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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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deren
lichtgrüne Blätter im Sonnenlicht erglänzten.
    »Ja, wie du!« versicherte Fauntleroy, und
setzte bescheiden hinzu: »Das heißt, wenn ich kann.
Vielleicht kann ich nie so gut werden, aber versuchen will
ich's.«
    Der Wagen rollte weiter und Cedrik sah wieder die herrlichen
Bäume und die grünen Farne, und die
Rebhühner und Kaninchen, und alles kam ihm noch weit
schöner vor, als das erste Mal, und sein kleines Herz war voll
lauterer, großer Glückseligkeit. Auch der Graf
blickte hinaus in die herrliche Welt, die ihn umgab, aber sein
Gemüt war unempfindlich für all die
Schönheit. Was er vor Augen hatte, war ein langes Leben, ein
Leben ohne ideale Ziele und gute Gedanken; er sah sich selbst als
jungen, kräftigen Mann, der diese Kraft und die Macht, die in
seiner Hand lag, nur für seine Launen vergeudete, und dessen
einziger Lebenszweck es war, die Zeit totzuschlagen, und dann sah er
diesen Mann alt, einsam, ohne einen einzigen Freund inmitten all seiner
Pracht und Herrlichkeit, umgeben von Menschen, die ihn haßten
oder fürchteten, die ihm schmeichelten oder vor ihm krochen,
aber ohne einen einzigen, dem etwas an seinem Leben oder Sterben
gelegen hätte. Und er wußte, daß in all den
Häusern und Hütten um ihn her, wohl mancher ihm sein
Geld und Gut neidete, nicht einer aber den Herrn über all
diese Schätze hätte »gut« nennen
oder gar wünschen mögen, zu sein wie er –
keiner außer diesem Kinde.
    Es waren das keine besonders erfreulichen Betrachtungen, auch
nicht für den cynischen, harten Mann, der sich nie um eines
Menschen Urteil gekümmert und der sich solcher Gedanken noch
immer hatte entschlagen können, bis dies Kind durch seinen
Entschluß, seinem Beispiel nachzueifern, ihm die Frage
aufgedrängt hatte, ob ein Mensch wohl daran thue, ihn zum
Vorbilde zu nehmen.
    Fauntleroy sah, wie die Augenbrauen des Großvaters
sich immer finsterer zusammenzogen, während er auf den
sonnenbeschienenen Park hinausblickte, und er nahm an, daß
jenen sein Bein schmerze. Rücksichtsvoll und bescheiden
verhielt er sich still und freute sich an allem, was er sah, ohne seine
Bewunderung mitzuteilen. Schließlich aber fuhr der Wagen an
Court Lodge vor, und Cedrik war mit einem Satze draußen, noch
ehe Thomas Zeit gehabt, den Schlag regelrecht zu öffnen.
    »Schon da?« fragte der Graf, aus seinem
Brüten auffahrend.
    »Ja freilich,« erwiderte Cedrik.
»Ich will dir deinen Stock geben und dann stütze dich
nur fest auf mich.«
    »Ich steige nicht aus,« erklärte
Mylord kurz und hart.
    »Du – du kommst nicht zu
Herzlieb?« rief Fauntleroy sehr erstaunt.
    »Herzlieb wird mich entschuldigen,«
versetzte der Graf trocken. »Geh nur zu ihr und
erzähl ihr, daß du nicht einmal durch einen eignen
Pony von deinem Besuche abzuhalten warst.«
    »Ja, das wird ihr aber sehr leid sein! Sie hat sich
so auf dich gefreut!«
    »Schwerlich,« war die Antwort. »Ich
nehme dich auf dem Rückwege wieder mit. Weiter,
Thomas.«
    Der Wagen ward zugemacht; einen bestürzten, fragenden
Blick warf Cedrik noch auf den Großvater, dann hatte dieser,
wie einst Mr. Havisham, Gelegenheit, die flinken Beine zu bewundern,
mit denen der Kleine auf das Haus zulief, m dessen Thür eine
schlanke jugendliche Gestalt ihn in ihren Armen auffing und innig an
sich drückte.

Siebentes Kapitel
In der Kirche
    Am Sonntag darauf fand Mr. Mordaunt seine Gemeinde so
zahlreich versammelt, wie nie zuvor, und entdeckte manches Gesicht, das
er sonst selten in der Kirche sah, darunter sogar Leute aus dem
nächsten Dorfe. Die Frau des Arztes war da mit ihren vier
Töchtern und Mr. und Mrs. Kimsey, der Apotheker mit Gattin,
saßen in ihrem Kirchenstuhle. Mrs. Dibble, die
wohlunterrichtete fehlte nicht, und Miß Smiff, die
dörfliche Kleiderkünstlerin, samt ihrer Freundin
Miß Perkins, der Putzmacherin, hatte sich eingefunden, und
jede Familie war allermindestens durch ein Glied vertreten.
    Kein Wunder! Mrs. Dibbles Laden war ja die ganze Woche kaum
leer geworden, die kleine, schüchterne Ladenglocke hatte sich
fast die Schwindsucht an den Hals gebimmelt, und der Absatz an
Nähnadeln und Faden war ein ungemein erfreulicher gewesen
– alles, weil Mrs. Dibble so unerhörte Dinge vom
Schlosse und seinem neuesten Bewohner zu erzählen
wußte. Sie konnte haarklein beschreiben, wie die Zimmer Seiner
kleinen Herrlichkeit eingerichtet waren; was die wundervollen
Spielsachen gekostet hatten,

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