Der kleine Wappler und Österreichisch-Deutsches Wörterbuch
ist zu befürchten, dass wir den V. ebenso wenig erfunden haben wie Ricola, den Schweizer Kräuterzucker. Mit »Pfosten« bezeichneten wir anno dazumal einen kräftigen Mann. Durch den deutschen Kulturimperialismus wurde diese Bedeutung verdrängt, und der Pfosten hat sich zum Dummkopf gemausert. Wir nehmen ihn aber – vor allem in der schönen Stei gerungsform, die an den einheimischen Vollkoffer ( Koffer ) erinnert – gern in unseren Sprachschatz auf.
w
Waben: alte Vettel
Wachel: Typ, Amtsträger
Wachter: Bulle
Wadel; die Wadeln viri (nach vorn) richten: jemanden mit drastischen Mitteln Mores lehren. Wadelbeißer: hinterhältiges Subjekt
Wamperter: Fettleibiger
Wandernadel: Urlaubsgast weiblichen Geschlechts, den es von einem zum anderen treibt
Wappler: gemäßigter Dummkopf, underachiever. Da zum einen W. zu den milderen Schimpfwörtern zählt und zum anderen das Wapplertum eine weit verbreitete Eigenschaft ist, eignet sich der Begriff zur Bildung prägnanter Komposita, um Personen, die einem nicht namentlich bekannt sind, unmissverständlich zu bezeichnen. So etwa kann mit dem Begriff »Zopfwappler« zweifelsfrei ein Herr mit weiblicher Haartracht charakterisiert werden, denn die Wapplerei verschließt sich – darin dem Papsttum vergleichbar – seit jeher der Damenwelt. (Wollte man dennoch eine Frau in den Kreis der W. aufnehmen, käme dies allenfalls unter der Bezeichnung »Weibswappler« in Frage.) Die Kennzeichnungskraft des Kompositums hängt freilich vom Verbreitungsgrad des kennzeichnenden Attributs ab: Mit dem Begriff »iPhone-Wappler«, zum Beispiel, wird man die gemeinte Person schwerlich hinreichend charakterisieren können, es sei denn, man hilft mit Präzisierungen à la »im blauen Pullover« oder »schräg gegenüber« nach.
Warmer: Homosexueller
Wäsch, da geht ma a Achtel in d’ Wäsch!: Da geht mir einer ab! Wer blöd aus der Wäsch schaut, macht ein dummes Gesicht.
Waschel; Badewaschel: namenloses Subjekt; Bademeister
Wascher: ein Großer, wo Größe nicht gefragt ist
Waserl: Mutloser, Duckmäuser
Wastl: mild abwertend für eine gewichtige Erscheinung. Der Mostwastl ist das oberösterreichische Pendant zum Träger des sogenannten »Gössermuskels« (Bierbauch).
Watschen: Ohrfeige. Ein Watschengesicht wird gern auch als »ein Gesicht wie ein Postkastl« bezeichnet: links und rechts zum Reinhauen. Wer am Watschenbaum rüttelt, legt ein provozierendes Verhalten an den Tag, welches längerfristig dazu führen kann, dass dem Gegenüber die Hand ausrutscht.
Wäule: Tölpel
Wauwau; Anstandsw.: Aufpasser; Anstandsdame oder -herr
Weh: armseliges Subjekt
Wendeltreppn, i beiß da a W. in d’ Eier!: Ich mach dich fertig! Die in Aussicht gestellte Körperverletzung mag beim Angesprochenen berechtigte Besorgnis auslösen; dennoch ist ein Satz wie dieser wohl in der Regel als »milieubedingte Unmutsäußerung« zu sehen, die nicht den Tatbestand einer gefährlichen Drohung gemäß § 107 Strafgesetzbuch erfüllt.
Wetschgruaber: sehr schlichtes Gemüt
wetzen: koitieren
Wichskaserne: Priesterseminar
Wickel: Schwierigkeiten, Streitereien
Wickerl, da wirst zum Wickerl!: Da wirst du irre!
Wimmerlagent: potentieller Kunde für Clearasil
Wisch: Schriftstück
Wischerlwasser: alkoholfreies Getränk der unbekömmlicheren Art (Wischerln bedeutet urinieren.)
Wolkerlspeck: Orangenhaut
Wuchtel: Sottise. Eine W. drucken heißt,einen losen Scherz machen (nur mäßig abwertend).
wurlert; das macht mi wurlert: kribbelig; das kostet mich Nerven.
Wurschtl: Hanswurst. Günther Nenning ( Koffer ) wurde von Altkanzler Bruno Kreisky ( Staatsclown , selbstgefälliger) ein »politischer W.« genannt; er führte diesen Namen bis zu seinem Tod wie eine Auszeichnung.
Würschtl; verschwinden wie das W. ausm Kraut: Wurst; sich auf Nimmer-Wiedersehen verabschieden. Würschtl-finger: dicke Finger
Wüst (willst) kassieren?: Richtet sich nicht an den Zahlkellner, der mit gezückter Geldtasche bereitsteht, sondern an jedermann, der den Sprecher zu provozieren wagte. Kassiert werden in casu Watschen (Ohrfeigen).
z
zahnglatzert: zahnlos
Zangen: sehr herbe Weibsperson
Zdruckter: verhaltener Darmwind
Zechn: (wörtl.: Zehe) ekelhafte Frau. Steigerbar zu Kamöz. (Kamelzehe). Sumpfz.: leichtes Mädchen
Zechnnägel, da stellt’s an die Z. auf, da rollt’s an die Z. ein: Da kommt einem das nackte Grausen.
Zeiserl: unfähiger Typ
Zelken: oberösterreichisches Gegenstück zum Hyperaktiven, träges Subjekt,
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