Der Kleine Mann und die Kleine Miss
wollen.«
»Beim
Würstchengott?«, fragte Mäxchen. »Wer ist denn das?«
Er
saß auf der königlichen Krempe, mit dem Rücken zur goldenen Krone, und fühlte
sich wie zu Hause.
»Der
Würstchengott ist ein Fleischermeister«, sagte Osram.
»Sein
Lachen ist berühmt, und…«
»…und
am berühmtesten sind seine heißen Würstchen«, schwärmte Judith. »Die macht ihm
keiner nach. Sie zergehen einem auf der Zunge.«
»Wie
machen sie das denn?«, fragte Mäxchen. »Ich kenne nur Würstchen, in die man
hineinbeißt, dass es knackt, und die man tüchtig kauen muss.«
Fast
wären sich die Kinder in die Haare geraten. Erst als sich der König umdrehte
und gemütlich meinte: »Zankt euch nicht, haut euch lieber«, wurden sie wieder
friedlich, und die zwei Männer konnten ihre Unterhaltung in aller Ruhe
fortsetzen.
»Warum
haben Sie eigentlich die Dame Ihres Herzens nicht mitgebracht?«, fragte Bileam.
»Ihr hübsches Marzipanfräulein?«
»Sie
besucht eine alte Tante«, sagte der Professor, »und lässt sich vielmals
entschuldigen.«
»Rosa
hat gar keine alte Tante«, rief Mäxchen, »und du mogelst.«
»Stimmt
das?«, fragte der König amüsiert und faltete die Hände überm Bauch.
Der
Jokus zwinkerte ihm verstohlen zu. »Es stimmt, dass sie keine alte Tante hat,
und es stimmt, dass ich gemogelt habe.«
Mäxchen
schob den Kopf über den königlichen Hutrand und drohte dem Professor mit dem
Finger. »Ihr habt Geheimnisse vor mir.«
»Auch
das stimmt, Söhnchen. Es ist allerdings nur ein einziges Geheimnis, aber…«
»Können
Sie mir’s nicht ins Ohr sagen?«, fragte Bileam.
»Erst
wenn der Lümmel nicht mehr auf Ihrem Hut sitzt. Denn für das, was er nicht
hören soll, hat er besonders feine Ohren.«
»Mit
meinen Kindern ist es genau dasselbe«, gestand der König. »Wenn man ihnen etwas
befiehlt, sind sie taub wie der Mann im Mond. Doch wenn mir ihre Mutter was ins
Ohr tuschelt, verstehen sie jedes Komma.«
»Ist
es wenigstens ein schönes Geheimnis?«, wollte der kleine Mann wissen.
»Du
wirst Augen machen, so groß wie Suppentassen.«
»Und
wann werde ich so große Augen machen?«
»In
vierzehn Tagen.«
Breganzona
ist eine heitere Stadt. Die Leute sind vergnügter als anderswo. Die
Verkäuferinnen sind freundlicher. Die Gardinen an den Fenstern, ja sogar die
Regenwolken über den Dächern blicken lächelnd auf die Straßen und Plätze. Wer
in der Straßenbahn mindestens zehn Stationen weit fährt, erhält vom Schaffner
einen Becher Limonade gratis. Und keine der vielen städtischen Laternen gleicht
der anderen. Sie sind bunt und verschieden wie Lampions bei einem Gartenfest.
Wer
Einkäufe macht, muss nicht, wie ein Hase bei der Treibjagd, über die Fahrbahn
springen. Die Autobesitzer parken ihre Wagen außerhalb des Geschäftsviertels,
holen ihre Trittroller aus dem Kofferraum und trittrollern gemütlich von Laden
zu Laden.
»Sonst
machen wir das auch«, sagte König Bileam. »Nur wenn wir Gäste abholen, bleiben
wir in der Staatskarosse sitzen. Ehre, wem Ehre gebührt.«
Mäxchen
gefiel so viel Ehre ganz und gar nicht. »Können wir denn nicht trotzdem
umsteigen? Sie auf dem Trittroller und ich auf Ihrem Kronenhut oder Ihrer
Hutkrone – das wäre ein Riesenspaß.«
»Vielleicht
ein andermal«, meinte der König.
»Außerdem
sind wir schon da«, stellte Osram fest. »Alles aussteigen.«
Der
Würstchengott war ein umfangreicher Fleischermeister und schüttelte ihnen
kräftig die Hand. Nur bei Mäxchen traute er sich nicht. Die Kundschaft in dem
engen Laden nahm vom König und seiner Begleitung keine Notiz. Das war in
Breganzona so üblich.
Ob
er auf dem Jahrmarkt mit seiner Familie Achterbahn fuhr oder auf den Lukas
haute, ob er irgendwo für Judiths Aquarium Wasserflöhe kaufte oder für
Hildegard, die Königin, eine Langspielplatte oder eine Eieruhr – die Leute
bückten freundlich beiseite.
Natürlich
kam es trotzdem vor, dass sie gelegentlich zu ihm hinschielten. Noch dazu
heute, wo der kleine Mann auf der königlichen Hutkrempe saß. Denn so etwas sah
man ja nun wirklich nicht alle Tage.
Hinter
der Ladentafel glänzten und dampften die Verkäuferinnen und die Wurstkessel.
Davor standen, blank gescheuert, sieben runde mannshohe Holztische. Für Stühle
war kein Platz. Man aß im Stehen. Deshalb waren ja auch die Tische doppelt so
hoch wie anderswo. Außerdem hatten sie, in halber Höhe, eine untere Tischplatte.
Dort standen die Teller für die Kinder, wenn man welche
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