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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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eine Anhörung warten. Unsere Gesetze, Ms. Love, erlauben die sofortige Inhaftierung vermeintlicher Straftäter, und Ihr Mandant wird nicht anders behandelt als jeder andere auch. Außerdem gibt es im Fall Mark Sway weiterführende Erwägungen, die bestimmt bald zur Sprache kommen werden.«
    »Wenn mein Mandant in Gewahrsam bleiben soll, kann ich einer Vertagung nicht zustimmen.«
    »Also gut«, sagte Seine Ehren prompt. »Nehmen Sie zu Protokoll, daß das Gericht eine Vertagung angeboten hat, diese aber von dem Kind abgelehnt wurde.«
    »Und nehmen Sie auch zu Protokoll, daß das Kind eine Vertagung abgelehnt hat, weil das Kind nicht länger in der Jugendhaftanstalt bleiben will, als unbedingt sein muß.«
    »Stattgegeben«, sagte Harry mit dem Anflug eines Lächelns. »Bitte, fahren Sie fort, Ms. Love.«
    »Wir erheben außerdem Einspruch gegen diese Anhörung, weil die Mutter des Kindes nicht anwesend ist. Extremer Umstände halber ist ihre Anwesenheit zur Zeit nicht möglich, und ich bitte Euer Ehren zu bedenken, daß die arme Frau erst vor drei Stunden informiert worden ist. Das Kind hier ist elf Jahre alt und braucht die Unterstützung durch seine Mutter. Wie Sie wissen, Euer Ehren, sprechen sich die Gesetze eindeutig für die Anwesenheit der Eltern bei solchen Anhörungen aus, und ein Vorgehen ohne Marks Mutter ist unfair.«
    »Wann kann Ms. Sway zur Verfügung stehen?«
    »Das weiß niemand, Euer Ehren. Sie ist buchstäblich an das Krankenhaus gebunden, da ihr Sohn an post-traumatischem Stress leidet. Ihr Arzt gestattet ihr das Verlassen seines Zimmers jeweils nur für ein paar Minuten. Es kann Wochen dauern, bis sie verfügbar ist.«
    »Also wollen Sie diese Anhörung auf unbestimmte Zeit verschieben?«
    »Ja, Sir.«
    »Also gut. Einverstanden. Natürlich bleibt das Kind bis zur Anhörung in Gewahrsam.«
    »Das Kind gehört nicht in Gewahrsam. Das Kind wird dem Gericht zu jedem gewünschten Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Es wäre nichts damit gewonnen, wenn das Kind bis zu einer Anhörung eingeschlossen bliebe.«
    »In diesem Fall gibt es Faktoren, die die Sache komplizieren, Ms. Love, und ich bin nicht gewillt, dieses Kind freizulassen, bevor die Anhörung stattgefunden hat und festgestellt wurde, wieviel es weiß. So einfach ist das. Ich wage nicht, es zum jetzigen Zeitpunkt freizulassen. Wenn ich es täte, und es passierte ihm etwas, dann würde ich bis zu meinem Tode an dieser Schuld tragen. Verstehen Sie das, Ms. Love?«
    Sie verstand es, obwohl sie es nicht zugeben wollte. »Ich fürchte, Sie treffen diese Entscheidung aufgrund unbewiesener Fakten.«
    »Das mag sein. Aber ich habe in dieser Sache einen breiten Ermessensspielraum, und solange ich die Beweise nicht gehört habe, bin ich nicht bereit, das Kind zu entlassen.«
    »Das wird sich gut machen in einer Berufung«, fauchte sie, und Harry gefiel das nicht.
    »Nehmen Sie ins Protokoll auf, daß eine Vertagung angeboten wurde, bis die Mutter des Kindes zugegen sein kann, und daß die Vertagung von dem Kind abgelehnt wurde.«
    Worauf Reggie rasch reagierte. »Und nehmen Sie auch ins Protokoll auf, daß das Kind die Vertagung abgelehnt hat, weil es nicht länger in der Jugendhaftanstalt bleiben will, als unbedingt sein muß.«
    »Stattgegeben, Ms. Love. Bitte, fahren Sie fort.«
    »Das Kind ersucht dieses Gericht, die gegen es eingereichte Eingabe abzuweisen, und zwar mit der Begründung, daß die darin erhobenen Anschuldigungen gegenstandslos sind und die Eingabe nur deshalb gemacht wurde, um Dinge ans Licht zu bringen, die das Kind vielleicht weiß. Die Antragsteller Fink und Foltrigg benutzen diese Anhörung als Fischzug für ihre ins Stocken geratene Untersuchung eines Verbrechens. Ihre Eingabe ist ein hoffnungsloser Mischmasch aus Vielleichts und Was-istwenns und wurde unter Eid ohne die leiseste Andeutung der wahren Tatsachen eingereicht. Sie sind verzweifelt, Euer Ehren, und jetzt sind sie hier und schießen ins Dunkle in der Hoffnung, irgend etwas zu treffen. Die Eingabe sollte abgewiesen werden, und wir sollten alle nach Hause gehen.«
    Harry funkelte auf Fink herab und sagte: »Ich bin geneigt, ihr zuzustimmen, Mr. Fink. Was ist Ihre Ansicht?«
    Fink hatte es sich auf seinem Stuhl bequem gemacht und mit Genugtuung beobachtet, wie Reggies erste Einwände von Seinen Ehren abgeschmettert wurden. Seine Atmung war wieder fast normal, und seine Gesichtsfarbe war von Scharlachrot zu Rosa zurückgekehrt, als der Richter ihr plötzlich zustimmte

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