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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Mississippi. Er betrachtete die hell erleuchtete Pyramide rechts von ihnen, dann drehte er den Kopf, um die in der Ferne verschwindende Skyline von Memphis zu bewundern, voller Ehrfurcht, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Reggie fragte sich, ob der arme Junge schon jemals aus Memphis herausgekommen war. Ein Elvis-Song begann. »Mögen Sie Elvis?« fragte er. »Mark, ob du es glaubst oder nicht, als ich ein Teenager war und in Memphis aufwuchs, da bin ich mit ein paar anderen Mädchen sonntags zu Elvis’ Haus gefahren, und wir haben zugeschaut, wie er Touch-Football spielte. Das war, bevor er wirklich berühmt war. Er lebte damals noch bei seinen Eltern in einem hübschen kleinen Haus und ging in die Humes High School, die jetzt Northside heißt.«
    »Ich wohne im Norden von Memphis. Das heißt, ich habe dort gewohnt. Wo ich jetzt wohne, weiß ich nicht.«
    »Wir gingen zu seinen Konzerten, und wir sahen, wie er sich in der Stadt herumtrieb. Er war ein ganz gewöhnlicher Junge, anfangs, dann wurde alles anders. Er wurde so berühmt, daß er kein normales Leben mehr führen konnte.«
    »Genau wie ich, Reggie«, sagte er mit einem plötzlichen Lä cheln. »Stellen Sie sich das vor! Ich und Elvis. Fotos auf den Titelseiten. Fotografen überall. Alle möglichen Leute, die nach uns Ausschau halten. Es ist schwierig, berühmt zu sein.«
    »Ja, und stell dir die Sonntagszeitungen vor. Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir – MARK SWAY ENTKOMMEN.«
    »Großartig! Und sie werden mein Gesicht wieder auf der Titelseite bringen, wieder von Polizisten umgeben, als wäre ich eine Art Massenmörder. Und genau diese Polizisten werden sich so blöd anhören, wenn sie zu erklären versuchen, wie ein elfjähriger Junge es geschafft hat, aus dem Gefängnis zu entkommen. Ich frage mich, ob ich der Jüngste bin, der je aus dem Gefängnis ausgebrochen ist.«
    »Vermutlich.«
    »Aber Doreen tut mir leid. Glauben Sie, daß sie Ärger bekommen wird?«
    »Hatte sie Dienst?«
    »Nein. Das waren Telda und Denny. Es würde mir nichts ausmachen, wenn sie Ärger bekämen.«
    »Doreen wird wahrscheinlich nichts passieren. Sie ist schon sehr lange dort.«
    »Wissen Sie, ich habe ihr etwas vorgemacht. Ich habe so getan, als verfiele ich in Schock, so als geriete ich ganz allmählich ins La-La-Land, wie Romey es genannt hat. Jedesmal, wenn sie nach mir sah, benahm ich mich merkwürdiger; hörte auf, mit ihr zu reden, starrte nur auf den Boden und stöhnte. Sie wußte über Ricky Bescheid, und schließlich war sie überzeugt, daß mir dasselbe passierte. Gestern hat sie einen Gefängnisarzt geholt, und der hat mich untersucht und gesagt, mir fehlte nichts. Aber Doreen machte sich Sorgen. Vermutlich habe ich sie ausgenutzt.«
    »Wie bist du herausgekommen?«
    »Ich tat so, als stünde ich unter Schock. Ich sorgte dafür, daß ich schweißgebadet war, indem ich in meiner kleinen Zelle herumrannte, dann rollte ich mich zusammen und steckte den Daumen in den Mund. Ich habe ihnen einen solchen Schrecken eingejagt, daß sie einen Krankenwagen riefen. Ich wußte, wenn ich es schaffte, im St. Peter’s zu landen, war alles in Ordnung. Dieser Laden ist ein Irrenhaus.«
    »Und du bist einfach verschwunden?«
    »Sie hatten mich auf der Trage, und als sie mir den Rücken zudrehten, bin ich aufgestanden und einfach verschwunden. Rings um mich herum starben Leute, niemand hatte Zeit, sich um mich zu kümmern. Es war ganz einfach.«
    Sie hatten die Brücke überquert und waren in Arkansas. Der Highway war flach und an beiden Seiten von Raststätten und Motels gesäumt. Er drehte den Kopf, um noch einmal die Skyline von Memphis zu bewundern, aber sie war verschwunden. »Was suchst du?« fragte sie.
    »Memphis. Ich schaue mir gern die Hochhäuser in der Innenstadt an. Ein Lehrer hat mir mal erzählt, daß in diesen Hochhäusern tatsächlich Leute wohnen. Das ist kaum zu glauben.«
    »Weshalb ist das kaum zu glauben?«
    »Ich habe einmal einen Film gesehen über einen reichen kleinen Jungen, der in einem Hochhaus in einer Innenstadt wohnte, und er streifte durch die Straßen, nur weil es ihm Spaß machte.
    Er kannte die Polizisten und redete sie mit dem Vornamen an.
    Wenn er irgendwo hinwollte, hielt er ein Taxi an. Und abends saß er auf dem Balkon und beobachtete die Straßen unten. Ich habe immer gedacht, das müßte ein wundervolles Leben sein.
    Keine billigen Wohnwagen. Keine gräßlichen Nachbarn. Keine Pickups, die auf der Straße vor dem Haus

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