Der Klient
schuften.
»Mir ist da eine Idee gekommen«, sagte Trumann, nachdem er sich an der anderen Seite des Tisches niedergelassen hatte. »Sie haben mir von der Anhörung morgen in Memphis erzählt. Vor dem Jugendgericht.«
»Wir machen eine Eingabe«, korrigierte Roy. »Wann die Anhörung stattfindet, weiß ich nicht. Aber wir werden um eine schnelle Abwicklung ersuchen.«
»Ja, also, was halten Sie davon? Bevor ich heute nachmittag das Büro verließ, habe ich mit K. O. Lewis gesprochen, Mr. Voyles’ Stellvertreter.«
»Ich kenne K. O.«, unterbrach Foltrigg. Trumann hatte gewußt, daß das kommen würde. Er hatte sogar einen Moment innegehalten, damit Foltrigg unterbrechen und ihn informieren konnte, auf wie gutem Fuße er mit K. O. stand, nicht Mr. Lewis, sondern einfach K. O.
»Gut. Also, er ist in St. Louis, wo er an einer Konferenz teilnimmt, und er hat sich nach dem Boyette-Fall und Jerome Clifford und dem Jungen erkundigt. Ich habe ihm gesagt, was wir wissen. Er hat gesagt, ich könnte ihn jederzeit anrufen, wenn sich etwas tut. Er hat gesagt, Mr. Voyles verlangt täglich Bericht.«
»Das weiß ich alles.«
»Gut. Also, ich habe mir folgendes überlegt. St. Louis ist nur eine Flugstunde von Memphis entfernt, stimmt’s? Wie wäre es, wenn Mr. Lewis gleich morgen früh, wenn die Eingabe gemacht wird, vor dem Jugendgericht erschiene und ein kleines Gespräch mit dem Richter führen und ein bißchen Druck machen würde? Wir reden vom zweithöchsten Mann beim FBI. Er erklärt dem Richter, was der Junge unserer Ansicht nach weiß.«
Foltrigg begann, beifällig zu nicken, und als Wally das sah, begann auch er zu nicken, nur schneller.
Trumann fuhr fort. »Und da ist noch etwas. Wir wissen, daß Gronke in Memphis ist, und wir können guten Gewissens davon ausgehen, daß er nicht dort ist, um das Grab von Elvis Presley zu besuchen. Richtig? Er ist von Muldanno hingeschickt worden. Also habe ich mir gedacht, wie wäre es, wenn wir darlegen, daß der Junge in Gefahr schwebt, und Mr. Lewis dem Richter am Jugendgericht erklärt, daß es im Interesse des Jungen ist, wenn er in Gewahrsam genommen wird? Zu seinem eigenen Schutz sozusagen?«
»Das gefällt mir«, sagte Foltrigg leise. Wally gefiel es auch.
»Der Junge wird unter dem Druck zusammenbrechen. Zuerst wird er auf Anweisung des Jugendgerichts in Gewahrsam genommen, genau wie in jedem anderen Fall, und das wird ihm eine Heidenangst einjagen. Wird vielleicht sogar seine Anwältin aufwecken. Wenn wir Glück haben, weist der Richter den Jungen an, zu reden. An diesem Punkt wird der Junge vermutlich klein beigeben. Wenn nicht, macht er sich der Mißachtung des Gerichts schuldig, vielleicht. Meinen Sie nicht auch?«
»Ja, dann liegt Mißachtung vor, aber wir können nicht vorhersagen, wie der Richter darauf reagieren wird.«
»Richtig. Also informiert Mr. Lewis den Richter über Gronke und seine Beziehungen zur Mafia und sagt ihm, daß wir glauben, er ist in Memphis, um dem Jungen etwas anzutun. So bekommen wir den Jungen auf jeden Fall in Gewahrsam, weit weg von seiner Anwältin. Diesem Luder.«
Foltrigg war jetzt richtig aufgedreht. Er kritzelte etwas auf einen Block. Wally stand auf und begann, nachdenklich in der Bibliothek herumzuwandern, tief in Gedanken versunken, als käme alles mögliche zusammen, und als wäre er gezwungen, eine weitreichende Entscheidung zu treffen.
Hier in der Abgeschiedenheit eines Büros in New Orleans konnte Trumann Reggie ein Luder nennen. Aber er dachte an die Tonbandaufnahme. Und er hatte nichts dagegen, in New Orleans zu bleiben, weit weg von ihr. Sollte doch McThune zusehen, wie er in Memphis mit Reggie zurechtkam.
»Können Sie K. O. ans Telefon bekommen?« fragte Foltrigg.
»Ich denke schon.« Trumann zog einen Zettel aus der Tasche und tippte am Telefon die Nummer ein.
Foltrigg winkte Wally in eine Ecke, ein gutes Stück von dem Agenten entfernt. »Das ist eine großartige Idee«, sagte Wally. »Ich bin sicher, dieser Richter am Jugendgericht ist nur ein kleines Licht, der sich anhört, was K. O. zu sagen hat, und dann genau das tut, was er will, meinen Sie nicht auch?«
Trumann hatte Mr. Lewis am Apparat. Foltrigg beobachtete ihn, während er Wally zuhörte. »Mag sein. Auf jeden Fall müssen wir den Jungen schnell vor Gericht bringen; dann, denke ich, wird er wohl den Mund aufmachen. Wenn nicht, befindet er sich in Gewahrsam, unter unserer Kontrolle und außer Reichweite seiner Anwältin. Das gefällt mir.«
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