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Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Titel: Der kleine Freund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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Beule an, die er fühlen konnte –, und dann drehte er sich um, so weit er es wagen konnte, und spähte nach unten, um zu sehen, was ihn da getroffen hatte. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, und er konnte nur den gestreckten Schatten des Wassertanks sehen, und sein eigener Schatten hing wie eine lang gestreckte Vogelscheuche an der Leiter.
    Die Fenster des TransAm auf der Lichtung waren blinde Spiegel im grellen Licht. Ob Farish den Turm präpariert hatte? Danny hatte die Frage verneint, aber es wurde ihm schlagartig klar, dass er nicht sicher sein konnte.
    Und jetzt war er hier. Er stieg eine Sprosse höher und hielt inne; er überlegte, ob er wieder hinunterklettern und das Ding suchen sollte, das ihn am Kopf getroffen hatte, aber dann sah er ein, dass es reine Zeitverschwendung wäre. Was er dort getan hatte, dort unten, war erledigt; was er jetzt zu tun hatte, war klettern: Er musste sich darauf konzentrieren, auf das Dach zu kommen. Er wollte sich nicht in die Luft sprengen lassen  – aber wenn es passiert, dachte er und warf einen Blick hinunter zu dem blutverschmierten Wagen, dann scheiß drauf.
    Es gab nichts anderes zu tun als weiterzuklettern. Er rieb sich die schmerzende Beule am Kopf, holte tief Luft und stieg eine Sprosse höher.

    Irgendetwas in Harriet rastete ein, und sie war wieder in ihrem Körper. Sie lag auf der Seite, und es war, als kehre sie zu einem Fenster zurück, von dem sie weggegangen war, aber zu einer anderen Scheibe. Ihre Hand war voller Blut. Sie starrte sie an, ohne genau zu wissen, was sie da sah.
    Dann fiel es ihr wieder ein, und sie fuhr kerzengerade hoch. Er war unterwegs, und sie hatte keinen Augenblick Zeit zu verlieren. Benommen stand sie auf. Plötzlich schoss eine Hand von hinten heran und packte sie beim Knöchel. Sie schrie und trat danach und kam unverhofft wieder frei. Sie stürzte zur Luke, gerade als Danny Ratliff mit zerschlagenem Gesicht und seinem blutbespritzten Hemd hinter ihr auf der Leiter heraufkam wie ein Schwimmer, der aus dem Pool klettert.
    Er war Furcht erregend, übel riechend, riesig. Keuchend, beinahe weinend vor Entsetzen klapperte Harriet die Leiter hinunter zum Wasser. Sein Schatten fiel über die offene Luke und verfinsterte die Sonne. Klank: Hässliche Motorradstiefel traten über ihr auf die Leiter. Er kam herunter, ihr nach: klank klank klank klank.
    Harriet drehte sich um und stürzte sich von der Leiter. Mit den Füßen zuerst tauchte sie ein, hinunter in die dunkle Kälte, bis sie den Boden erreichte. Prustend und würgend von dem ekelhaften Geschmack, zog sie die Arme durch und schoss mit einem einzigen, kraftvollen Schwimmzug wieder an die Oberfläche.
    Kaum war sie aufgetaucht, schloss sich eine starke Hand um ihr Handgelenk und zog sie hoch. Er stand brusttief im Wasser auf der Leiter, hielt sich mit der einen Hand fest und lehnte sich zur Seite, um sie zu halten, und seine silbrigen Augen durchbohrten sie wie ein Messer.
    Sie schlug um sich, wand sich, sträubte sich mit aller Kraft, mit einer Kraft, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie sie besaß.
Aber obwohl sie gewaltige Wasserfontänen aufwirbelte, kam sie nicht los. Immer höher zog er sie – ihre nassen Kleider waren schwer, und sie spürte, wie seine Muskeln vor Anstrengung bebten –, während sie ihm das abscheuliche Wasser ins Gesicht spritzte, Schlag um Schlag.
    »Wer bist du?«, schrie er. Seine Lippe war aufgeplatzt, und seine Wangen waren fettig und unrasiert. »Was willst du von mir?«
    Harriet stieß ein ersticktes Keuchen aus. Der Schmerz in ihrer Schulter war atemberaubend. Auf seinem Bizeps wand sich eine blaue Tätowierung: eine düstere Oktopusform, ein verschwommener Schriftzug, Old English, unlesbar.
    »Was machst du hier oben? Sag schon!« Er schüttelte Harriets Arm, bis gegen ihren Willen ein lauter Schrei aus ihrer Kehle drang. Verzweifelt strampelnd suchte sie im Wasser irgendetwas, um sich abzustützen. Blitzartig klemmte er ihr Bein mit seinem Knie fest und packte sie – schrill gackernd wie eine Frau – bei den Haaren. Mit einer schnellen Bewegung tauchte er ihr Gesicht in das dreckige Wasser und riss sie dann triefend wieder hoch. Er zitterte am ganzen Körper.
    »Jetzt antworte mir, du kleines Biest!«, kreischte er.

    In Wahrheit zitterte Danny vor Schrecken ebenso sehr wie vor Wut. Er hatte so schnell gehandelt, dass er keine Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, und jetzt, da er das Mädchen erwischt hatte, konnte er es kaum glauben.

Sie

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