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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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plötzlich standen sie auf einem menschenleeren, teppichbelegten Flur. Er wies wieder die Richtung, und sie waren unterwegs, vorbei an Krankenzimmern, um eine Kurve und vor dem Schwesternzimmer, wo sie einen anderen Flur entlangschauten und die bei den Fahrstühlen herumlungernden Reporter sahen.
    »Guten Morgen, Mark«, rief Karen die Schöne heraus, als sie vorbeieilten. Aber sie sagte es ohne ein Lächeln.
    »Hi, Karen«, sagte er, blieb aber nicht stehen.
    Dianne saß auf einem Klappstuhl auf dem Flur, und vor ihr kniete ein Polizist. Sie weinte, und zwar schon seit einiger Zeit. Die beiden Wachmänner standen ein paar Meter entfernt beieinander. Mark sah den Polizisten und die Tränen und rannte auf seine Mutter zu. Sie riß ihn zu sich heran, und sie schlossen sich in die Arme.
    »Was ist passiert, Mom?« fragte er, und sie weinte noch heftiger.
    »Mark, in eurem Wohnwagen hat es letzte Nacht gebrannt«, sagte der Polizist. »Vor ein paar Stunden.«
    Mark sah ihn fassungslos an, dann drückte er seine Mutter an sich. Sie wischte sich die Tränen ab und versuchte, sich zu fassen.
    »Wie schlimm?« fragte Mark.
    »Ziemlich schlimm«, sagte der Polizist betrübt. Er hatte sich inzwischen erhoben und hielt seine Mütze mit beiden Händen. »Es ist nichts übriggeblieben.«
    »Was hat den Brand verursacht?« fragte Reggie.
    »Das wissen wir noch nicht. Der Brandexperte wird es sich heute morgen ansehen. Es könnte an den elektrischen Leitungen liegen.«
    »Ich muß unbedingt mit dem Mann sprechen«, erklärte Reggie, und der Polizist musterte sie eindringlich.
    »Und wer sind Sie?« fragte er.
    »Reggie Love, die Anwältin der Familie.«
    »Ah ja. Ich habe die Zeitung von heute gesehen.«
    Sie gab ihm eine Karte. »Bitte sagen Sie dem Brandexperten, er möchte mich anrufen.«
    »Wird gemacht, Lady.« Der Polizist setzte seine Mütze auf und schaute wieder auf Dianne herunter. Er war wieder betrübt. »Ms. Sway, das alles tut mir sehr leid.«
    »Danke«, sagte sie und wischte sich das Gesicht ab. Er nickte Reggie und Clint zu, wich zurück und verschwand eilends. Eine Schwester erschien und blieb in der Nähe, für alle Fälle.
    Dianne hatte plötzlich ein Publikum. Sie stand auf und hörte auf zu weinen, schaffte es sogar, Reggie anzulächeln.
    »Das ist Clint Van Hooser. Er arbeitet für mich«, sagte Reggie.
    Dianne lächelte Clint an. »Es tut mir sehr leid«, sagte er.
    »Danke«, sagte Dianne leise. Es folgten ein paar Sekunden verlegenes Schweigen, während sie sich die letzten Tränen abwischte. Ihr Arm lag um Mark, der immer noch fassungslos war.
    »Hat er sich anständig benommen?« fragte Dianne.
    »Er war wunderbar. Er hat gegessen wie ein Scheunendrescher.«
    »Das ist gut. Danke, daß er bei Ihnen sein durfte.«
    »Wie geht es Ricky?« fragte Reggie.
    »Er hatte eine gute Nacht. Dr. Greenway war heute morgen kurz hier, und Ricky war wach und hat geredet. Es scheint ihm viel besser zu gehen.«
    »Weiß er von dem Feuer?« fragte Mark.
    »Nein. Und wir werden es ihm auch nicht sagen, okay?«
    »Okay, Mom. Können wir hineingehen und reden, nur du und ich?«
    Dianne lächelte Reggie und Clint an und führte Mark in das Zimmer. Die Tür wurde geschlossen, und die winzige Familie Sway war unter sich mit ihrer gesamten weltlichen Habe.
    Der Ehrenwerte Harry Roosevelt führte seit nunmehr zweiundzwanzig Jahren den Vorsitz beim Jugendgericht von Shelby County, und trotz der unerfreulichen und deprimierenden Natur der Gerichtsgeschäfte hatte er seine Arbeit immer mit einem beträchtlichen Maß an Würde getan. Er war der erste schwarze Richter an einem Jugendgericht in Tennessee, und als er Anfang der siebziger Jahre vom Gouverneur ernannt worden war, hatte er eine glänzende Zukunft, und viele Leute waren überzeugt, daß höhere Gerichte nur darauf warteten, von ihm erobert zu werden.
    Die höheren Gerichte waren immer noch dort, und Harry Roosevelt war immer noch hier, in dem baufälligen Gebäude, das einfach das Jugendgericht genannt wurde. Es gab wesentlich hübschere Gerichte in Memphis. Das Federal Building an der Main Street, noch immer das neueste in der Stadt, enthielt die elegantesten und imponierendsten Gerichtssäle. Die Leute vom Bundesgericht hatten immer das Beste – üppige Teppiche, dicke Ledersessel, schwere Eichentische, glanzvolle Beleuchtung, eine verläßliche Klimaanlage, Unmengen von gut bezahlten Gehilfen und Assistenten. Das ein paar Blocks entfernte Shelby County Courthouse war ein

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