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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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beliebigen Zeugen von überallher vorladen, ohne Rücksicht auf Zeit und Entfernung. Und der Zeuge muß erscheinen, es sei denn, er kann die Vorladung annullieren lassen.«
    »Und wie annulliert man eine Vorladung?«
    »Man stellt vor einem Bundesgericht den Antrag, die Vorladung aufzuheben.«
    »Laß mich raten. Vor dem Bundesgericht in New Orleans?«
    »So ist es. Wir sind gezwungen, Montagmorgen in aller Frühe den zuständigen Richter in New Orleans ausfindig zu machen und ihn um eine Dringlichkeitsanhörung und die Annullierung der Vorladung zu bitten.«
    »Das wird nicht funktionieren, Reggie.«
    »Natürlich wird es nicht funktionieren. Genau das hat Foltrigg gewollt.« Sie trank einen großen Schluck Diät-Cola. »Hast du einen Kaffee für mich?«
    »Natürlich.« Er begann, Schubladen zu öffnen.
    Reggie dachte laut nach. »Wenn ich mich der Vorladung bis Montag entziehen kann, ist Foltrigg gezwungen, eine neue auszustellen. Dann habe ich vielleicht die Zeit, sie annullieren zu lassen. Das Problem ist Mark. Sie sind nicht hinter mir her, weil sie wissen, daß sie mich nicht zum Reden zwingen können.«
    »Weißt du, wo diese verdammte Leiche ist, Reggie?«
    »Nein.«
    »Weiß Mark es?«
    »Ja.«
    Er erstarrte für einen Moment, dann ließ er Wasser in den Kessel laufen.
    »Wir müssen einen Weg finden, Mark hierzubehalten, Clint. Wir dürfen nicht zulassen, daß er nach New Orleans gebracht wird.«
    »Ruf Harry an.«
    »Harry angelt in den Bergen.«
    »Dann ruf Harrys Frau an. Finde heraus, wo er angelt. Wenn nötig, fahre ich hin und hole ihn.«
    »Du hast recht.« Sie griff nach dem Telefon und wählte.
32
    D ie letzte Zellenkontrolle in der Jugendhaftanstalt fand um zehn Uhr abends statt; es wurde nachgesehen, ob alle Lichter und Fernsehgeräte ausgeschaltet waren. Mark hörte, wie Teldas Schlüssel klirrten und sie auf dem Flur Anweisungen erteilte. Sein Hemd war durchweicht und aufgeknöpft, Schweiß rann ihm in den Nabel und staute sich am Reißverschluß seiner Jeans. Der Fernseher war aus. Sein Atem ging schwer. Sein dichtes Haar war naß, Schweißperlen rannen in seine Augenbrauen und tropften von seiner Nasenspitze herab. Telda war nebenan. Sein Gesicht war scharlachrot und heiß.
    Telda klopfte, dann schloß sie Marks Tür auf. Das Licht brannte noch, und das kam ihr sofort merkwürdig vor. Sie tat einen Schritt ins Zimmer, warf einen Blick auf die Betten, aber er war nicht da.
    Dann sah sie seine Füße neben der Toilette. Er lag zusammengerollt da, mit den Knien an der Brust, reglos bis auf sein hastiges, schweres Atmen.
    Seine Augen waren geschlossen, und sein linker Daumen steckte in seinem Mund.
    »Mark!« rief sie, plötzlich entsetzt. »Mark! Oh, mein Gott!« Sie rannte aus der Zelle, um Hilfe zu holen, und war Sekunden später mit ihrem Partner Denny zurück, der einen raschen Blick auf ihn warf.
    »Doreen hat sich deshalb Sorgen gemacht«, sagte Denny und berührte den Schweiß auf Marks Bauch. »Verdammt, er ist klatschnaß.«
    Telda umfaßte sein Handgelenk. »Sein Puls rast. Sieh nur, wie er atmet! Ruf einen Krankenwagen!«
    »Der Junge steht unter Schock, stimmt’s?«
    »Ruf einen Krankenwagen!«
    Denny stapfte aus dem Zimmer, und der Fußboden bebte. Telda hob Mark auf und legte ihn behutsam auf das untere Bett, wo er sich wieder zusammenrollte und die Knie an die Brust zog. Der Daumen blieb in seinem Mund. Denny kam mit einem Clipboard zurück. »Das muß Doreens Schrift sein. Hier steht, alle halbe Stunde nach ihm sehen, und wenn irgendwelche Zweifel bestehen, ihn sofort nach St. Peter’s bringen und Dr. Greenway anrufen.«
    »Das ist alles meine Schuld«, sagte Telda. »Ich hätte diese verdammten Marshals nicht zu ihm lassen dürfen. Die haben den armen Jungen zu Tode erschreckt.«
    Denny kniete neben ihr nieder und hob mit seinem dicken Daumen das rechte Augenlid an. »Verdammt! Seine Augen sind verdreht. Sieht gar nicht gut aus für den Jungen«, sagte er mit der ganzen Gewichtigkeit eines Hirnchirurgen.
    »Gib mir einen von den Waschlappen da drüben«, sagte Telda, und Denny gehorchte. »Doreen hat mir gesagt, daß genau dasselbe mit seinem kleinen Bruder passiert ist. Sie haben gesehen, wie sich dieser Mann am Montag erschossen hat, alle beide, und der Kleine steht seither unter Schock.« Denny gab ihr den Waschlappen, und sie wischte Marks Stirn ab.
    »Verdammt, sein Herz muß bald explodieren«, sagte Denny, wieder neben Telda auf den Knien. »Er atmet wie

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