Der Klient
das?« fragte Harry.
»Ja, Sir. Das ist unsere Position.«
»Ihre Position, Mr. Fink«, sagte Harry sehr langsam und sehr laut mit ausgestrecktem Finger, »ist auf diesem Stuhl dort. Bitte setzen Sie sich und hören Sie mir genau zu, denn ich werde dies nur einmal sagen. Falls ich es noch einmal sagen muß, werde ich es tun, während man Ihnen Handschellen anlegt und Sie für eine Nacht in unser wohleingerichtetes Gefängnis abführt.«
Fink fiel auf seinen Stuhl und blieb mit ungläubig offenstehendem Mund sitzen.
Harry funkelte über seine Lesebrille hinweg unverwandt auf Thomas Fink hinunter. »Hören Sie mir gut zu, Mr. Fink. Dies ist kein eleganter Gerichtssaal in New Orleans, und ich bin keiner Ihrer Bundesrichter. Dies ist mein kleiner, privater Gerichtssaal, und ich bestimme die Regeln, Mr. Fink. Regel Nummer eins ist, daß Sie in meinem Gerichtssaal nur dann reden, wenn Sie dazu aufgefordert werden. Regel Nummer zwei ist, daß Sie Seine Ehren nicht unaufgefordert mit Erklärungen, Kommentaren oder Bemerkungen beglücken. Regel Nummer drei ist, daß Seine Ehren äußerst ungern die Stimmen von Anwälten hört. Seine Ehren kennt diese Stimmen seit zwanzig Jahren, und Seine Ehren weiß, wie gern Anwälte sich selbst reden hören. Regel Nummer Vier ist, daß man in meinem Gerichtssaal nicht aufsteht. Sie bleiben an Ihrem Tisch sitzen und sagen so wenig wie möglich. Haben Sie diese Regeln begriffen, Mr. Fink?«
Fink starrte fassungslos auf Harry und versuchte zu nicken.
Harry war noch nicht fertig. »Dies ist ein sehr kleiner Gerichtssaal, Mr. Fink, von mir selbst vor langer Zeit für private Anhörungen eingerichtet. Wir alle können einander mühelos sehen und hören, also halten Sie einfach den Mund geschlossen und den Hintern auf Ihrem Sitz, dann ist alles in bester Ordnung.«
Fink versuchte immer noch zu nicken. Er umklammerte die Armlehnen des Stuhls, entschlossen, sich nie wieder von ihm zu erheben. Hinter ihm hatte McThune, der Anwalthasser, Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.
»Mr. McLemore, offensichtlich hat Mr. Fink vor, diesen Fall für die Anklage zu vertreten. Sind Sie damit einverstanden?«
»Keine Einwände, Euer Ehren.«
»Ich lasse es zu. Aber versuchen Sie, ihn auf seinem Sitz zu halten.«
Mark war total verängstigt. Er hatte auf einen freundlichen, sanften alten Mann gehofft, von dem nur Liebe und Sympathie ausging. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Er warf einen Blick auf Mr. Fink, dessen Genick rot angelaufen war und der laut und mühsam atmete, und er tat ihm fast leid.
»Ms. Love«, sagte der Richter, plötzlich sehr herzlich und voller Mitgefühl, »ich gehe davon aus, daß Sie einen Einwand zugunsten des Kindes vorzubringen haben.«
»Ja, Euer Ehren.« Sie beugte sich vor und sprach ganz gezielt in Richtung auf die Protokollantin. »Wir haben mehrere Einwände, die wir gern zum jetzigen Zeitpunkt vorbringen würden, und ich möchte, daß sie zu Protokoll genommen werden.«
»In Ordnung«, sagte Harry, als könnte Reggie Love alles haben, was sie wollte. Fink sank noch tiefer und kam sich noch gedemütigter vor. Soviel zum Beeindrucken des Gerichts mit spontaner Beredsamkeit.
Reggie warf einen Blick auf ihre Notizen. »Euer Ehren, ich bitte darum, daß das Protokoll dieser Anhörung so schnell wie möglich ausgefertigt und verfügbar gemacht wird, damit notfalls sofort Revision eingelegt werden kann.«
»Stattgegeben.«
»Ich erhebe gegen diese Anhörung Einspruch aus verschiedenen Gründen. Erstens, das Kind, seine Mutter und seine Anwältin wurden praktisch überrumpelt. Ungefähr drei Stunden sind vergangen, seit der Mutter die Eingabe zugestellt wurde, und obwohl ich das Kind jetzt seit drei Tagen vertrete und jeder Beteiligte darüber informiert ist, wurde ich von dieser Anhörung erst vor fünfundsiebzig Minuten in Kenntnis gesetzt. Das ist unfair, absurd und ein Ermessensmißbrauch des Gerichts.«
»Wann möchten Sie die Anhörung haben, Ms. Love?« fragte Harry.
»Heute ist Donnerstag«, sagte sie. »Wie wäre es mit Dienstag oder Mittwoch nächster Woche?«
»Einverstanden. Sagen wir, Dienstag um neun.« Harry sah Fink an, der sich noch immer nicht gerührt hatte und nicht wagte, darauf zu reagieren. »Natürlich wird der Junge bis dahin in Gewahrsam bleiben, Ms. Love.«
»Der Junge gehört nicht in Gewahrsam, Euer Ehren.«
»Aber ich habe die Anweisung, ihn in Gewahrsam zu nehmen, unterschrieben, und ich werde sie nicht aufheben, solange wir auf
Weitere Kostenlose Bücher