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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Warum rückst du mit so was immer hinterher raus?
    »Ich hatte es vergessen.«
    »Ich hätte dabei draufgehen können.«
    »Im Dienste des Großen Gian Hen Gian zu sterben – welch eine Ehre. Ich beneide dich, Augustus Brine.« Der Dschinn nahm seine Strickmütze vom Kopf, schüttelte das Mehl ab und hielt sie feierlich an seine Brust gepreßt. Sein kahler Schädel war die einzige Stelle an ihm, die nicht mit Mehl bedeckt war.
    Augustus Brine fing an zu lachen.
    »Was ist so komisch?« fragte der Dschinn.
    »Du siehst aus wie ein abgenudelter, brauner Wachsmalstift«, prustete Brine vor Lachen. »König der Dschinn. Laß es gut sein.«
    »Was ist denn hier so komisch?« fragte Travis benommen.
    Die linke Hand am Steuer, ließ Augustus Brine kurz seine Rechte herüberschnellen und knipste dem Gebieter des Dämonen das Licht aus.
     

-25-
AMANDA
     
    Amanda Elliot erzählte ihrer Tochter, daß sie am nächsten Tag früh aufbrechen wollte, damit sie dem Verkehr in Monterey aus dem Weg gehen konnte, doch die Wahrheit war, daß sie außerhalb von zu Hause nicht besonders gut schlief. Der Gedanke daran, noch eine weitere Nacht in Estelles Gästezimmer zuzubringen und still dazuliegen, während sie darauf wartete, daß die anderen im Haus aufwachten, war ihr unerträglich. Um fünf Uhr war sie wach, keine halbe Stunde später war sie angezogen und reisefertig. Estelle stand im Morgenmantel in der Einfahrt und winkte ihrer Mutter nach, als sie davonfuhr. In den letzten Jahren hatten sich Amdandas Besuche bei ihrer Tochter zu einer elenden, tränentriefenden Angelegenheit entwickelt. Estelle konnte es einfach nicht lassen, auf der Tatsache herumzuhacken, daß jeder Augenblick, den sie zusammen verbrachten, der letzte sein könnte. Anfangs hatte Amanda sie noch damit zu beruhigen versucht, daß sie noch etliche Jahre vor sich hätte und kein Anlaß zur Panik bestand. Doch Estelle ließ sich davon nicht beirren, so daß Amanda schließlich nichts weiter übrigblieb, als Vergleiche zu ziehen zwischen ihrer eigenen Vitalität und der Energie, die Estelles nichtsnutziger Ehemann Herb noch an den Tag legte. »Wenn er nicht wenigstens ab und zu mit dem Finger auf die Fernbedienung tippen würde, wüßte man ja gar nicht mehr, ob er überhaupt noch am Leben ist.«
    Sosehr es Amanda auch manchmal nervte, daß Effrom im Haus herumschlich wie ein ruheloser alter Kater, sie brauchte nur eine Sekunde lang an Herb zu denken, der mit Estelles Couch verwachsen zu sein schien, und schon erschien ihr der eigene Gatte in ganz anderem Licht. Verglichen mit Herb war Effrom die gelungene Kombination aus Errol Flynn und Douglas Fairbanks – ein wahrer Held an der Ehefront. Amanda vermißte ihn.
    Sie fuhr fünf Meilen schneller als erlaubt und pendelte forsch zwischen den Fahrspuren hin und her, wobei sie immer den Rückspiegel im Auge behielt, um rechtzeitig zu merken, wenn ein Polizeiwagen hinter ihr war. Sie war zwar eine alte Frau, aber das hieß noch lange nicht, daß sie auch so fahren mußte. Im Gegenteil.
    Die hundert Meilen nach Pine Cove schaffte sie in etwas mehr als anderthalb Stunden. Effrom würde jetzt in seiner Werkstatt stecken, an seinen Schnitzereien arbeiten und Zigaretten rauchen. Das mit den Zigaretten sollte sie zwar eigentlich gar nicht wissen, genausowenig wie sie wissen sollte, daß er jeden Morgen vor dem Fernseher saß und sich die Frauen in der Aerobic-Show anschaute. Männer konnten anscheinend ohne ihre kleinen Geheimnisse nicht existieren, ob sie nun real waren oder eingebildet. Die Kekse, die man aus der Dose mopst, schmecken nun mal süßer als diejenigen, die man auf einem Teller serviert bekommt, und nichts stachelt die Geilheit so an wie der Puritanismus. Effrom zuliebe spielte Amanda die ihr zugedachte Rolle, sie blieb ihm auf den Fersen, so daß er immer auf der Hut sein mußte, doch sie vermied es, ihn auf frischer Tat zu ertappen.
    Als sie heute die Auffahrt hineinfuhr, trat sich noch einmal extra aufs Gaspedal und ließ sich schön Zeit mit dem Hereinkommen, damit er sie auch ganz sicher hörte und Zeit genug hatte, sich eine Ladung Mundspray in den Mund zu sprühen, damit er nicht so nach Tabak roch. War dem alten Sack noch nie aufgefallen, daß sie diejenige war, die das Mundspray kaufte und ihm jede Woche ein neues Fläschchen hinstellte? Schön dämlich, der Alte.
    Als Amanda das Haus betrat, drang ihr ein beißender Geruch nach Verbranntem in die Nase. Sie hatte noch nie Cordit gerochen, und so nahm

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