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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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geschrieben hat, Mr. Alliphant?«
    Alliphant wendete sich seinem Kollegen zu, als wüßte der alles. Aber der schüttelte den Kopf.
    »Ich habe ihn geschrieben, Mr. Alliphant«, sagte Harry laut. »Ich. Moi. Stets zu Diensten. Und wenn Sie eine Ahnung hätten von den Jugendgesetzen in diesem Staat, dann wüßten Sie auch, daß ich der Experte bin, weil ich das Gesetz geschrieben habe. Also, was haben Sie dazu zu sagen?«
    Slick sackte auf seinem Stuhl zusammen. Er hatte über tausend Verhandlungen berichtet. Er hatte erlebt, wie wütende Richter Kleinholz aus Anwälten machten, und er wußte, daß gewöhnlich ihre Mandanten darunter zu leiden hatten.
    »Ich halte ihn für verfassungswidrig, Euer Ehren«, sagte Alliphant tapfer.
    »Und das letzte, woran mir liegt, Mr. Alliphant, ist, mich mit Ihnen auf eine lange und wortreiche Diskussion über den Ersten Verfassungszusatz einzulassen. Wenn Ihnen das Gesetz nicht gefällt, dann legen Sie Widerspruch dagegen ein. Meinen Segen haben Sie. Aber jetzt, in diesem Augenblick, während ich nicht zu meinem Mittagessen komme, will ich, daß Ihr Mandant die Frage beantwortet.« Er wandte sich wieder an Slick, der in Angst und Schrecken auf seinem Stuhl saß und wartete. »Also, Mr. Moeller, wer war Ihre Quelle?«
    Grinder war nahe daran, sich zu übergeben. Er schob die Daumen in seinen Gürtel und drückte sie gegen den Magen. Slick stand in dem Ruf, immer sein Wort zu halten. Er nannte nie seine Informanten.
    »Ich kann meine Quelle nicht preisgeben«, sagte Slick in dem Versuch, dem ganzen einen dramatischen Anstrich zu geben: er, der Märtyrer, der furchtlos dem Tode entgegenblickt. Grinder holte tief Luft. Was für herrliche Worte.
    Harry winkte sofort den beiden Deputies. »Ich erkenne auf Mißachtung des Gerichts, Mr. Moeller. Sie sind festgenommen.« Die Deputies standen neben Slick, der sich verstört nach Hilfe umschaute.
    »Euer Ehren«, sagte Alliphant, der, ohne nachzudenken, wieder aufgestanden war. »Wir erheben Einspruch! Sie können nicht …«
    Harry ignorierte Alliphant. Er sprach zu den Deputies. »Bringen Sie ihn ins Stadtgefängnis. Keine Sonderbehandlung. Keine Vergünstigungen. Ich lasse ihn Montag für einen weiteren Versuch wieder vorführen.«
    Sie zogen Slick hoch und legten ihm Handschellen an. »Tun Sie etwas!« schrie er Alliphant an, der gerade sagte: »Mein Mandant hat ein Recht auf Meinungsäußerung, Euer Ehren. Das können Sie nicht tun.«
    »Ich tue es, Mr. Alliphant«, brüllte Harry. »Und wenn Sie sich nicht sofort wieder hinsetzen, kommen Sie in dieselbe Zelle wie Ihr geschätzter Mandant.«
    Alliphant sackte auf seinen Stuhl.
    Sie zerrten Slick zur Tür, und als sie sie öffneten, hatte Harry noch eine letzte Bemerkung zu machen. »Mr. Moeller, wenn ich in Ihrer Zeitung auch nur ein Wort lese, das Sie im Gefängnis geschrieben haben, dann lasse ich Sie dort einen Monat schmoren, bevor ich Sie wieder vorführen lasse. Haben Sie das verstanden?«
    Slick konnte nicht sprechen. »Wir legen Berufung ein, Slick«, versprach Alliphant, als sie ihn hinausschoben und die Tür zumachten. »Wir legen Berufung ein.«
    Dianne Sway saß auf einem schweren Holzstuhl, hielt ihren älteren Sohn in den Armen und betrachtete das Sonnenlicht, das durch die staubige, defekte Jalousie in den Zeugenraum B einfiel. Die Tränen waren versiegt, sprechen konnten sie nicht.
    Nach fünf Tagen und vier Nächten unfreiwilliger Gefangenschaft in der Psychiatrischen Abteilung war sie zuerst glücklich gewesen, sie verlassen zu können. Aber in diesen Tagen kam das Glück in sehr geringen Dosen, und nun sehnte sie sich danach, an Rickys Bett zurückkehren zu können. Jetzt, da sie Mark gesehen, ihn in den Armen gehalten und mit ihm geweint hatte, wußte sie, daß er in Sicherheit war. Und das war unter den gegebenen Umständen alles, was eine Mutter verlangen konnte.
    Sie traute weder ihrem Instinkt noch ihrem Urteilsvermögen. Fünf Tage in einer Höhle nehmen einem jeden Sinn für die Realität. Die endlose Serie, in der ein Schock auf den anderen folgte, hatte sie erschöpft und betäubt. Die Medikamente – Tabletten zum Schlafen und Tabletten zum Aufwachen und Tabletten, um die Tage durchzustehen – stumpften den Verstand so ab, daß ihr Leben zu einer Folge von Schnappschüssen geworden war, die einzeln vor ihren Augen erschienen. Das Gehirn funktionierte, aber in Zeitlupe.
    »Sie wollen, daß wir nach Portland gehen«, sagte sie, seinen Arm reibend.
    »Reggie hat

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