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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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verrückt.«
    »Armer Junge. Ich hätte diese Marshals wegschicken sollen.«
    »Ich hätte es getan. Sie haben nicht das Recht, in dieses Stockwerk zu kommen.« Er stieß noch einmal mit dem Daumen in das linke Auge, und Mark zuckte zusammen. Dann begann er mit dem Stöhnen, genau wie Ricky, und das machte ihnen noch mehr Angst. Leise, dumpfe Laute, die von irgendwo ganz tief in seiner Kehle kamen. Er lutschte heftig am Daumen.
    Ein Sanitäter aus dem Hauptgefängnis drei Stockwerke tiefer kam hereingestürzt, gefolgt von einem weiteren Wärter. »Was ist los?« fragte er, als Telda und Denny sich umdrehten.
    »Ich glaube, man nennt es traumatischen Schock oder Stress oder so ähnlich«, sagte Telda. »Er hat sich den ganzen Tag schon merkwürdig benommen, und dann waren vor ungefähr einer Stunde zwei US-Marshals hier, um ihm eine Vorladung zu übergeben.« Der Sanitäter hörte nicht zu. Er ergriff ein Handgelenk und fand den Puls. Telda redete weiter. »Sie haben ihn zu Tode geängstigt, und ich glaube, das hat ihn in Schock versetzt. Ich hätte nach ihm sehen müssen, aber ich hatte zuviel zu tun.«
    »Ich hätte diese verdammten Marshals weggeschickt«, sagte Denny. Sie standen Seite an Seite hinter dem Sanitäter. »Das ist genau das, was mit seinem kleinen Bruder passiert ist, Sie wissen schon, dem, von dem die Zeitungen die ganze Woche berichtet haben. Die Schießerei und all das.«
    »Er muß von hier weg«, sagte der Sanitäter stirnrunzelnd und sprach in sein Funkgerät. »Beeilt euch und bringt eine Trage in den vierten Stock«, bellte er hinein. »Ich hab hier einen Jungen in ziemlich schlechter Verfassung.«
    Denny hielt dem Sanitäter das Clipboard unter die Nase. »Hier steht, er soll nach St. Peter’s gebracht werden. Dr. Greenway.«
    »Da ist sein Bruder«, setzte Telda hinzu. »Doreen hat mich über alles informiert. Sie hatte Angst, daß sowas passieren könnte. Hat gesagt, sie hätte beinahe schon heute nachmittag einen Krankenwagen kommen lassen, es wäre ihm den ganzen Tag nicht gut gegangen. Ich hätte besser auf ihn aufpassen müssen.«
    Zwei weitere Sanitäter erschienen mit der Tragbahre. Mark wurde schnell darauf gelegt und mit einer Decke zugedeckt. Ein Riemen wurde über seine Oberschenkel geschnallt und ein weiterer über seine Brust. Seine Augen blieben geschlossen, aber er schaffte es, den Daumen im Mund zu behalten.
    Und er schaffte es auch, weiter dieses gequälte, monotone Stöhnen von sich zu geben, das den Sanitätern Angst einjagte und die Tragbahre immer schneller dahingleiten ließ. Sie rollte in Höchstgeschwindigkeit am Dienstzimmer vorbei und in einen Fahrstuhl.
    »Hast du sowas schon mal gesehen?« fragte der eine Sanitäter fast lautlos den anderen.
    »Kann mich nicht erinnern.«
    »Er ist glühend heiß.«
    »Normalerweise ist die Haut bei Schock feucht und kalt. Das hab ich noch nie erlebt.«
    »Ja. Aber vielleicht ist es bei traumatischem Schock anders. Sieh dir den Daumen an.«
    »Ist das der Junge, hinter dem die Mafia her ist?«
    »Ja. Stand gestern und heute auf der Titelseite.«
    »War wohl einfach zuviel für ihn.«
    Der Fahrstuhl hielt, und sie schoben die Bahre schnell durch eine Reihe von kurzen Fluren. In allen herrschte Gedränge und die übliche Hektik eines Freitagabends im Stadtgefängnis. Eine Doppeltür flog auf, und sie hatten den Krankenwagen erreicht.
    Die Fahrt zum Krankenhaus dauerte keine zehn Minuten, halb so lange wie das Warten, nachdem sie angekommen waren. Drei weitere Krankenwagen waren dabei, ihre menschliche Fracht auszuladen. In St. Peter’s landete der weitaus größte Teil der Opfer von Messerstechereien und Schießereien, der geschlagenen Ehefrauen und Verletzten von den Verkehrsunfällen des Wochenendes. Das Tempo war immer hektisch, vierundzwanzig Stunden am Tag, aber von Sonnenuntergang am Freitag bis zum späten Sonntagabend herrschte das totale Chaos.
    Sie rollten ihn über die Rampe und auf den weißgekachelten Boden, wo die Bahre anhielt und die Sanitäter warteten und Formulare ausfüllten. Ein kleines Heer von Schwestern und Ärzten bemühte sich um einen neuen Patienten, wobei sich alle gegenseitig anschrien. Leute eilten in alle Richtungen. Ein halbes Dutzend Polizisten wimmelte herum. Noch drei weitere Tragbahren wurden in die große Halle geschoben.
    Eine Schwester kam vorbei, machte für eine Sekunde halt und fragte die Sanitäter: »Was ist mit ihm?« Einer von ihnen reichte ihr ein Formular.
    »Also blutet er nicht«,

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