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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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neugewonnene Freiheit genoß. Erst am nächsten Morgen sollte ich feststellen, daß Salomons Macht über den Dämon und mich von seiner ungetrübten Willenskraft ebenso abhing wie von der Beschwörungsformel und dem Siegel, das er von Jehova erhalten hatte. Und die Frau, Juwel, hatte seinen Willen gebrochen.
    Ich fand Salomon in seinem Palast – er bebte vor Zorn und brach im nächsten Moment in Wehgeschrei aus. Während meiner Abwesenheit war Catch in sein Schlafgemach eingedrungen – allerdings nicht in der Salomon vertrauten Gestalt, sondern er war erschienen als ein riesenhaftes Ungetüm, größer als zwei Männer übereinander und breiter als ein Pferdegespann. Von Entsetzen und Schreck gelähmt, mußte Salomon hilflos zusehen, wie der Dämon die Frau mit einer klauenhaften Hand packte und vom Bett zog, um ihr einen Augenblick später den Kopf abzubeißen. Danach verschlang das Ungeheuer auch noch den restlichen Körper und machte Anstalten, Salomon ebenfalls zu packen. Doch eine unsichtbare Macht schützte den König, der daraufhin dem Dämon befahl, wieder seine kleinere Gestalt anzunehmen. Catch lachte ihm ins Gesicht und trottete davon, in Richtung auf die Gemächer der Frauen.
    Die ganze Nacht hindurch erfüllten die Schreie der zu Tode erschrockenen Frauen den Palast. Salomon gab seinen Wachen den Befehl, den Dämon anzugreifen, doch Catch klatschte sie an die Wand, als wären sie Fliegen. Beim Morgengrauen war der Palast übersät von den zerschmetterten Leichen der Wachen. Von den tausend Frauen des Königs waren nur noch zweihundert am Leben, und Catch war verschwunden.
    Während des Angriffs hatte Salomon die Mächte des Siegels angerufen und zu Jehova gebetet, daß er dem Dämon Einhalt geböte, doch der Wille des Königs war gebrochen, und all seine Bemühungen blieben vergebens.
    Ich spürte, daß es mir unter Umständen möglich wäre, Salomons Herrschaft über mich endgültig abzuschütteln und in Freiheit zu leben, doch so einfältig der König auch sein mochte, irgendwann hätte er vielleicht doch die richtigen Schlüsse gezogen, und dann wäre mein Schicksal besiegelt gewesen und ich wieder in der Niederwelt gelandet.
    Also erbot ich mich, Catch seiner gerechten Strafe zuzuführen. Ich wußte, daß meine Macht viel größer war als die des Dämons. Doch wonach sollte Salomon dies beurteilen – beim Bau des Tempels hatte der Dämon sich überlegen gezeigt. ›Tu, was du kannst‹, sagte er. ›Wenn du den Dämon gefangennimmst, soll es dir gestattet sein, auf der Erde zu bleiben.‹
    Ich spürte Catch in der großen Wüste auf, wo er ganze Nomadenstämme mutwillig abschlachtete. Als ich ihn mit meinen Zauberkräften wehrlos machte, stimmte er ein Gezeter an, daß er ohnehin vorgehabt habe zurückzukehren, weil er durch die Beschwörungsformel verdammt sei, Salomon als Sklave zu dienen und ihm eine Flucht unmöglich war. Er habe einfach nur ein wenig seinen Spaß mit den Menschen haben wollen, erklärte er. Damit ich auf dem Weg zurück nach Jerusalem meine Ruhe hatte, verstopfte ich ihm den Mund mit Sand.
    Als ich Catch zu Salomon brachte, gab mir der König den Befehl, eine Bestrafung für den Dämon zu ersinnen, die es ermöglichte, daß die Bewohner Jerusalems mitansehen konnten, welche Qualen der Dämon zu erleiden hatte. Ich kettete Catch an einen Felsenblock vor dem Palast und schuf einen großen Raubvogel, der sich auf den Dämon stürzte und seine Leber zerhackte, die augenblicklich wieder nachwuchs, denn ebenso wie die Dschinn war auch er unsterblich.
    Salomon war überaus zufrieden mit meiner Arbeit. Irgendwie war er während meiner Abwesenheit wieder zu Verstand gekommen und hatte seine Willenskraft wiedergefunden. Ich stand also vor dem König in der Erwartung meines Lohnes und spürte, wie meine Kräfte in dem Maße schwanden, wie Salomons Wille erstarkte.
    ›Ich habe gelobt, daß du nie wieder in die Niederwelt zurückkehren mußt, und so soll es geschehen‹, sagte er. ›Andererseits bin ich wegen diesem Dämon ziemlich sauer auf alle Unsterblichen, und deswegen bin ich irgendwie dagegen, daß du völlig frei herumlaufen sollst. Also befehle ich, daß du in einen Krug eingesperrt und ins Meer geworfen wirst. Sollte der Zeitpunkt kommen, daß man dich befreit und du wieder auf Erden wandeln kannst, so befehle ich, daß du über das Menschengeschlecht keinerlei Macht hast, es sei denn, du handelst gemäß meinem Willen, der von jetzt an bis in alle Ewigkeit nur das Wohl der

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