Der kleine Vampir (01)
Udo und grinste, «so, wie ich ausseh …» Laut fügte er hinzu: «Also, tschüs, Anton.»
«Moment!», rief Anton aufgeregt und hielt Udo am Arm zurück. «Den Umhang!»
«Ach so, den Lappen», sagte Udo und zog ihn sich voller Abscheu über den Kopf. «Hier! Nochmal zieh ich den sowieso nicht an!»
Anton rollte ihn schnell zusammen und stopfte ihn unter seinen Pullover.
«Tschüs, Rüdiger», sagte er so laut, dass es auch die Eltern hören mussten, dann ging er zur Wohnungstür zurück und schloss sie. Ein Segen, dass Udo, dieser unverschämte Kerl, weg war! Jetzt musste er nur noch den Umhang in Sicherheit bringen!
Vorsichtig ging er den Flur entlang. Die Wohnzimmertür war nur angelehnt und er hörte die Eltern leise sprechen. Bestimmt saßen sie am Tisch und redeten über den vermeintlichen Rüdiger!
«Anton», fragte die Mutter, als er vorbeiging, «bist du da?»
«Sofort!», rief er und huschte in sein Zimmer.
«Was ist denn?», fragte die Mutter.
«Nichts», rief Anton fröhlich, während er den Umhang unter dem Bett versteckte, «bin schon wieder da.»
Wie er erwartet hatte, saßen die Eltern am Tisch und machten nachdenkliche Gesichter.
«Und?», fragte Anton forsch. «Wie fandet ihr ihn?»
«Na ja», sagte die Mutter, «sehr gesprächig war er nicht.»
«Ist er nie», erklärte Anton.
«Und die besten Tischmanieren hatte er auch nicht gerade», fügte sie hinzu.
«Allerdings», sagte Anton und seufzte bei dem Gedanken an die vier Sahnebaisers, die ihm entgangen waren.
«Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass dieser Rüdiger dein Freund ist», meinte sie.
Ich auch nicht!, stimmte ihr Anton in Gedanken zu. Laut fragte er: «Und du, Vati, wie fandest du ihn?»
«Ich?», sagte der Vater. «Ich hab ja nicht viel von ihm gesehen. Aber er kam mir irgendwie bekannt vor. Wenn ich nur wüsste, wieso.»
«Ja, ja», meinte Anton, der sich ein Kichern nicht verkneifen konnte, «wenn du nur wüsstest!»
«Weißt du es denn?», fragte der Vater.
«Ich?», rief Anton und setzte seine harmloseste Miene auf. «Ich doch nicht!»
Ein Siegesgefühl erfüllte ihn und beinahe hätte er laut losgejubelt: Alles hatte genauso geklappt, wie er es geplant hatte! Und es war mehr als unwahrscheinlich, dass dem Vater wieder einfallen würde, wo er Udo schon mal gesehen hatte. Oder?
Dämmerstunde
«Habt ihr was dagegen, wenn ich in mein Zimmer gehe?», fragte Anton.
«Nein», sagte die Mutter, «wieso auch?»
«Ich muss nämlich noch was für die Schule tun», murmelte er.
Das stimmte zwar nicht, aber es war immer eine gute Entschuldigung, die die Eltern bereitwillig annahmen. In seinem Zimmer legte er sich zuerst einmal auf das Bett. Dieser blöde Udo, dachte er, was der sich einbildet! Natürlich war Anton froh, dass er überhaupt mitgespielt hatte, und immerhin hatte er es so gut gemacht, dass die Eltern nichts gemerkt hatten. Aber die Art, wie er sich am Tisch benommen hatte! Na ja, jetzt wussten die Eltern wenigstens, wer Rüdiger war, und würden ihm in Zukunft nicht mehr damit auf die Nerven fallen, wann sie seinen Freund denn nun endlich kennen lernen könnten. – – – Nun kannten sie ihn ja!
Anton musste geschlafen haben, denn als er die Augen öffnete, dämmerte es schon. In der Wohnung war es ganz ruhig. Ob die Eltern nicht da waren? Anton ging zur Tür und horchte in den Flur hinaus. Auch jetzt hörte er nichts. Wenn die Eltern zu Hause waren, lief entweder der Fernseher, oder es spielte das Radio, manchmal redeten sie auch nur. Wahrscheinlich gehen sie spazieren, überlegte Anton.
Er hatte Durst. Vielleicht war noch etwas von dem Kako übrig geblieben, den die Mutter für Udo gekocht hatte? Im Kühlschrank fand er ein Stück Quarktorte, aber zu trinken gab es nur Orangensaft. Er legte das Tortenstück auf einen Teller, goss sich ein Glas Saft ein und ging in sein Zimmer zurück. Im Flur fiel ihm ein eigenartiger muffiger Geruch auf, den er vorher nicht bemerkt hatte. Kam das vom Umhang? Aber der hatte eigentlich viel verstaubter gerochen. Auch Rüdigerkonnte es nicht sein, denn der roch immer etwas angesengelt! Also ein anderer Vampir? Anton hatte sein Fenster offen gelassen …
Zaghaft öffnete er die Tür und fragte: «Ist da jemand?»
Statt einer Antwort hörte er ein leises Kichern.
«Rüdiger?», rief er in das Dunkel hinein.
«Nein», lachte es, es klang wie eine weibliche Stimme.
«Anna?», rief Anton.
«Genau!», kam die Antwort und Antons Nachtlampe wurde
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