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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hast du den Wagen gefunden?«
    »Nun, wir sind irgendwie auf ihn gestoßen.«
    »Wann war das?«
    »Das weiß ich nicht mehr so genau. Wir stromerten gerade durch den Wald. Das tun wir oft.«
    »Wie heißt dein Bruder?«
    »Ricky.«
    »Derselbe Nachname?«
    »Ja, Sir.«
    »Wo wart ihr, du und Ricky, als ihr den Wagen zuerst gesehen habt?«
    Mark deutete auf den Baum hinter sich. »Unter dem Baum da.«
    Ein Sanitäter näherte sich der Gruppe und verkündete, sie führen jetzt ab und brächten den Toten ins Leichenschauhaus. Der Abschleppwagen zerrte an dem Lincoln.
    »Wo ist Ricky jetzt?«
    »Zu Hause.«
    »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    Mark tastete instinktiv nach seinem Auge. »Ach, nichts. Bin nur in der Schule in eine Schlägerei geraten.«
    »Weshalb hast du dich da drüben in den Büschen versteckt?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Na hör mal, Mark, du mußt doch einen Grund gehabt haben.«
    »Ich weiß es nicht. Es ist irgendwie schrecklich, wissen Sie. Einen toten Mann zu sehen und so.«
    »Du hast noch nie zuvor einen Toten gesehen?«
    »Nur im Fernsehen.«
    Das brachte einen der Polizisten tatsächlich zum Lächeln.
    »Hast du diesen Mann gesehen, bevor er sich umbrachte?«
    »Nein, Sir.«
    »Du hast ihn also so vorgefunden?«
    »Ja, Sir. Wir kamen hinter diesem Baum da vor und sahen den Wagen, dann – dann sahen wir den Mann.«
    »Wo warst du, als du den Schuß gehört hast?«
    Er wollte wieder auf den Baum zeigen, hielt sich aber gerade noch rechtzeitig zurück. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Wir wissen, daß du den Schuß gehört hast. Wo warst du, als du ihn hörtest?«
    »Ich hab den Schuß nicht gehört.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher. Wir kamen her und fanden ihn genau hier, und wir rannten nach Hause, und ich rief 911 an.«
    »Weshalb hast du bei dem Anruf deinen Namen nicht genannt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Dafür muß es doch einen Grund geben, Mark.«
    »Ich weiß nicht. Hatte wohl Angst.«
    Die Polizisten tauschten Blicke, als wäre dies ein Spiel. Mark versuchte, normal zu atmen und möglichst erbärmlich zu tun. Schließlich war er ein Kind.
    »Ich muß jetzt wirklich nach Hause. Meine Mom sucht wahrscheinlich schon nach mir.«
    »Okay. Letzte Frage«, sagte Hardy. »Lief der Motor, als du den Wagen entdeckt hast?«
    Mark dachte angestrengt nach, konnte sich aber nicht erinnern, ob Romey ihn ausgeschaltet hatte, bevor er sich erschoß. Er antwortete sehr langsam. »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, er lief.«
    Hardy deutete auf einen Streifenwagen. »Steig ein. Ich bring dich nach Hause.«
    »Das brauchen Sie nicht. Ich kann laufen.«
    »Nein, es ist schon zu dunkel. Wir fahren. Komm.« Er nahm seinen Arm und führte ihn zu dem Wagen.
4
    D ianne Sway hatte in der Kinderklinik angerufen; jetzt saß sie auf der Kante von Rickys Bett, kaute auf den Nägeln und wartete auf den Anruf des Arztes. Die Schwester hatte gesagt, er würde sich in weniger als zehn Minuten melden. Die Schwester hatte außerdem gesagt, daß in den Schulen ein sehr ansteckendes Virus grassierte und daß sie in dieser Woche Dutzende von Kindern behandelt hätten. Er hätte die Symptome, sie sollte sich also keine Sorgen machen. Dianne legte ihm die Hand auf die Stirn, um festzustellen, ob er Fieber hatte. Wieder schüttelte sie ihn sanft, aber er reagierte nicht. Er lag immer noch zusammengerollt da, atmete normal und lutschte am Daumen. Sie hörte, wie eine Autotür zugeschlagen wurde, und eilte ins Wohnzimmer.
    Mark kam hereingestürmt. »Hi, Mom.«
    »Wo warst du?« fuhr sie ihn an. »Was ist mit Ricky?« Sergeant Hardy erschien in der Tür, und sie erstarrte. »Guten Abend, Madam«, sagte er.
    Sie sah Mark an. »Was hast du angestellt?«
    »Nichts.«
    Hardy kam herein. »Nichts Ernstes, Madam.«
    »Wieso sind Sie dann hier?«
    »Ich kann alles erklären, Mom. Es ist eine ziemlich lange Geschichte.«
    Hardy machte die Tür hinter sich zu, und sie standen in dem kleinen Zimmer und sahen sich verlegen an.
    »Ich höre.«
    »Also, Ricky und ich waren heute nachmittag drüben im Wald und haben gespielt, und da sahen wir diesen großen schwarzen Wagen auf einer Lichtung, mit laufendem Motor, und als wir näher kamen, da lag ein Mann auf dem Kofferraum mit einer Pistole im Mund. Er war tot.«
    »Tot!«
    »Selbstmord, Madam«, warf Hardy ein.
    »Und da sind wir ganz schnell nach Hause gerannt, und ich habe 911 angerufen.«
    Dianne legte ihre Finger über den Mund. »Der Name des Mannes ist

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