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Der kleine Vampir (01)

Der kleine Vampir (01)

Titel: Der kleine Vampir (01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
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verschlafen blinzelte, nur die Umrisse zweier dunkler Gestalten, die vor dem Fenster hockten. Sofort war er hellwach. Natürlich waren es Vampire, denn wer sonst hätte mitten in der Nacht bei ihm im sechsten Stock ans Fenster klopfen können! Aber wieso waren es zwei? Rüdiger war stets allein gekommen! Vielleicht war es eine Falle? Vielleicht hatten die Verwandten herausbekommen, wo er –Anton – wohnte? Aber würde Rüdiger ihn dann nicht gewarnt haben? Nein, überlegte Anton, es war viel wahrscheinlicher, dass draußen Rüdiger wartete – doch wen konnte er mitgebracht haben?
    Jetzt pochte es wieder, aber diesmal schon viel ungeduldiger. Auf Zehenspitzen schlich Anton zum Fenster und spähte durch den Vorhang: Er erkannte den kleinen Vampir, der sich bis über das Kinn in seinen Umhang gewickelt hatte, und neben ihm einen zweiten, noch kleineren Vampir, der ebenfalls einen schwarzen Umhang trug.
    «Anton», hörte er da Rüdigers heisere Stimme, «ich bin’s!»
    Mit klopfendem Herzen schob Anton den Vorhang zur Seite – neben dem Vampir saß ein Vampirmädchen! Er war so verwundert, dass er sekundenlang wie angewurzelt stehen blieb.
    «Mach doch auf!», rief der Vampir und rutschte unruhig auf dem Fenstersims hin und her. Anton beeilte sich, das Fenster zu öffnen. Fast lautlos kamen die beiden ins Zimmer geklettert.
    «Meine Schwester», sagte der Vampir und zeigte auf das Vampirmädchen, «Anna die Zahnlose.» Sie hatte ein kleines, schneeweißes Gesicht, rosa Augen und einen runden Mund. Freundlich lächelte sie Anton zu.
    Jetzt wurde sie rot. «Du sollst nicht immer ‹Anna die Zahnlose› sagen», beschwerte sie sich, «schließlich wachsen sie noch, und außerdem hast du in meinem Alter auch keine gehabt!»
    «Sie ist die Einzige in der Familie, die sich von Milch ernährt», kicherte der Vampir.
    «Aber nicht mehr lange!», sagte Anna stolz.
    «Sie wollte dich unbedingt kennen lernen», erklärte der Vampir.
    Annas Gesicht war dunkelrot geworden. «Und?», sagte sieund sah ihren Bruder trotzig an. «Ist das verboten?» Zu Anton gewandt, fuhr sie lächelnd fort: «Ich wollte nämlich deine Bücher sehen. Er» – und damit zeigte sie auf ihren Bruder – «hat mir erzählt, dass du ganz viele hast!» Sie trat an das Regal und nahm ein Buch heraus. «Dies zum Beispiel: die zwölf schrecklichsten Vampirgeschichten! Leihst du sie mir?»
    «Äh – ja», sagte Anton.
    «Danke», lächelte sie und ließ das Buch unter ihrem Umhang verschwinden. Dabei warf sie Rüdiger einen siegesbewussten Blick zu.
    Für einen Vampir sieht sie ja eigentlich recht gut aus, dachte Anton, wenn sie nicht so geisterhaft blass wäre und nicht so dunkle Ringe unter den Augen hätte   … Aber wie kam er überhaupt auf solche Gedanken? Er und ein Vampirmädchen!
    Rüdiger hatte es sich inzwischen auf Antons Schreibtisch bequem gemacht. Neugierig sah er sich um.
    «Sag mal», begann er, «wo ist eigentlich mein zweiter Umhang?»
    Die ganze Zeit hatte sich Anton vor dieser Frage gefürchtet. «Also der», sagte er, während er aus den Augenwinkeln verfolgte, wie Anna ein Buch nach dem anderen durchblätterte, «der ist nicht da.»
    «Nicht da?», wunderte sich der Vampir.
    «Verliehen», sagte Anton.
    «Verliehen?!» Plötzlich zeigten sich Ärger und Misstrauen im Gesicht des Vampirs. «Wieso denn das?»
    «Na ja», murmelte Anton, «meine Eltern   …» Er stockte, denn zum ersten Mal dachte er daran, dass seine Eltern im Nebenzimmer schliefen. Flüsternd sprach er weiter: «Meine Eltern wollten, dass ich dich einlade!»
    «Mich?», rief der Vampir entsetzt.
    «Ja, dich!», sagte Anton. «Weil ich so viel von dir erzählt hab! Deshalb musste ich heute mit dem Umhang auf den Friedhof gehen.»
    «Auf den Friedhof?», rief der Vampir. «Und warum haben wir uns nicht getroffen?»
    Auch Anna horchte auf. «Ach», rief sie, «und ich hab dich nicht gesehen, Anton!»
    «Es war doch Mittag!», sagte Anton.
    «Schade», seufzte Anna.
    «Ja, und als ich über den Friedhof ging», fuhr Anton fort, «kam plötzlich mein Schulfreund Udo» – Rüdiger brauchte ja nicht zu wissen, dass sie keineswegs Freunde waren!   –, «und schon hatte ich die rettende Idee!»
    «Welche rettende Idee?», fragte der Vampir.
    «Ganz einfach», sagte Anton, «mein Freund Udo vertritt dich!»
    «Vertritt mich?», staunte der Vampir. «Wie denn?»
    «Er kommt natürlich nicht unter seinem richtigen Namen», sagte Anton.
    «Nicht?», fragte der Vampir. «Unter

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