Der kleine Mann
und „Nun schlägt’s dreizehn!“, und einer schrie sogar: „Ich werde verrückt!“ Das Einfachste wird sein, ich zähle die Gegenstände, die er auspackte, in einer Liste auf. Also, er holte aus seinen Taschen:
1 Notizbuch, rotes Leder
1 Kalender, blaues Leinen
1 Drehbleistift, Silber
1 Kugelschreiber, schwarz
1 Füllfederhalter, schwarz
1 Brieftasche, Schlangenleder
1 Scheckbuch, Commerzbank, blau
1 Portemonnaie, braun, Juchtenleder
1 Schlüsselbund
1 Autoschlüssel
1 Tüte Hustenbonbons
1 Krawattennadel, Gold mit Perle
1 Hornbrille mit Futteral, Wildleder, grau
1 Reisepaß, deutsch
1 Taschentuch, sauber, weiß
1 Zigarettenetui, Silber oder Nickel
1 Zigarettenpackung, Filter
1 Kohlenrechnung, noch nicht bezahlt
1 Feuerzeug, emailliert
1 Schachtel Streichhölzer, halbvoll
1 Paar Manschettenknöpfe, Mondsteine
1 Trauring, mattgold
1 Ring, Platinfassung, Lapislazuli
7 Münzen, Gesamtwert 8 Mark zehn
Das Publikum jubilierte, und die zwei Herren mit den zugekniffenen Augen zuckten bei jedem Jubelschrei und jeder Lachsalve zusammen, als erhielten sie elektrische Schläge. Sie fingerten immer aufgeregter an und in sämtlichen Taschen herum und konnten es kaum noch aushalten. Denn alle ihre Taschen waren so leer wie die Wüste Gobi.
Endlich trat der Herr Professor zwischen sie, legte seine Hände auf ihre Schultern und sagte onkelhaft: „Liebe Kinder, es ist beschert!“
Da drehten sie sich auch schon um, stürzten auf den Tisch los, fielen über ihr Eigentum her und stopften es, unterm Gelächter und Applaus der zweitausend, hastig in ihre Hosen und Jacketts.
Weil das Publikum mit Lachen nicht aufhören wollte, hob der Jokus schließlich die Hand, und nun wurde es still. Auch die Kapelle brach ab. „Ich freue mich, daß Sie lachen“, sagte er. „Doch hoffentlich handelt sich’s nicht um Schadenfreude. Bedenken Sie bitte, daß mein kleiner Gehilfe und ich jeden von Ihnen ganz genauso bestehlen könnten wie die zwei netten Herren an meiner Seite.“
„Kleiner Gehilfe!“ meinte Herr Hornbostel spöttisch. „Wenn ich das schon höre! Vergessen Sie nicht, daß wir gewettet haben!“
„Darüber sprechen wir noch“, antwortete der Professor. „Jedenfalls danke ich Ihnen beiden für Ihre tatkräftige Unterstützung.“ Er schüttelte ihnen die Hand, klopfte ihnen auf die Schultern und sagte: „Auf Wiedersehen, und alles Gute auf Ihrem ferneren Lebensweg!“
Die zwei wendeten sich zum Gehen. Doch schon nach dem zweiten Schritt stolperte Doktor Hornbostel und blickte erstaunt auf seine Füße. Er hatte einen Halbschuh verloren und bückte sich, um ihn aufzuheben. Der Jokus kam ihm zu Hilfe und fragte freundlich: „Haben Sie sich wehgetan?“
„Nein“, knurrte der Doktor und musterte den Schuh in seiner Hand, „aber der Schnürsenkel ist nicht mehr da.“ Er beugte sich über den Schuh, den er noch am Fuß hatte. „Der andre Schnürsenkel auch nicht!“
„Passiert Ihnen das häufig?“ fragte der Jokus teilnahmsvoll. „Gehen Sie oft ohne Schnürsenkel aus?“
Die Leute begannen wieder zu kichern.
„Ist ja Unsinn“, schnarrte Hornbostel. „Bin doch nicht plemplem!“
„Glücklicherweise kann ich Ihnen aushelfen“, sagte der Jokus. „Ich habe immer Reserveschnürsenkel bei mir.“ Er fischte ein Paar Schnürsenkel aus der Tasche. „Bitte sehr.“
„Nützen mir leider nichts. Brauche keine braunen, sondern schwarze.“
„Hab ich auch“, meinte der Jokus und griff in eine andre Tasche. „Hier bitte. Was ist los? Sind sie Ihnen nicht schwarz genug? Schwärzere hab ich nicht.“
„Sie Obergauner!“ rief Doktor Hornbostel. „Sind ja meine eignen!“
„Immer noch besser als gar keine“, erklärte der Professor. „Und was mach ich mit den braunen? Vielleicht hat der Herr Mager dafür Verwendung?“
„Ich?“ fragte dieser. „Wozu? Ich trage zwar braune Schuhe, aber ..Er schielte vorsichtshalber, an seinem Bauch vorbei, zu seinen braunen Schuhen, Größe 48, hinunter und zuckte zusammen. „Hallo, hallo!“ rief er amüsiert. „Meine Schnürsenkel sind auch weg! Nun geben Sie die Dinger schon her! Sonst kippe ich auf dem Nachhauseweg aus den Pantinen! Danke vielmals, Meister Langfinger! Warum werden Sie nicht Taschendieb? In einem Monat wären Sie Millionär.“
„Aber ich könnte nachts nicht ruhig schlafen“, erwiderte der Professor. „Schlaf ist sehr wichtig.“
„Da bin ich anders“, erklärte der Dicke gemütlich. „Ich könnte überhaupt erst ruhig schlafen, wenn ich
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