Der kleine Wappler und Österreichisch-Deutsches Wörterbuch
Österreicher wird auf Töne stoßen, die ihm nicht recht vertraut klingen, zumal es die Gerechtigkeit gegenüber unseren Vorarlberger Landsleuten verlangte, den einen oder anderen alemannischen Ausdruck aufzunehmen.
Darüber hinaus ist solch ein Wörterbuch auch ein Psychogramm: denn die Seele eines Landes offenbart sich ja nicht zuletzt darin, wofür man Worte findet und worüber man sie verliert. Hier zeichnen sich drei entscheidende Themenkreise ab, die den Österreicher scheinbar mehr bewegen als alles andere: die unterschiedlichsten Grade der Alkoholisierung, die diversen Formen geistiger Demenz und die vielfältigen Aspekte weiblicher Widerwärtigkeit. Tu felix Austria!
A
abbeindln: das Leben nehmen
abbrannt: sonnengebräunt; pleite
abbrocken (brocken): pflücken; festnehmen
abdraht: falsch, hinterlistig
abfiesln (abkiefeln): abnagen
abfretten, sich: sich abmühen
abgellen: abprallen
abgoschn: mit Maulschellen traktieren
abgwichst: schlau, verschlagen
abidrahn: jmdn. übervorteilen, ihn vom hohen Roß stürzen
abizahrn: durch Unlust bedingtes ineffizientes Arbeiten
abkragln: erwürgen
ableiben: sterben
abpaschen: sich aus dem Staub machen
abrebeln: Beeren von der Traube pflücken
abschasseln: abwimmeln, kurz abfertigen (frz. chasser. verjagen)
Abschnitzl: Abfall, der beim Schnitzen und Schneiden zurückbleibt
abstrudln, sich: sich abmühen
abtatschkern, abtatschein: kosend über die Wangen oder andere Körperteile streichen, tätscheln (kann als sexuelle Belästigung empfunden werden)
abtödeln: verwelken, absterben
abtreiben: Teig schaumig rühren
abzuzeln: mit heftigen Saugbewegungen ablecken
acheln: essen (hebr. achol)
Adabei: einer, der keinen gesellschaftlichen Anlaß ausläßt
adeln: auf dem Feld Dung ausbringen
Affn: an A. haben: einen gewaltigen Rausch haben
Agazebam: Akazie, Robinie
Agrasel: Stachelbeere
ahgähds: anfang(s), zuerst (vbg.)
Ahnl: Vorfahre; daher:
Ahnlvertilgung: gewaltsame Beseitigung von nicht ablebenswilligen älteren Verwandten
Aichtl (Eichtl, Neichtl): ein wenig, eine Weile
Alpendollar: Schilling
Alzerl (Äuzerl): ein winziges bißchen
Amtskappel: Dienstmütze, Zeichen beamteter Autorität
anbandln: Kontaktaufnahme zwecks Einleitung eines Liebesverhältnisses oder einer Schlägerei
anblasn: beschwipst
anbumsen: anstoßen; eine Ledige schwängern
andipplt: betrunken
andudlt: durch übermäßigen Alkoholkonsum etwas beeinträchtigt
anfäuln: anwidern
angehn: auf die Nerven gehen
angflaschlt: besoffen
anglahnt: jmdn. a. lassen: ihm den Laufpaß geben, ihn auf sich gestellt lassen, ihn nicht beachten
angstraat: unzurechnungsfähig (meist aufgrund von Trunkenheit)
anhauen: sich anstoßen; jmdn. anpumpen; anfragen; ausgiebig speisen
anhiasln: anstreichen; jmdn. betrunken machen (rotw. Hiesel: Schminke)
anlassig: zudringlich, zu flüchtigen Liebesabenteuern aufgelegt (steir. anlässig: nach dem Stier verlangend)
anmachig: gefällig, appetitlich (vbg.)
anpelzen: schwängern
anreiden: im Schlaf reden; einen aufhetzen
anschledern, sich: viel (Wasser) trinken
anschlerfen, sich: sich beim Essen mit Speise beschmutzen
anschnarzen: jmdn. grob anreden
Anserschmäh (Einserschmäh): besonders gefinkelter und daher bevorzugter Trick
antampelt, antrommelt, antrappelt, antostet: etwas geistesschwach
antschechert: betrunken
anzahrn: sich ins Zeug legen, rasch weitermachen
aper: von Winterschnee befreit
Aracht: Arbeit
Armutschkerl: armes, bedauernswertes Geschöpf
arretieren: festnehmen (frz. arréter)
Arschhadern: Windel in der Vor-Pampers-Zeit
arschig: nichts wert
Arschknödel (Knödelreiter): Stoß mit dem Knie in den Hintern eines Mitmenschen
Arschkräuler: Speichellecker
a(r)schling(s): rückwärts, verkehrt
Aschanti: Erdnuß (nach dem afrik. Volk der Aschanti)
asen: ungestüm
assentieren: zum Heeresdienst mustern
aufblattln: stürzen; jmdn. bloßstellen
aufdrahn: sich in Szene setzen
aufficken, sich: sich wundreiben
aufganserln: aufstacheln, erregen
aufgramst: übermütig
aufhussen: aufhetzen
auf ja und nein: plötzlich
aufjucken: aufspringen
auflegen: jmdm. eine a.: ihm eine Ohrfeige verpassen
aufmascherln, sich: sich schmücken, herausputzen
aufpudeln, sich: sich entrüsten, sich wichtig machen
aufstieferen: aufhetzen
auf zwicken: sich jmdn. anlachen
Augnhöbln: Augenlider
ausfratschein: jmdn. mit Nachdruck befragen
ausgfressn: fettleibig
ausgschamt: durchtrieben, unverschämt
ausgschissen haben: jemandes
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