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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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miese Witze, und die Polizisten lachten. Alle vier Türen standen offen, und der Wagen wurde sorgfältig unter die Lupe genommen. Niemand dachte daran, den Toten herunterzuholen. Der Hubschrauber überflog noch einmal die Lichtung, dann verschwand er.
    Mark hockte tief im Gestrüpp, vielleicht zehn Meter von dem Baum entfernt, unter dem sie ihre ersten Zigaretten geraucht hatten. Er hatte einen ungehinderten Blick auf die Lichtung und den dicken Anwalt, der auf dem Wagen lag wie eine tote Kuh mitten auf der Straße. Ein weiterer Streifenwagen traf ein, dann eine weitere Ambulanz. Leute in Uniform kamen sich ins Gehege. Kleine weiße Beutel mit irgendwelchen Dingen darin wurden mit größter Behutsamkeit aus dem Wagen herausgeholt. Zwei Polizisten mit Gummihandschuhen rollten den Schlauch auf. Der Fotograf hockte sich vor jede der Türen und machte Blitzlichtaufnahmen. Hin und wieder hielt jemand inne und betrachtete Romey, aber die meisten von ihnen tranken Kaffee aus Pappbechern und unterhielten sich. Ein Polizist legte Romeys Schuh neben der Leiche auf den Wagen, dann steckte er ihn in einen weißen Beutel und schrieb etwas darauf. Ein weiterer Polizist kniete vor den Zulassungsschildern und wartete mit seinem Funkgerät auf das Eintreffen einer Meldung.
    Endlich kam aus der ersten Ambulanz eine Tragbahre zum Vorschein. Sie wurde zur hinteren Stoßstange getragen und im hohen Gras abgesetzt. Zwei Sanitäter ergriffen Romeys Füße und zogen vorsichtig an ihm, bis zwei weitere Sanitäter seine Arme ergreifen konnten. Die Polizisten sahen zu und machten Witze darüber, wie dick Mr. Clifford war, denn inzwischen wußten sie seinen Namen. Sie fragten, ob noch mehr Sanitäter erforderlich wären, um seinen dicken Arsch zu tragen, ob die Tragbahre verstärkt wäre oder so etwas, ob er in die Ambulanz passen würde. Eine Menge Gelächter, als sie sich damit abmühten, ihn herunterzuholen.
    Ein Polizist steckte die Pistole in einen Beutel. Die Tragbahre wurde in die Ambulanz gehievt, die Türen aber nicht geschlossen. Ein Abschleppwagen mit gelben Lichtern erschien und setzte rückwärts vor die vordere Stoßstange des Lincoln.
    Mark dachte an Ricky und das Daumenlutschen. Was war, wenn er Hilfe brauchte? Mom würde bald heimkommen. Was war, wenn sie versuchte, ihn zu wecken, und es mit der Angst zu tun bekam? Er würde in einer Minute von hier verschwinden und seine letzte Zigarette auf dem Heimweg rauchen.
    Er hörte etwas hinter sich, dachte sich aber nichts dabei. Nur das Brechen eines Zweigs. Doch dann packte ihn plötzlich eine kräftige Hand beim Genick, und eine Stimme sagte: »Was machst du hier, Junge?«
    Mark fuhr herum und schaute ins Gesicht eines Polizisten. Er erstarrte und konnte nicht atmen.
    »Was machst du hier, Junge?« fragte der Polizist abermals und hob Mark beim Genick hoch. Der Griff tat nicht weh, aber der Polizist erwartete eindeutig, daß man ihm gehorchte. »Steh auf, Junge. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Mark stand auf, und der Polizist ließ ihn los. Die Polizisten auf der Lichtung hatten ihn gehört und schauten herüber.
    »Was hast du hier zu suchen?«
    »Ich hab nur zugesehen«, sagte Mark.
    Der Polizist deutete mit seiner Taschenlampe auf die Lichtung. Die Sonne war untergegangen, in zwanzig Minuten würde es dunkel sein. »Komm mit«, sagte er.
    »Ich muß nach Hause«, sagte Mark.
    Der Polizist legte Mark einen Arm um die Schultern und führte ihn durch das Unkraut. »Wie heißt du?«
    »Mark.«
    »Nachname?«
    »Sway. Wie heißen Sie?«
    »Hardy. Mark Sway, ja?« wiederholte der Polizist nachdenklich. »Du wohnst in den Tucker Wheel Estates, stimmt’s?«
    Das konnte er nicht leugnen, aber aus irgendeinem Grund zögerte er. »Ja, Sir.«
    Sie erreichten den Kreis der Polizisten, die jetzt verstummt waren und darauf warteten, den Jungen zu sehen.
    »Also, Leute, das ist Mark Sway, der Junge, der bei uns angerufen hat«, verkündete Hardy. »Du hast doch bei uns angerufen, Mark?«
    Er wollte lügen, bezweifelte aber, daß man ihm die Lüge abnehmen würde. »Äh – ja, Sir.«
    »Wie hast du den Toten gefunden?«
    »Mein Bruder und ich haben hier gespielt.«
    »Wo gespielt?«
    »Hier herum. Wir wohnen da drüben«, sagte er und deutete zwischen den Bäumen hindurch.
    »Habt ihr Pot geraucht?«
    »Nein, Sir.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, Sir.«
    »Laß die Finger von Drogen, Junge.« Der Kreis bestand aus mindestens sechs Polizisten, und die Fragen kamen aus allen Richtungen.
    »Wie

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