Der Klient
und ihn ansah.
Fink rutschte nach vorne und wäre fast aufgestanden, hielt sich aber in letzter Minute zurück und begann zu stottern. »Nun, äh, Euer Ehren, wir, äh, können unsere Anschuldigungen beweisen, wenn uns die Gelegenheit dazu gegeben wird. Wir, äh, sind überzeugt von dem, was wir in der Eingabe vorgebracht haben …«
»Das will ich hoffen«, warf Harry ein.
»Ja, Sir, und wir wissen, daß dieses Kind eine Untersuchung behindert. Ja, Sir, wir sind ganz sicher, daß wir beweisen können, was wir vorgebracht haben.«
»Und wenn Sie es nicht können?«
»Wir, äh, wir sind sicher, daß …«
»Ihnen ist doch wohl klar, Mr. Fink, daß ich, wenn ich die Beweise in diesem Fall höre und feststelle, daß Sie ein Spielchen spielen, Sie wegen Mißachtung belangen kann. Und wie ich Ms. Love kenne, bin ich sicher, daß Sie mit Gegenmaßnahmen von seiten des Kindes zu rechnen haben.«
»Wir haben vor, gleich morgen früh Anklage zu erheben, Euer Ehren«, setzte Reggie hilfreich hinzu. »Sowohl gegen Mr. Fink als auch gegen Roy Foltrigg. Sie mißbrauchen dieses Gericht und die Jugendgesetzgebung des Staates Tennessee. Mein Personal arbeitet bereits an der Abfassung der Klage.«
Ihr Personal saß draußen auf dem Flur, aß ein Snickers und trank eine Diätcola. Aber die Drohung hörte sich im Gerichtssaal sehr unheilvoll an.
Fink warf einen Blick auf George Ord, seinen Mit-Anwalt, der neben ihm saß und sich eine Liste der Dinge machte, die er an diesem Nachmittag erledigen wollte, und nichts auf dieser Liste hatte etwas mit Mark Sway oder Roy Foltrigg zu tun. Ord war der Vorgesetzte von achtundzwanzig Anwälten, die an Tausenden von Fällen arbeiteten, und Barry Muldanno und die Leiche von Boyd Boyette interessierten ihn nicht im mindesten. Der Fall unterlag nicht seiner Jurisdiktion. Ord war ein vielbeschäftigter Mann, zu beschäftigt, um wertvolle Zeit damit zu verschwenden, für Roy Foltrigg den Laufburschen zu spielen.
Aber Fink war kein Federgewicht. Er hatte genug Erfahrung mit unerfreulichen Prozessen, feindseligen Richtern und skeptischen Jurys. Er rappelte sich recht gut zusammen. »Euer Ehren, die Eingabe hat sehr viel Ähnlichkeit mit einer Anklage. Ihre Wahrheit kann ohne Anhörung nicht bewiesen werden, und wenn wir die Anhörung bekommen, können wir unsere Anschuldigungen beweisen.«
Harry wandte sich an Reggie. »Ich werde diesen Antrag auf Abweisung in Erwägung ziehen und die Beweise der Antragsteller anhören. Wenn sie nicht ausreichen, gebe ich dem Antrag statt, und alles weitere findet sich dann.«
Reggie zuckte die Achseln, als hätte sie nichts anderes erwartet.
»Sonst noch etwas, Ms. Love?«
»Im Augenblick nicht.«
»Mr. Fink, rufen Sie Ihren ersten Zeugen auf«, sagte Harry. »Und machen Sie es kurz. Kommen Sie gleich zum Thema. Wenn Sie Zeit verschwenden, können Sie sich darauf verlassen, daß ich für Tempo sorgen werde.«
»Ja, Sir. Sergeant Milo Hardy von der Polizei von Memphis ist unser erster Zeuge.«
Während dieser Vorgeplänkel hatte Mark sich nicht bewegt. Er wußte nicht so recht, ob Reggie gewonnen oder verloren hatte, und aus irgendeinem Grund war es ihm auch gleich. Etwas war unfair an einem System, bei dem ein kleiner Junge in einem Gerichtssaal saß, umgeben von Anwälten, die unter den abschätzigen Blicken des Richters miteinander stritten und Schüsse aus dem Hinterhalt abgaben, und inmitten dieses Trommelfeuers von Gesetzen und Paragraphen und Anträgen und juristischen Ausdrücken wissen sollte, was um ihn herum ablief. Es war hoffnungslos unfair.
Und so saß er nur da und schaute auf den Fußboden in der Nähe der Protokollantin. Seine Augen waren immer noch naß, und er schaffte es nicht, sie trocken zu bekommen.
Während Sergeant Hardy geholt wurde, war es still im Saal. Seine Ehren entspannte sich in seinem Stuhl und nahm die Lesebrille ab. »Ich möchte, daß folgendes zu Protokoll genommen wird«, sagte er und funkelte abermals Fink an. »Dies ist eine vertrauliche Verhandlung. Die Anhörung findet aus guten Gründen unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Keiner der Anwesenden darf ein Wort von dem wiederholen, was heute in diesem Saal gesprochen wird, oder mit jemandem über irgendeinen Aspekt dieses Verfahrens reden. Mir ist bewußt, daß Sie, Mr. Fink, dem Bundesanwalt in New Orleans Bericht erstatten müssen, und mir ist auch bewußt, daß Mr. Foltrigg einer der Antragsteller ist und ein Recht darauf hat, zu wissen, was hier
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