden einen Weg, Jenny und die Elliots aus der Gefahrenzone zu bringen.«
»Da hat er recht«, sagte Robert.
»Hast du eine bessere Idee?« fragte Brine.
»Rachel ist ein fieses Stück«, sagte Robert. »Aber ich glaube nicht, daß sie über Leichen geht. Vielleicht kann Travis ja Jenny mit den Kerzenhaltern den Abhang vor dem Eingang zur Höhle runterschicken und sagen, andernfalls übersetzt er die Beschwörungsformel nicht.«
»Dann sind immer noch die Elliots übrig«, sagte Brine. »Und außerdem haben wir keine Ahnung, ob der Dämon vielleicht doch weiß, daß das Siegel in den Kerzenhaltern steckt. Ich bin nach wie vor für das Ablenkungsmanöver. Sobald Howard die Formel übersetzt hat, kommt Gian Hen Gian aus dem Wald, und wir alle rennen, was das Zeug hält.«
Howard Phillips sagte: »Aber selbst wenn wir das Siegel und die Formel haben, müssen wir immer noch den ganzen Text ablesen, bevor der Dämon uns alle umbringt.«
»Da hat er recht«, sagte Travis. »Und die ganze Aktion muß in dem Augenblick anfangen, in dem Rachel die Worte aufsagt, die ich übersetze, oder Catch merkt, daß irgendwas faul ist. Bei der Übersetzung kann ich jedenfalls nichts drehen.«
»Mußt du auch gar nicht«, sagte Brine. »Du mußt nur langsamer sein als Howard, und das ist ja wohl kein Problem, soweit ich es verstanden habe.«
»Einen Moment mal«, sagte Robert, der sich von seinem Stuhl erhoben hatte und zur Bar gegangen war, wo Mavis stand. »Mavis, gib mir mal deinen Recorder.«
»Welchen Recorder?« fragte sie scheinheilig.
»Versuch nicht, mich zu verarschen, Mavis. Du hast ein Diktiergerät unter der Bar, mit dem du heimlich die Unterhaltungen der Leute mitschneidest.«
Mavis zog den Recorder unter der Bar hervor und reichte ihn widerstrebend weiter. »Das ist die Lösung zu unserem Zeitproblem«, sagte Robert. »Wir sprechen die Beschwörungsformel auf das Band, bevor der Dschinn aus dem Wald kommt. Sobald und falls wir die Kerzenhalter haben, spielen wir die Aufnahme ab. Das Ding läuft mit doppelter Geschwindigkeit, damit die Sekretärinnen beim Tippen nicht so lange brauchen.«
Brine warf Travis einen Blick zu. »Meinst du, es funktioniert?«
»Es ist auch nicht riskanter als der Rest.«
»Wessen Stimme sollen wir verwenden?« fragte Robert. »Wer übernimmt die Verantwortung?«
Der Dschinn antwortete: »Es kommt nur Augustus Brine in Frage. Er wurde auserwählt.«
Robert sah auf die Uhr. »Wir
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