Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
anderen allerdings eines voraus – seine Verwünschungen waren mit blauen Rauchwirbeln gewürzt.
    »Es ist gut, daß du keine Angst hast, Augustus Brine. Es steht Schreckliches bevor – das Böse ist im Anmarsch, und es ist ein gutes Zeichen, daß du selbst in der Gegenwart des großen Gian Hen Gian einen kühlen Kopf bewahrst. Es gibt nicht viele Männer deines Schlages, die angesichts des großen Gian Hen Gian einen klaren Kopf und ihren Humor bewahren. Schwächere Gestalten verlieren angesichts meiner Größe häufig die Fassung.«
    »Darf ich dir etwas anbieten«, sagte Brine und hielt ihm die Flasche Cabernet hin, die er aus dem Laden mitgebracht hatte.
    »Nein danke, mich dürstet vielmehr nach diesem hier.« Er stürzte den Becher mit Meerwasser hinunter. »Das kommt noch aus der Zeit, als ich sonst nichts zu trinken hatte.«
    »Ganz wie du wünschst.« Brine nahm einen kleinen Schluck aus der Flasche.
    »Wir haben nicht viel Zeit, Augustus Brine, und was ich dir zu sagen habe, mag deinem kleinen Geist unfaßbar erscheinen. Sei also auf einiges gefaßt.«
    »Mein kleiner Geist ist auf alles gefaßt, Großer König. Doch erst sagt mir, habe ich dich wirklich blaue Rauchwolken ausstoßen sehen, als du heute morgen fluchtest?«
    »Ich war ein wenig aufbrausend, das stimmt. Aber das ist nicht weiter von Bedeutung. Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte jenen Tölpel in eine Schlange verwandelt, die auf ewig an ihrem eigenen Schwanz kaut?«
    »Nein, die Verwünschung war in Ordnung, obwohl es im Fall von Vance unter Umständen einen Aufstieg bedeutet hätte, wenn du ihn in eine Schlange verwandelt hättest. Deine Verwünschungen waren doch auf arabisch, stimmt's?«
    »Ich bevorzuge diese Sprache wegen ihrer Musikalität.«
    »Aber ich spreche kein Arabisch, und doch habe ich dich verstanden. Du sagtest: ›Möge dir das Finanzamt dahinterkommen, daß du deine Kuschelecke als kulturelle Leistungen absetzt‹, ist das richtig?«
    »Wenn ich zornig bin, galoppieren die Pferde meiner Phantasie auf blumigen Pfaden.« Der Araber strahlte über beide Ohren vor Stolz. Seine Zähne waren spitz und scharfkantig wie das Gebiß eines Haifischs. »Du bist auserwählt, Augustus Brine.«
    »Warum ich?« Brine konnte die ganze Sache zwar immer noch nicht glauben, denn das Ganze war nun gar zu absurd, doch das ließ er einfach außer acht. Wenn es im Universum schon keine Ordnung gab, was sollte dann so beunruhigend daran sein, wenn man am Strand saß und sich mit einem arabischen Zwerg unterhielt, der von sich behauptete, er sei der König der Dschinn, was auch immer das bedeuten mochte? Ja, so seltsam es auch erscheinen mochte, es bereitete Brine sogar ein gewisses Vergnügen festzustellen, daß im Lichte dieser Begegnung all seine bisherigen Mutmaßungen über die Natur der Welt null und nichtig erschienen. Er hatte die Tür aufgestoßen zur großen Gleichgültigkeit des Zen und der Erleuchtung durch das Absurde.
    Gian Hen Gian lachte. »Ich habe dich auserwählt, Augustus Brine, weil du ein Angler bist, der keine Fische fängt. Leute deines Schlages besitzen meine Sympathie, seit ich vor etwa tausend Jahren aus dem Meer gefischt und aus dem Krug des Salomon befreit wurde. Du kannst dir nicht vorstellen, wie steif man wird, wenn man Jahrhunderte in einem Krug zubringen muß.«
    »Und wie's scheint, auch ziemlich zerknittert«, sagte Brine.
    Gian Hen Gian überging diese Bemerkung. »Augustus Brine, ich habe dich hier gefunden, wie du dem Getöse des Universums lauschtest, in deinem Herzen immer noch einen Funken Hoffnung, den alle Fischer in sich tragen, nur um am Ende doch enttäuscht zu werden. Du hast keine Liebe, keinen Glauben und kein Ziel. Du sollst ein Werkzeug in meinen Händen sein und als Gegenleistung wirst du all das empfangen, was dir versagt ist.«
    Brine wollte gegen diese Einschätzung des Arabers Einspruch erheben, doch dann erkannte er, daß der Mann die Wahrheit gesagt hatte. Genau dreißig Sekunden lang hatte seine Erleuchtung gedauert, und nun ließ er sich wieder von seinem Karma und seinen Begierden leiten. Posterleuchtungsdepression, dachte er.
     

-6-
DIE GESCHICHTE DES DSCHINN
     
    Brine sagte: »Entschuldigung, aber was genau ist ein Dschinn?«
    Gian Hen Gian spuckte in die Brandung und stieß einen Fluch aus, doch diesmal verstand Brine kein Wort davon, und es wirbelten auch keine blauen Rauchfahnen durch die Luft.
    »Ich bin ein Dschinn. Die Dschinn waren das erste Volk. Diese Welt gehörte uns

Weitere Kostenlose Bücher