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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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vor der Nase zu. Na ja, auch nicht schlecht. Jetzt konnte sie sich ein Paar Jogginghosen anziehen, den Inhalt des Kühlschranks auf ein Tablett packen und es sich für den Rest des Abends vor dem Fernseher gemütlich machen.
    Zögerlich klopfte es an der Tür. Jenny öffnete erneut. »Ich bin etwas nervös, Entschuldigung«, sagte sie.
    »Schon in Ordnung«, erwiderte Travis. »Sollen wir los?«
    »Klar. Ich hole nur meine Handtasche.« Und wieder machte sie ihm die Tür vor der Nase zu.
    Während der Fahrt zum Restaurant herrschte unbehagliches Schweigen zwischen beiden. Normalerweise wäre dies die Gelegenheit gewesen, sich gegenseitig zu erzählen, was man bisher so erlebt hatte, doch Jenny war entschlossen, nicht über ihre Ehe zu sprechen, was den Großteil ihres Erwachsenenlebens von der Konversation ausschloß, und Travis hatte sich vorgenommen, nicht über den Dämon zu sprechen, und dadurch fiel für ihn der Großteil des zwanzigsten Jahrhunderts flach.
    Das Restaurant, The Old Italian Pasta Factory, lag in einem alten Molkereigebäude – eine Erinnerung an die Zeiten, als die Wirtschaft von Pine Cove eher auf Viehzucht als auf Tourismus basierte. Man hatte den Betonboden gelassen, wie er war, und auch das verwitterte Wellblechdach behalten – die Eigentümer hatten sich bemüht, den ländlichen Charme des Gebäudes zu erhalten und lediglich durch einen offenen Kamin, dezente Beleuchtung und traditionelle rot-weiße Tischdecken eine anheimelnde Atmosphäre mit italienischem Flair zu erzeugen. Die Tische waren klein, doch in großzügig bemessenem Abstand zueinander aufgestellt, und jeder einzelne war mit einem frischen Strauß Blumen und einer Kerze dekoriert. Die Pasta Factory, darüber herrschte allgemeine Übereinstimmung, war das romantischste Restaurant der ganzen Gegend.
    Sobald die Bedienung sie zu ihrem Tisch gebracht hatte, entschuldigte sich Jenny, sie müsse die Toilette aufsuchen.
    »Du kannst den Wein aussuchen«, sagte sie. »Ich bin nicht wählerisch.«
    »Ich trinke nicht, aber wenn du einen möchtest …«
    »Nein, schon gut. Mal was anderes. Ist ja auch was Schönes.«
    Sobald Jenny gegangen war, kam die Bedienung – eine Mittdreißigerin, die aussah, als wüßte sie, was sie tat und was sie wollte – an den Tisch.
    »Guten Abend, Sir. Was kann ich Ihnen denn heute zu Trinken bringen?« Mit einer schwungvollen, knappen Bewegung griff sie in die Tasche an ihrem Gürtel und zückte ihren Notizblock wie ein Revolverheld, der seinen Colt aus dem Holster zieht. Diese Bedienung würde es weit bringen, dachte Travis.
    »Ich denke, ich warte, bis die Dame zurückkommt«, sagte er.
    »Ach, Jenny. Die trinkt einen Kräutertee. Und Sie wollen, lassen Sie mich raten …« Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, überlegte, wie sie ihn einordnen sollte und verkündete: »Sie trinken ein importiertes Bier, stimmt's?«
    »Ich trinke nicht, also …«
    »Daß ich darauf nicht gekommen bin.« Die Bedienung klatschte sich mit der Hand an die Stirn, als wäre ihr gerade ein kapitaler Fehler unterlaufen, ungefähr so, als hätte sie gerade einen Salat mit Plutonium anstatt italienischem Sahnedressing serviert. »Ihr Mann ist ja ein Säufer; da ist es doch nur natürlich, daß sie mit einem Antialkoholiker ausgeht. Kann ich Ihnen ein Mineralwasser bringen?«
    »Das wäre nett«, sagte Travis.
    Sie kritzelte geräuschvoll auf ihrem Block herum, ohne ihren Blick von Travis zu wenden oder ihr »Wir-tun-alles-zu-Ihrer-Zufriedenheit«-Lächeln abzustellen. »Möchten Sie eine Portion Knoblauchbrot, während Sie warten?«
    »Sicher«, sagte Travis. Er schaute ihr hinterher, als sie mit schnellen, mechanisch kurzen Schritten zur Küche eilte. Einen Augenblick später war sie auch schon am Ziel. Travis überlegte, wieso manche Leute schneller gehen konnten, als er laufen konnte. Sind eben Profis, dachte er.
    Jenny brauchte fünf Minuten, bis sie die Toilettenpapierfitzelchen entfernt hatte, die noch unter ihren Achseln klebten. Zwischendurch gab es eine peinliche Situation, als eine andere Frau die Toilette betrat, während sie vor dem Spiegel stand und ihren Ellbogen in die Luft reckte. Als sie an ihren Tisch zurückkehrte, fand sie Travis, der sie über einen Korb voll Knoblauchbrot hinweg anstarrte.
    Sie sah den Kräutertee an ihrem Platz und sagte: »Woher wußtest du das?«
    »Übersinnliche Kräfte vermutlich«, antwortete er. »Ich hab auch Knoblauchbrot bestellt.«
    »Oh, ja«, sagte sie und setzte sich.
    Sie

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