Der Klient
sagte sie, als spielte nichts eine Rolle außer fließendem Blut.
»Nein. Sieht aus wie Streß oder Schock oder so etwas. Liegt in der Familie.«
»Er kann warten. Bringt ihn in die Aufnahme. Bin gleich wieder da.« Und fort war sie.
Sie manövrierten die Bahre durch das Gewimmel und erreichten einen kleinen Raum außerhalb der Haupthalle. Die Formulare wurden einer anderen Schwester vorgelegt, die etwas kritzelte, ohne einen Blick auf Mark zu werfen. »Wo ist Dr. Greenway?« fragte sie die Sanitäter.
Sie sahen sich an, dann zuckten sie mit den Achseln.
»Habt ihr ihn denn nicht angerufen?« fragte sie.
»Äh – nein.«
»Äh – nein«, wiederholte sie und verdrehte die Augen. Wie konnte jemand nur so dämlich sein? »Also, das hier ist der reinste Kriegsschauplatz. Wir reden über Blut und Eingeweide. In der letzten halben Stunde sind uns zwei Leute draußen in der Halle weggestorben. Psychiatrische Notfälle stehen bei uns nicht obenan auf der Liste.«
»Wollen Sie, daß wir auf ihn schießen?« fragte einer von ihnen, mit einem Kopfnicken auf Mark deutend, und das machte sie wütend.
»Nein. Ich will, daß ihr verschwindet. Ich kümmere mich um ihn, aber ihr seht zu, daß ihr rauskommt.«
»Sie haben die Formulare unterschrieben, Lady. Er gehört Ihnen.« Sie lächelten sie an und machten sich auf den Weg zur Tür.
»Ist ein Polizist dabei?« fragte sie.
»Nein. Er ist schließlich nur ein Kind.« Sie waren verschwunden.
Mark schaffte es, sich auf die linke Seite zu drehen und die Knie zur Brust hochzuziehen. Die Riemen waren nicht allzu straff. Er öffnete die Lider einen winzigen Spaltbreit. In einer Ecke des Raums lag ein Schwarzer auf drei Stühlen. Eine leere Trage mit Blut auf den Laken stand neben einer grünen Tür in der Nähe eines Wasserspenders. Die Schwester nahm einen Anruf entgegen, sprach ein paar Worte und verließ den Raum. Mark löste schnell die Riemen und sprang auf den Boden. Es war kein Verbrechen, wenn er herumlief. Er war jetzt ein psychiatrischer Fall, also was machte es schon, wenn man ihn dabei erwischte.
Die Formulare, die sie abgezeichnet hatte, lagen auf dem Tresen. Er nahm sie an sich und schob die Trage durch die grüne Tür, die zu einem engen Korridor mit kleinen Zimmern an beiden Seiten führte. Dort ließ er die Trage stehen und warf die Formulare in einen Mülleimer. Die Ausgangsbeschilderung führte zu einer Tür mit einem Fenster darin. Dahinter lag die Notaufnahme. Ein Irrenhaus.
Mark lächelte. Hier kannte er sich aus. Er betrachtete das Chaos durch das Fenster und suchte die Stelle, an der er und Hardy gestanden hatten, nachdem Greenway und Dianne mit Ricky verschwunden waren. Er öffnete die Tür und bahnte sich seinen Weg durch das Gedränge von Kranken und Verletzten, die versuchten, endlich aufgenommen zu werden. Rennen und zwischen ihnen hindurchschießen konnte Aufmerksamkeit erregen, also gab er sich ganz gelassen. Er fuhr mit seinem Lieblingsfahrstuhl in den Keller und fand an der Treppe einen leeren Rollstuhl. Es war einer für Erwachsene, aber er packte die Räder und rollte sich selbst an der Cafeteria vorbei in die Leichenhalle.
Clint war auf der Couch eingeschlafen. Die Nachrichten im Fernsehen waren fast vorbei, als das Telefon läutete. Reggie griff nach dem Hörer. »Hallo?«
»Hi, Reggie. Ich bin’s, Mark.«
»Mark! Wie geht es dir?«
»Großartig, Reggie. Einfach wunderbar.«
»Wie hast du mich gefunden?« fragte sie und stellte den Fernseher ab.
»Ich habe Momma Love angerufen und sie aufgeweckt. Sie hat mir diese Nummer gegeben. Es ist Clints Wohnung, stimmt’s?«
»Stimmt. Wie bist du an ein Telefon gekommen? Es ist ziemlich spät.«
»Also, ich bin nicht mehr im Gefängnis.«
Sie stand auf und ging quer durchs Zimmer. »Und wo bist du jetzt?«
»Im Krankenhaus. St. Peter’s.«
»Ah ja. Und wie bist du dahin gekommen?«
»Mit einem Krankenwagen.«
»Bist du okay?«
»Alles bestens.«
»Weshalb haben sie dich dann in einen Krankenwagen verfrachtet?«
»Ich hatte einen Anfall von post-traumatischem Streß-Syndrom, und sie haben mich ganz schnell hergebracht.«
»Soll ich zu dir kommen?«
»Vielleicht. Was hat es mit diesem Anklagejury-Kram auf sich?«
»Das ist nur ein Versuch, dich so einzuschüchtern, daß du redest.«
»Nun, es hat funktioniert. Ich habe mehr Angst als je zuvor.«
»Du hörst dich völlig okay an.«
»Mut der Verzweiflung, Reggie. Ich hab wirklich fürchterliche Angst.«
»Ich meine, du
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