Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Titel: Der Kleine Mann und die Kleine Miss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
Vom Netzwerk:
Großfilm vom kleinen Mann. Die Expedition war nicht
vergeblich. Die Interpol wird nun endlich eingreifen müssen. Señor Lopez hat
nicht mehr viel Zeit, an roten Rosen zu schnuppern.«
    »Haben
Sie die Scharfschützen ausgefragt, die er im Stich gelassen hat?«, fragte der
Jokus.
    »MacKintosh
hat das besorgt. Sie waren wütend. Er hat die Tonbänder nach New York
mitgenommen. Die Gespräche werden in diesen Tagen übersetzt. Wir haben die
Kerle auch gefilmt und fotografiert.«
    »Großartig«,
erklärte Drinkwater. »Daraus machen wir einen Dokumentarbericht für ›Life‹ und
andere Illustrierte.« Er klopfte dem Kriminalkommissar auf die Schulter. »Warum
sind Sie mit sich so unzufrieden?«
    »Warum
habe ich Ihnen die Expedition eingeredet?«, fragte Steinbeiß. »Um Kolibris zu
fotografieren? Um eine alte Burg zu 120
    filmen?
Um einem Flugzeug nachzuwinken? Wahrhaftig nicht.
    Ich
wollte ein bisschen mehr.«
    »Man
will immer ein bisschen mehr«, sagte Drinkwater, »und erreicht immer ein
bisschen weniger.«
    Rosa
Marzipan amüsierte sich. »Sie sind ein Philosoph.«
    Mister
Drinkwater stand auf. »In der Hauptsache bin ich Zigarrenraucher. Und nun muss
ich mit New York telefonieren.«
     
    Alles
hat einmal ein Ende. Auch der November. Und sogar das sechste Kapitel meines Buches.
John F. Drinkwater flog nach Genua, wo die Jacht ›Sleepwell‹ auf ihn wartete.
Kriminalkommissar Steinbeiß flog nach Berlin. Der Zirkus Stilke ratterte per
Eisenbahn ins Winterquartier. Mäxchen und der Jokus machten sich auf die Reise,
um König Bileam zu besuchen. Und damit beginnt...

DAS SIEBENTE
KAPITEL
     

Wo Breganzona liegt, ist unklar / König Bileams
Kopfbedeckung /
Beschreibung der Hauptstadt / Judith näht, und Mäxchen
singt /
Vierzehn Tage dauern nur zwei Wochen.
     
    Mister
Drinkwater flog also nach Genua. Wo Genua liegt, wisst ihr. Und wer es nicht
wissen sollte, kann im Schulatlas nachsehen.
    Professor
Jokus von Pokus fuhr, mit Mäxchen in der Brusttasche, nach Calais, kletterte in
das Flugzeug ›Dagobert‹, das sie dort erwartete, und flog nach Breganzona. Wo
Breganzona liegt, wisst ihr nicht. Und wer im Schulatlas nachsieht, wird sich
wundern.
    Sogar
in den größten und dicksten Atlanten findet man es nicht.
    Da
hilft kein Blättern. Und auch in meinem alten fünfundzwanzigbändigen Lexikon
wird es nicht genannt. Mit keinem Wort.
    Obwohl
sogar das Dorf Pichelstein erwähnt ist. Man fasst sich an den Kopf. Nur in dem
berühmtesten englischen Nachschlagewerk, der Encyclopaedia Britannica, stehen
ein paar Hinweise.
    Ins
Deutsche übersetzt, lauten sie folgendermaßen: 122
     
    Breganzona. Sämtl. Angaben ohne Gewähr.
Lage, Größe und Einwohnerzahl unbekannt. Vermutlich Stadt und Insel
    im
Atlantik. Ursprünglich Künstlerkolonie. Seit 1912 Wahlkönigtum. König Dagobert
der Weise (1912–1950), französ. Abstammung, Kulturphilosoph.
    Seit
1951 Bileam der Nette, dtsch. Herkunft, Kunstmaler. Ausfuhrartikel: Spielzeug,
Bilder, Bücher, Bilderbücher, Süß-
    und
Wurstwaren, Turnschuhe, Luftballons, Farbkästen, Leb- und Kirschkuchen, Kau-
und Knetgummi usw.
    Einfuhr:
nicht nennenswert. Fremdenverkehr: keiner. Deckadresse für Export: Calais,
Frachthafen, Dock XIIB; für Briefpost und Päckchen: Calais,
    postlagernd
Box 97.
    Literatur
über Br.: keine. Beitrag fußt
    auf
Gerüchten.
    Die Red.

    Der
Flug dauerte knapp zwei Stunden. Meist erblickte man Wasser, manchmal ein Stück
Küste und schließlich nur noch Ozean. Keine Wellen, keine weiße Gischt, nur
Gänsehaut aus zitterndem Wasser. Und ab und zu, mit Ost- oder Westkurs, winzige
Schiffe.
    Als
die Stewardess auf dem Klapptisch Rührei mit Schinken servierte, fragte der
Jokus: »Wie oft fliegen Sie diese Strecke?
    Täglich?
Oder zwei-, dreimal in der Woche?«
    Sie
schaute ihn verwundert an. »Machen Sie Spaß? Wir fliegen doch nur, um Gäste
abzuholen. Und das tun wir nicht zwei-, dreimal in der Woche, sondern zwei-,
höchstens dreimal im ganzen Jahr.«
    »Kommen
denn keine Touristen?«, fragte Mäxchen, während er ein Schinkenhäppchen vom
Teller angelte. »Keine Reporter und Fotografen?«
    Die
Stewardess schlug die Hände über ihrem flotten Mützchen zusammen. »König Bileam
bewahre uns! Solchen Störenfrieden ist der Zutritt verboten. Den letzten, der
es probierte, hat Bileam der Nette eigenhändig ins Motorboot zurückgeprügelt.«
    »Womtrdendamzurkprlt?«
Mäxchen musste husten.
    Der
Jokus sagte streng: »Man spricht nicht mit vollem

Weitere Kostenlose Bücher