Der Klient
habe Clint gebeten, einen Hintereingang ausfindig zu machen. Er wartet auf dem Parkplatz auf uns.«
»Ich habe das alles so satt. Restlos satt. Alle meine Freunde sind heute in der Schule, haben ihren Spaß, sind ganz normal, rangeln in den Pausen mit den Mädchen, spielen den Lehrern Streiche – Sie wissen schon, das Übliche. Und dann schauen Sie mich an. Ich fahre mit meiner Anwältin in der Stadt herum, lese über meine Abenteuer in der Zeitung, seh mir mein Gesicht auf der Titelseite an, verstecke mich vor Reportern, flüchte vor Killern mit Schnappmessern. Es ist wie in einem Film. Einem schlechten Film. Ich habe es einfach satt. Ich weiß nicht, ob ich noch mehr davon vertragen kann. Es ist einfach zuviel.« Sie musterte ihn von der Seite, während sie immer wieder einen Blick auf die Straße und den Verkehr warf. Er hatte die Zähne fest zusammengepreßt und starrte geradeaus, sah aber nichts.
»Es tut mir leid, Mark.«
»Ja, mir auch. Soviel zu angenehmen Träumen.«
»Das könnte ein sehr langer Tag werden heute.«
»Was gibt es sonst noch Neues? Sie haben letzte Nacht das Haus beobachtet, wissen Sie das?«
»Wie bitte?«
»Ja, jemand hat das Haus beobachtet. Ich habe heute nacht um halb drei auf der Veranda gesessen, und da habe ich einen Mann gesehen, der den Gehsteig entlangging. Er tat, als wäre nichts dabei, rauchte einfach eine Zigarette und schaute zum Haus herüber.«
»Vielleicht ein Nachbar.«
»Bestimmt. Um halb drei Uhr nachts.«
»Vielleicht hat jemand einen Spaziergang gemacht.«
»Weshalb ist er dann innerhalb von einer Viertelstunde dreimal am Haus vorbeigekommen?«
Sie warf ihm wieder einen Blick zu und stieg auf die Bremse, um einen Zusammenstoß mit einem Wagen vor ihnen zu vermeiden.
»Hast du Vertrauen zu mir, Mark?« fragte sie.
Er sah sie an, als hätte ihn die Frage überrascht. »Natürlich habe ich Vertrauen zu Ihnen, Reggie.«
Sie lächelte und tätschelte seinen Arm. »Dann halt dich an mich.«
Ein Vorteil eines architektonischen Horrorgebildes wie St. Peter’s war die Existenz einer Unmenge von Türen und Ausgängen, die nur wenige Leute kannten. Mit Anbauten hier und nachträglich errichteten Abteilungen dort waren im Laufe der Zeit kleine Nischen und Flure entstanden, die selten gebraucht und von Wachleuten, die sich ohnehin nicht zurechtfanden, kaum jemals entdeckt wurden.
Als sie ankamen, war Clint bereits eine halbe Stunde erfolglos im Krankenhaus herumgelaufen und hatte sich dabei dreimal verirrt. Er war schweißgebadet und entschuldigte sich, als sie sich auf dem Parkplatz trafen.
»Ihr braucht mir nur zu folgen«, sagte Mark, und sie eilten über die Straße und betraten das Krankenhaus durch den Notausgang. Sie bahnten sich ihren Weg durch das dichte Gedränge im Foyer und fanden einen alten Fahrstuhl, der abwärts fuhr.
»Ich hoffe, du weißt, wohin du gehst«, sagte Reggie, offensichtlich voller Zweifel und halb rennend bei dem Versuch, mit ihm Schritt zu halten. Clint schwitzte sogar noch heftiger. »Kein Problem«, sagte Mark und öffnete eine Tür, die in die Küche führte.
»Wir sind in der Küche, Mark«, sagte Reggie und sah sich um. »Ganz ruhig. Tun Sie einfach so, als gehörten Sie hierher.«
Er drückte auf einen Knopf neben dem Lastenaufzug, und die Tür glitt sofort auf. Innen drückte er auf einen weiteren Knopf, und sie ratterten aufwärts. Ihr Ziel war der zehnte Stock. »Der Haupttrakt hat achtzehn Stockwerke, aber dieser Fahrstuhl hält im zehnten an. Im neunten hält er nicht. Kapiert?« Er beobachtete die Nummern über der Tür und gab seine Erläuterungen wie ein gelangweilter Fremdenführer.
»Was passiert im zehnten?« fragte Clint ziemlich atemlos. »Warten Sie’s ab.«
Die Tür öffnete sich im zehnten Stock, und sie traten in eine große Kammer voller Regale, in denen Bettwäsche und Handtücher gestapelt waren. Mark war bereits wieder unterwegs, schoß zwischen den Regalen hindurch und öffnete eine schwere Metalltür, und plötzlich standen sie auf einem Flur mit Krankenzimmern rechts und links. Er deutete nach links, hastete weiter und blieb vor einem Notausgang mit einem Haufen von roten und gelben Alarmwarnungen stehen. Er ergriff den Riegel, mit dem sie verschlossen war, und Reggie und Clint standen da wie angewurzelt.
Er stieß die Tür auf, und nichts passierte. »Die Alarmanlage funktioniert nicht«, sagte er seelenruhig und eilte die Treppe zum neunten Stock hinunter. Er öffnete eine weitere Tür, und
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