Der Klient
und zeigte Harry die Reste der Virginia-Slim-Zigaretten, die unter dem Baum gefunden worden waren. Außerdem zeigte er Harry den Abschiedsbrief, den Clifford hinterlassen hatte, und äußerte abermals seine Vermutungen über den mit einem anderen Stift geschriebenen Zusatz. Er zeigte Harry den Kugelschreiber, den man im Wagen gefunden hatte, und erklärte, es stehe außer Frage, daß Mr. Clifford diesen Stift benutzt hatte, um die letzten Worte zu kritzeln. Er sprach über den Blutfleck, den man an Cliffords Hand gefunden hatte. Das Blut stammte nicht von Clifford, aber es hatte dieselbe Blutgruppe wie das von Mark Sway, der eine aufgesprungene Lippe und mehrere andere Verletzungen davongetragen hatte.
»Sie glauben, daß Mr. Clifford den Jungen geschlagen hat?« fragte Harry.
»Ja, das glaube ich, Euer Ehren.«
Reggie hätte Einspruch erheben können gegen McThunes Gedanken und Ansichten und Vermutungen, aber sie hielt den Mund. Sie hatte schon viele derartige Anhörungen mit Harry erlebt und wußte, daß er alles zur Kenntnis nahm und selbst entscheiden würde, was er davon glauben sollte. Mit Einsprüchen hätte sie nichts erreicht.
Harry fragte, wie das FBI an Fingerabdrücke von dem Jungen gekommen war, um sie mit den im Wagen gefundenen vergleichen zu können. McThune holte tief Luft und berichtete über die Sprite-Dose im Krankenhaus, beeilte sich aber, darauf hinzuweisen, daß sie, als sie das taten, den Jungen nicht als Tatverdächtigen betrachteten, sondern lediglich als Zeugen, und es deshalb für rechtens gehalten hätten, die Fingerabdrücke abzunehmen. Das gefiel Harry überhaupt nicht, aber er sagte nichts. McThune betonte, wenn man den Jungen irgendeiner Tat verdächtigt hätte, hätten sie nicht einmal im Traum daran gedacht, seine Abdrücke zu stehlen. Niemals.
»Natürlich nicht«, sagte Harry mit so viel Sarkasmus, daß McThune errötete.
Fink führte ihn durch die Ereignisse am Dienstag, dem Tag nach dem Selbstmord, an dem der kleine Mark eine Anwältin engagiert hatte. Sie hatten alles versucht, mit ihm und dann mit seiner Anwältin zu reden, und seither waren sie nicht weitergekommen.
McThune benahm sich ordentlich und blieb bei den Tatsachen. Doch auch er hinterließ im Saal den unbestreitbaren Eindruck, daß Mark ein gerissener Lügner war.
Während Hardy und McThune ihre Aussagen machten, warf Harry von Zeit zu Zeit einen Blick auf Mark. Der Junge war teilnahmslos und schwer zu durchschauen. Er schien seine ganze Aufmerksamkeit einem unsichtbaren Fleck auf dem Fußboden zu widmen. Er saß zusammengesackt auf seinem Stuhl, und die meiste Zeit ignorierte er Reggie vollständig. Seine Augen waren feucht, aber er weinte nicht. Er wirkte müde und traurig, und gelegentlich warf er einen Blick auf den Zeugen, wenn seine Lügen dargelegt wurden.
Harry hatte Reggie schon viele Male unter diesen Umständen erlebt, und gewöhnlich saß sie sehr nahe bei ihren jungen Mandanten und flüsterte mit ihnen während des Verfahrens. Sie tätschelte sie, drückte ihnen den Arm, beruhigte sie, ermahnte sie, falls erforderlich. Normalerweise war sie ständig in Bewegung und schützte ihre Mandanten vor den brutalen Realitäten des von Erwachsenen bestimmten juristischen Systems. Aber nicht heute. Sie warf ihrem Mandanten gelegentlich einen Blick zu, als wartete sie auf ein Signal, aber er ignorierte sie.
»Rufen Sie Ihren nächsten Zeugen auf«, sagte Harry zu Fink, der die Ellenbogen aufgestützt hatte und versuchte, nicht aufzustehen. Er sah zuerst hilfesuchend Ord an, dann wendete er sich an Seine Ehren.
»Nun, Euer Ehren, es mag sich etwas merkwürdig anhören, aber als nächster würde ich gern selbst aussagen.«
Harry riß seine Lesebrille herunter und funkelte Fink an. »Sie bringen etwas durcheinander, Mr. Fink. Sie sind ein Anwalt, kein Zeuge.«
»Das weiß ich, Sir, aber ich bin zugleich einer der Antragsteller, und ich weiß, daß dies etwas ungewöhnlich ist, aber ich glaube, meine Aussage könnte wichtig sein.«
»Thomas Fink, Antragsteller, Anwalt, Zeuge. Möchten Sie vielleicht auch Gerichtsdiener sein, Mr. Fink? Oder ein bißchen Protokoll führen? Vielleicht sogar für eine Weile meine Robe tragen? Das ist kein Gerichtssaal, Mr. Fink, es ist ein Theater. Weshalb suchen Sie sich nicht die Rolle aus, die Ihnen gefällt?«
Fink hielt die Augen auf das Podium gerichtet, wobei er den Blicken Seiner Ehren lieber auswich. »Ich kann es erklären, Sir«, sagte er demütig.
»Sie brauchen
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