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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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anrufen.«
    »Hat er Zugang zu einem Telefon?« fragte der zweite Telda.
    »Nur, wenn ich ihm eines bringe«, sagte sie.
    »Können Sie damit eine halbe Stunde warten?«
    »Wenn Sie es so wollen«, sagte Telda.
    »Also, Mark, in ungefähr einer halben Stunde kannst du deine Anwältin anrufen.« Duboski hielt inne und warf seinem Partner einen Blick zu. »Also, viel Glück, Mark. Tut uns leid, wenn wir dir Angst eingejagt haben.«
    Sie ließen ihn neben der Toilette stehen, wo er sich haltsuchend an die Wand lehnte, verwirrter als je zuvor, total verängstigt. Und wütend. Das System war eine Pest. Er hatte alles restlos satt, Gesetze und Anwälte und Gerichte, Polizisten, FBIAgenten und Marshals, Reporter und Richter und Gefängniswärterinnen. Verdammt noch mal!
    Er riß ein Papierhandtuch von der Wand und wischte sich die Augen ab, dann setzte er sich auf die Toilette.
    Er schwor den Wänden, daß er nicht nach New Orleans gehen würde.
    Zwei weitere Deputy Marshals würden Dianne die Papiere aushändigen, und noch zwei weitere sollten dies bei Ms. Reggie Love zu Hause tun, und dieses Aushändigen von Vorladungen war sorgfältig so koordiniert worden, daß es fast gleichzeitig geschah. Im Grunde hätte ein einziger Deputy Marshal oder sogar ein arbeitsloser Bauarbeiter alle drei Vorladungen ganz gemächlich überreichen und den Job in einer Stunde erledigen können. Aber es machte viel mehr Spaß, sechs bewaffnete Männer in drei Wagen mit Funkgeräten und Telefonen einzusetzen und im Schutze der Dunkelheit so schnell zuschlagen zu lassen wie ein Sondereinsatzkommando.
    Sie klopften an Momma Loves Küchentür und warteten, bis das Licht auf der Veranda anging und sie hinter dem Fliegengitter erschien. Momma wußte sofort, daß sie Ärger bedeuteten. Während des Alptraums von Reggies Scheidung, den Einweisungen und dem juristischen Krieg mit Joe Cardoni war es des öfteren vorgekommen, daß Deputies und Männer in dunklen Anzügen zu ausgefallenen Zeiten vor der Tür standen. Diese Leute brachten immer Unerfreuliches.
    »Kann ich etwas für Sie tun?« fragte sie mit einem erzwungenen Lächeln.
    »Ja, Madam. Wir suchen nach einer gewissen Reggie Love.«
    Sie redeten sogar wie Polizisten. »Und wer sind Sie?«
    »Ich bin Mike Hedley, und das ist Terry Flagg. Wir sind USMarshals.«
    »US-Marshals, oder Deputy US-Marshals? Ich möchte Ihre Ausweise sehen.«
    Das verblüffte sie, und wie eingeübt griffen sie gleichzeitig in die Taschen und holten ihre Ausweise heraus. »Wir sind Deputy US-Marshals, Madam.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?« sagte sie und studierte die vor die Fliegentür gehaltenen Ausweise.
    Reggie trank Kaffee auf dem winzigen Balkon ihrer Wohnung, als sie das Zuschlagen der Wagentüren hörte. Jetzt lugte sie um die Ecke und schaute auf die beiden Männer hinunter, die unter der Lampe standen. Sie konnte ihre Stimmen hören, aber nicht verstehen, was sie sagten.
    »Entschuldigung, Madam«, sagte Hedley.
    »Was wollen Sie von einer gewissen Reggie Love?« fragte Momma Love mit argwöhnischem Stirnrunzeln. »Wohnt sie hier?«
    »Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Was wollen Sie von ihr?« Hedley und Flagg sahen sich an. »Wir sollen ihr eine Vorladung aushändigen.«
    »Was für eine Vorladung?«
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?« sagte Flagg. »Ich bin ihre Mutter. Also, was für eine Vorladung?«
    »Es ist eine Vorladung vor die Anklagejury. Sie soll am Montag in New Orleans vor der Anklagejury erscheinen. Wir können sie Ihnen aushändigen, wenn Ihnen das recht ist.«
    »Ich nehme sie nicht entgegen«, sagte sie, als hätte sie es jede Woche mit Zustellungsbeamten zu tun. »Wenn ich recht informiert bin, müssen Sie ihr die Vorladung persönlich aushändigen.«
    »Wo ist sie?«
    »Sie wohnt nicht hier.«
    Das irritierte sie. »Das ist ihr Wagen«, sagte Hedley und deutete mit einem Kopfnicken auf Reggies Mazda.
    »Sie wohnt nicht hier«, wiederholte Momma Love. »Okay, aber ist sie jetzt hier?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, wo sie ist?«
    »Haben Sie es in ihrem Büro versucht? Sie macht ständig Überstunden.«
    »Aber wieso steht dann ihr Wagen hier?«
    »Manchmal fahrt sie mit ihrem Mitarbeiter. Vielleicht sind sie irgendwo essen gegangen.«
    Sie warfen sich einen frustrierten Blick zu. »Ich glaube, sie ist hier«, sagte Hedley plötzlich aggressiv.
    »Fürs Glauben werden Sie nicht bezahlt, junger Mann. Sie werden dafür bezahlt, daß Sie diese verdammten Papiere zustellen, und

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