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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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Schulter –
möglich daß sich insgeheim etwas wie Stolz in seinem
Herzen regte, solch einen Erben vorstellen zu können.
    »Dies ist der neue Lord Fauntleroy,« fuhr er
fort, »Fauntleroy, dies ist Mordaunt, unser
Geistlicher.«
    Fauntleroy blickte zu dem steifen, schwarz gekleideten Herrn
auf und reichte ihm die kleine Hand.
    »Es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen,
Sir,« sagte er, eingedenk der Redensart, mit welcher Mr. Hobbs
hier und da einen neuen, hochgeschätzten Kunden beehrte.
Cedrik war überzeugt, daß man einem Geistlichen
gegenüber in der Höflichkeit ein übriges
thun müsse.
    Mr. Mordaunt hielt das Händchen einen Augenblick in
der seinen und blickte, unwillkürlich lächelnd, in
das blühende Kindergesicht. Er hatte den kleinen Gesellen
bereits lieb – wie es ja den meisten Menschen erging. Nicht
die Schönheit und Anmut des Knaben sprach zu seinem Herzen,
sondern die Einfachheit und Kindlichkeit, die all seine Worte, so
wunderlich und komisch dieselben oft waren, liebenswürdig und
herzgewinnend machten.
    »Und ich freue mich von ganzem Herzen der Ihrigen,
Lord Fauntleroy,« erwiderte der Pastor die Anrede.
»Sie haben eine lange Reise machen müssen und wir
sind alle erfreut, daß Sie dieselbe so glücklich
überstanden haben.«
    »Die Reise war sehr lang,« versetzte
Fauntleroy, »aber Herzlieb, meine Mama, ist mit mir gekommen,
und da bin ich natürlich gar nicht einsam gewesen. Man ist ja
nie einsam, wenn man seine Mutter bei sich hat, und das Schiff war
wunderschön.«
    »Setzen Sie sich, Mordaunt,« sagte der Graf.
    »Eure Herrlichkeit ist sehr zu
beglückwünschen,« sprach der Geistliche mit
Wärme, indem er sich einen Stuhl zurechtrückte: der
Graf schien jedoch nicht geneigt, seine Gefühle über
den Punkt laut werden zu lassen.
    »Er sieht seinem Vater ähnlich,«
bemerkte er ziemlich kurz angebunden. »Hoffentlich
führt er sich einmal verständiger auf. Nun, und was
gibt's heute, Mordaunt?« setzte er hinzu. »Wer ist
wieder einmal im Elend?«
    Das klang lange nicht so schlimm, als Mr. Mordaunt erwartet
hatte, und doch begann er erst nach einigem Zögern sein
Anliegen vorzutragen.
    »Es handelt sich um Higgins – Higgins von
der äußeren Farm. Der Mann hat Unglück
gehabt. Ich will nicht gerade behaupten, daß er ein sehr guter
Wirtschafter ist, allein die Verhältnisse sind derart,
daß er zurückkommen mußte. Er selbst war
letzten Herbst krank, dann hatten die Kinder das Scharlachfieber und
nun liegt die Frau. Es handelt sich um den Pachtzins und Newick droht,
ihm sofort zu kündigen, wenn er nicht zahlt. Die Sache steht
natürlich sehr schlimm für ihn, und er kam gestern zu
mir mit der Bitte, mich bei Ihnen für die Gewährung
einer längern Frist zu verwenden.«
    »Das alte Lied,« sagte der Graf sichtlich
verstimmt.
    Fauntleroy stand zwischen dem Großvater und dem
Besucher und war ganz Ohr. Er »'tressierte« sich
natürlich sofort für Higgins und die Kinder und
hätte gar zu gern gewußt, wie viele es ihrer seien,
und ob sie sehr krank gewesen.
    »Higgins ist ein wohlgesinnter Mann,«
bemerkte der Geistliche, bemüht, sein Gesuch zu
unterstützen.
    »Und ein schlechter Pächter, der immer im
Rückstande ist,« erwiderte Seine Herrlichkeit.
»Ich weiß das von Newick.«
    »Augenblicklich ist die Not groß. Der Mann
hängt sehr an seiner Familie, und wenn ihm die Pacht
gekündigt wird, so können sie alle miteinander
verhungern. Zudem verordnet der Arzt Wein und kräftige Kost
für die Kinder, und Higgins weiß nicht, woher das
nehmen.«
    »So war's gerade bei Michael,« warf Lord
Fauntleroy, näher tretend, ein.
    Der Graf blickte überrascht auf. »Dich hatte
ich ganz vergessen,« sagte er. »Dachte gar nicht mehr
daran, daß wir einen Philanthropen im Zimmer haben. Nun, wer
war denn Michael?« Und das belustigte Lächeln flog
wieder über des alten Herrn Gesicht.
    »Bridgets Mann, der das Fieber gehabt hat,«
erklärte Fauntleroy eifrig. »Du weißt ja
doch, Großvater! Der hat auch die Miete nicht zahlen und
keinen Wein und solche Sachen kaufen können. Dann hast du mir
das Geld für ihn gegeben, damit ich ihm helfen
konnte.«
    Der Graf warf Mr. Mordaunt einen raschen Blick zu.
    »Ich weiß nicht, was für eine Sorte
von Gutsherren der Junge abgeben wird,« bemerkte er.
»Ich hatte Havisham gesagt, der Knirps solle haben, was ihm
Spaß macht – und was ihm Spaß gemacht, war
offenbar,

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