Der Klient
Frau saß mit einer Stenographiermaschine direkt unterhalb des Richterpodiums. Sie trug einen kurzen Rock, und ihre Beine erregten eine Menge Aufmerksamkeit. Sie kann kaum älter sein als sechzehn, dachte Mark, als er Reggie zu ihrem Tisch folgte. Der letzte Akteur in diesem Drama war ein Gerichtsdiener mit einer Waffe an der Hüfte.
Mark setzte sich auf seinen Platz, er wußte, daß alle ihn anstarrten. Seine beiden Deputies verließen den Raum, und als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, griff der Richter wieder nach den Akten und blätterte darin. Sie hatten auf den Jugendlichen und seine Anwältin gewartet, und nun wartete jedermann auf den Richter. Die Regeln des Verhaltens vor Gericht mußten befolgt werden.
Reggie holte einen Block aus ihrem Aktenkoffer und begann, sich Notizen zu machen. In der anderen Hand hatte sie ein Papiertaschentuch, mit dem sie sich die Augen betupfte. Mark starrte auf den Tisch, mit noch feuchten Augen, aber entschlossen, sich nicht kleinkriegen zu lassen und es durchzustehen. Er hatte Publikum.
Fink und Ord starrten auf die Beine der Protokollantin. Ihr Rock endete auf halbem Wege zwischen Knie und Hüfte. Er war sehr eng und schien ungefähr jede Minute einen Zentimeter weiter hochzurutschen. Den Dreifuß, auf dem ihre Maschine ruhte, hatte sie fest zwischen die Knie geklemmt. In der intimen Atmosphäre von Harrys Gerichtssaal war sie keine drei Meter entfernt, und das Letzte, was sie brauchten, war eine Ablenkung. Aber sie starrten trotzdem. Da! Er war wieder ein paar Millimeter höher gerutscht.
Baxter L. McLemore, ein junger Anwalt, frisch von der Universität, saß nervös an einem Tisch mit Mr. Fink und Mr. Ord. Er war ein bescheidener Assistent in der County-Justizbehörde, und er war dazu ausersehen worden, an diesem Tag vor dem Jugendgericht als Vertreter der Anklage zu fungieren. Das war ganz eindeutig keine ruhmreiche Sache, aber neben George Ord zu sitzen war doch ziemlich aufregend. Er wußte nichts über den Fall Sway, und Mr. Ord hatte ihm nur wenige Minuten zuvor auf dem Flur erklärt, daß Mr. Fink bei der Anhörung der Wortführer sein würde. Das Einverständnis des Gerichts natürlich vorausgesetzt. Baxter sollte nur dasitzen, nett aussehen und den Mund halten.
»Ist die Tür geschlossen?« fragte der Richter endlich den Gerichtsdiener.
»Ja, Sir.«
»Also gut. Ich habe die Eingabe gelesen und bin bereit, mit dem Verfahren zu beginnen. Für das Protokoll stelle ich fest, daß das Kind und seine Anwältin anwesend sind und daß der Mutter des Kindes, die meines Wissens das Sorgerecht hat, heute morgen eine Kopie der Eingabe und des Gerichtsbeschlusses zugestellt wurde. Die Mutter des Kindes ist jedoch nicht im Gerichtssaal anwesend, und das gefällt mir nicht.« Harry hielt einen Moment inne und schien in der Akte zu lesen.
Fink gelangte zu dem Schluß, daß dies der geeignete Moment wäre, seine Position in dieser Sache klarzumachen, und er stand langsam auf, knöpfte sein Jackett zu und wendete sich an den Richter. »Euer Ehren, wenn Sie gestatten, für die Akten, ich bin Thomas Fink, stellvertretender Bundesanwalt für den Southern District of Louisiana.«
Harrys Blick verließ langsam die Akte und richtete sich auf Fink, der mit steifem Rücken dastand, sehr formell, beim Reden intelligent die Stirn runzelte und immer noch mit dem obersten Knopf seines Jacketts beschäftigt war.
Fink fuhr fort. »Ich bin einer der Antragsteller in dieser Sache, und wenn es gestattet ist, würde ich mich gern zu dem Thema der Abwesenheit der Mutter äußern.« Harry sagte nichts, sondern schaute nur drein, als könnte er es einfach nicht glauben. Reggie konnte nicht anders, sie mußte lächeln. Sie zwinkerte Baxter McLemore zu.
Fink hatte sein Publikum gefunden. »Euer Ehren, wir, die Antragsteller, sind der Überzeugung, daß diese Sache so dringlicher Natur ist, daß diese Anhörung unverzüglich stattfinden muß. Das Kind wird durch seine Anwältin vertreten, eine durchaus kompetente Anwältin, wie ich vielleicht hinzufügen darf, und keines der gesetzlichen Rechte des Kindes wird durch die Abwesenheit der Mutter beeinträchtigt. Soweit wir informiert sind, ist die Anwesenheit der Mutter am Krankenbett des jüngeren Kindes erforderlich, und deshalb ist nicht absehbar, wann sie in der Lage sein wird, bei einer Anhörung zugegen zu sein. Wir halten es aber für äußerst wichtig, Euer Ehren, daß sofort mit dieser Anhörung begonnen wird.«
»So, tun Sie
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