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Der kleine Koenig von Bombay

Der kleine Koenig von Bombay

Titel: Der kleine Koenig von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chandrahas Choudhury
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alles so seltsam, wie in einem Traum. Nein … das ist mein üblicher Fehler! Ich will versuchen,
sie
zum Reden zu bringen, und ich höre zu.«
    »Wie ich sehe, denkst du nach, Deepakbhai«, sagte er und setzte sich etwas aufrechter hin. »Bestimmt denkst du an deine Kinder. Kommen sie bald von ihrem Unterricht zurück?«
    »Was ich gerade denke, ist, dass du ein Trottel bist, wenn du meinst, in Dubai wäre es dir besser ergangen«, sagte Deepak. »Das Syndikat hat einen Ableger in Dubai. Seit letztem Jahr. Ich war dort – wäre sogar zweimal dort gewesen, wenn ich nicht Denguefieber bekommen hätte. Glaub mir, es ist nicht so toll, wie du denkst. Es ist der gleiche Mist wie hier. Wir Inder meinen bloß immer, es wäre toll, im Ausland zu arbeiten.«
    »Du warst in Dubai? Warum hast du denn davon bisher kein Wort gesagt, Deepakbhai?«
    »Du hast mir doch keine Sekunde Zeit gelassen, irgendwas zu sagen. Du bist wie der Rajdhani Express. Wenn du erst mal in Fahrt bist, geht es drei Stunden lang ohne Halt mit Volldampf geradeaus.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ihr so groß seid, Deepakbhai.«
    »So groß? Wir sind noch viel größer, als du denkst. Du darfst nicht danach gehen, wie unser Büro hier aussieht. Das muss aus geschäftlichen Gründen so sein. Aber wir haben Verbindungen auf der ganzen Welt. In meinem Handy sindüber sechshundert Telefonnummern gespeichert, alles Geschäftsverbindungen. Und rund hundert davon haben eine internationale Vorwahl.«
    »Das ist ja enorm, Deepakbhai. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht ins Ausland telefoniert.«
    »Nur weil du klein bist, heißt das nicht, dass wir nicht groß sein können«, sagte Deepak und ließ den Blick über die Möbel und Gegenstände im Zimmer schweifen wie Brahma, der die Schöpfung begutachtet. »Wenn es irgendwo auf dieser Welt etwas gibt, das du haben willst, können wir es dir besorgen – solange du es bezahlen kannst. Und wenn du irgendjemanden suchst, egal, wen, finden wir ihn für dich.«
    »Egal, wen? Was willst du damit sagen, Deepakbhai?«
    »Genau das. Wir brauchen nur den Namen und eine Beschreibung, dann spüren wir ihn auf.« Mit einer ausholenden Armbewegung deutete Deepak die endlosen Weiten jenseits des Old Wadia Chawl an. »Ob er sich im Vorland des Himalaya oder den Schluchten des Chamal-Tals, im Salz des Rann von Kachchh 11 oder den Wäldern des Golf von Bengalen versteckt – wenn er nicht tot ist, finden wir ihn. Und sollte er tot sein, sprechen wir unser Beileid aus.«
    »Glauben Sie ihm kein Wort«, sagte Deepaks Frau mit einem schelmischen Glitzern in den Augen.
    »Wenn
du
dich allerdings entschließen würdest unterzutauchen, hätten wir echte Probleme, dich zu finden.« Deepak lachte schallend. »Da müssten wir in viel mehr Schlupflöchern nachsehen. Winzigen Schlupflöchern.«
    »Haha – guter Witz, Deepakbhai.« Arzee saß einen Momentlang sinnierend da, die Hand vor dem Mund. Nur sein huschender Blick verriet seine Aufregung. Den ganzen Tag hatte er über seine Zukunft nachgedacht. Jetzt fragte er vorsichtig: »Ob es wohl irgendeine Möglichkeit gäbe, für … für euch zu arbeiten, Deepakbhai?«
    »Für uns zu arbeiten? Ach!«, sagte Deepak. »Monatelang belächelst du mich, weil du diesen tollen Kinojob hast, und jetzt findest du es plötzlich okay, für uns zu arbeiten?«
    »Ich habe dich nie belächelt, Deepakbhai. Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, das stimmt überhaupt nicht. Arbeit ist Arbeit, Deepakbhai. Und ich habe meine Arbeit geliebt, deshalb wäre ich früher nicht auf diese Idee gekommen. Aber jetzt bin ich bereit, mich zu verändern. Ich erkenne, dass ich für eine neue Zeit auch ein neuer Mensch werden muss.«
    »Du bist ein komischer Kerl«, sagte Deepak. »Wenn ich deinen Gesichtsausdruck beim Nachdenken sehe, kommst du mir manchmal vor wie ein Volltrottel, aber dann wieder bist du schon über die Kreuzung gerast, bevor die Ampel auch nur auf Grün geschaltet hat. Interessanterweise habe ich nämlich gerade gedacht, dass du uns nützlich sein könntest.«
    »Wirklich?! Das freut mich zu hören, Deepakbhai. Aber … was für eine Art von Arbeit wird das sein? Ich will nichts Illegales machen, Deepakbhai. Jedenfalls nicht gleich. So wie ich mich kenne, würde ich gleich am ersten Tag geschnappt werden.«
    »Wie könnte es nicht illegal sein, wenn du für uns arbeitest?«, sagte Deepak. »Dann hat sich das also erledigt.« Er betrachtete Arzees niedergeschlagene Miene und lachte.

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