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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Thermoskanne war nun leer, und so ließ er sich die letzte Tasse Kaffee noch einmal richtig schmecken. Vielleicht war es ja die letzte Tasse Kaffee, die er je trinken würde. Er versuchte, sich in einen Ruhestand des Zen zu versetzen, doch es wollte ihm nicht gelingen – wie sollte es auch: Je mehr man sich auf etwas konzentrierte, desto ungreifbarer wurde es. » Als wenn man versuchte, die Zähne zu kauen«, lautete eine Regel des Zen. »Es gibt nichts, das man beißen könnte, doch gibt es etwas, womit man es beißen könnte.« Der einzige Weg, eine gewisse Gedankenleere zu erreichen, war nach Hause zu fahren und ein paar Millionen Gehirnzellen mit ein paar Flaschen Wein den Bach runterzujagen – doch das kam derzeit nicht in Frage.
    »Du bist besorgt, Augustus Brine.« Der Dschinn hatte über eine Stunde kein Wort gesagt. Nun erschrak Brine beim Klang seiner Stimme so sehr, daß er beinahe den Kaffee verschüttet hätte.
    »Der Wagen«, sagte Brine. »Was ist, wenn der Dämon im Wagen ist? Wir haben keine Möglichkeit, das herauszufinden.«
    »Ich gehe hin und sehe nach.«
    »Nachsehen? Du hast gesagt, er ist unsichtbar.«
    »Ich klettere in den Wagen und fühle nach ihm. Ich werde ihn spüren, wenn er so nahe ist.«
    »Und wenn?«
    »Dann komme ich zurück und sage dir Bescheid. Mir kann er nichts anhaben.«
    »Nein.« Brine strich sich durch den Bart. »Ich will, daß er erst im letzten Augenblick merkt, daß wir überhaupt da sind. Ich muß das Risiko eingehen.«
    »Ich hoffe, du bist schnell, Augustus Brine. Wenn Catch dich sieht, stürzt er sich im nächsten Augenblick auf dich.«
    »Mich kriegt er nicht zu fassen«, sagte Brine mit einem Selbstvertrauen, an dem er selbst gewisse Zweifel hatte. Eigentlich fühlte er sich wie ein fetter alter Mann – außerdem müde und überdreht von zuviel Kaffee und zu wenig Schlaf.
    »Die Frau!« Der Dschinn stieß Brine einen knochigen Finger in die Rippen.
    Jenny kam in ihrer Kellnerinnenuniform aus dem Haus. Sie schritt die Treppe hinunter und ging über das schmale Rasenstück vor ihrem Haus zu ihrem Toyota.
    »Wenigstens ist sie noch am Leben.« Brine machte sich bereit. Nun, da Jenny aus dem Haus war, hatten sie ein Problem weniger, aber trotzdem blieb ihnen nicht viel Zeit. Der Gebieter des Dämonen konnte jeden Augenblick herauskommen. Wenn sie ihre Falle bis dahin nicht aufgestellt hatten, war alles verloren.
    Der Anlasser des Toyota heulte zweimal kurz auf und soff dann ab. Der Auspuff spie eine blaue Rauchwolke aus. Der Motor knirschte, sprang erneut kurz an, drehte ein paarmal stotternd und soff wieder ab. Erneut eine blaue Rauchwolke.
    »Wenn sie ins Haus zurückgeht, müssen wir sie aufhalten«, sagte Brine.
    »Dann verrätst du dich, und die Falle nützt uns nichts mehr.«
    »Ich kann sie nicht zurück ins Hause gehen lassen.«
    »Sie ist nur eine einzige Frau, Augustus Brine. Der Dämon Catch wird tausend umbringen, wenn ihn niemand aufhält.«
    »Sie ist eine Freundin von mir.«
    Der Anlasser des Toyota heulte erneut auf. Viel Saft schien er allerdings nicht mehr zu haben, denn er klang wie ein verendendes Tier in den letzten Zügen, doch der Motor sprang endlich an. Jenny trat das Gaspedal durch, um ihn auf Touren zu bringen und fuhr, eine dicke, ölige Qualmwolke im Gefolge, davon.
    »Also gut«, sagte Augustus Brine. »Los geht's.« Er startete den Pick-up, fuhr auf das Haus zu und hielt an.
    »Stell den Motor ab«, sagte der Dschinn.
    »Bist du verrückt? Wir lassen ihn laufen.«
    »Wie willst du den Dämon denn hören, wenn er schon kommt, bevor du fertig bist?«
    Ohne große Begeisterung drehte Brine den Zündschlüssel um. »Also los!« sagte er.
    Brine und der Dschinn sprangen aus dem Wagen und rannten zur Ladefläche. Brine ließ die Ladeklappe herunter. Dahinter standen zwanzig Mehltüten à fünf Pfund, aus denen jeweils oben ein Draht herausragte. Brine nahm eine Tüte in jede Hand, rannte damit zur Mitte des Rasens und ließ den Draht hinter sich abrollen. Der Dschinn zerrte mühsam eine Tüte von der Ladefläche, die er dann wie ein Baby in den Armen zur abgelegenen Ecke des Rasens schleppte.
    Jedesmal, wenn Brine zu seinem Pick-up kam, spürte er, wie seine Panik schlimmer wurde. Der Dämon konnte überall sein. Als hinter ihm der Dschinn auf einen Zweig trat, schoß Brine herum, die Hand an die Brust gepreßt.
    »Ich bin's nur«, sagte der Dschinn. »Wenn der Dämon hier wäre, würde er sich zuerst mich vornehmen, und du hättest

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