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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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müßten alle sterben.
    »Ich muß mit dir reden über das, was passiert ist«, sagte er. Jetzt flüsterte er nicht mehr. Es war offensichtlich, daß Ricky sich in einer anderen Welt befand und sie keine Angst zu haben brauchten, daß sie ihn aufweckten. Dianne saß hinter Greenway und starrte nach wie vor auf Rickys Bett. Mark wollte sie für sich allein haben, damit er reden und aus dieser Bredouille herauskommen konnte, aber sie saß hinter dem Doktor in der Dunkelheit und ignorierte ihn.
    »Hat er etwas gesagt?« fragte Mark als erstes. Die letzten drei Stunden mit Hardy waren angefüllt gewesen mit schnellen Fragen, und die Gewohnheit war schwer abzulegen.
    »Nein.«
    »Wie krank ist er?«
    »Sehr krank«, erwiderte Greenway und funkelte Mark mit seinen dunklen Augen an. »Was hat er heute nachmittag gesehen?«
    »Bleibt das geheim?«
    »Ja. Alles, was du mir erzählst, ist streng vertraulich.«
    »Was ist, wenn die Polizei wissen will, was ich Ihnen erzählt habe?«
    »Ich darf es ihr nicht mitteilen. Das kann ich dir versichern. Das ist alles ganz geheim und vertraulich. Nur du und ich und deine Mutter. Wir alle versuchen, Ricky zu helfen, und dazu muß ich wissen, was passiert ist.«
    Vielleicht würde eine gute Dosis Wahrheit allen helfen, ganz besonders Ricky. Mark betrachtete den kleinen blonden Kopf mit dem auf dem Kissen in alle Richtungen verwuschelten Haar. Warum in aller Welt waren sie nicht einfach weggelaufen, als der schwarze Wagen erschien und auf der Lichtung anhielt? Das alles war seine Schuld. Er hätte es besser wissen müssen und sich nicht mit einem Irren einlassen dürfen.
    Seine Lippen bebten, und seine Augen wurden feucht. Ihm war kalt. Es wurde Zeit, daß er alles erzählte. Ihm gingen die Lügen aus, und Ricky brauchte Hilfe. Greenway ließ sich keine Bewegung entgehen.
    Und dann ging Hardy langsam an der Tür vorbei. Er blieb eine Sekunde auf dem Flur stehen, seine und Marks Augen trafen sich, dann verschwand er. Mark wußte, daß er nicht weit fort war. Greenway hatte ihn nicht gesehen.
    Mark fing mit den Zigaretten an. Seine Mutter musterte ihn eindringlich, aber wenn sie wütend war, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie schüttelte ein- oder zweimal den Kopf, sagte aber kein einziges Wort. Er sprach langsam, den Blick in rascher Folge abwechselnd auf Greenway und die Tür gerichtet, und beschrieb den Baum mit dem Seil und den Wald und die Lichtung. Dann den Wagen. Er ließ aus der Geschichte einen großen Brokken aus, gab aber Greenway gegenüber mit leiser Stimme und in allergrößter Vertraulichkeit zu, daß er sich einmal zu dem Wagen hingeschlichen und den Schlauch herausgezogen hatte. Und als er das tat, hatte Ricky geweint und sich in die Hose gemacht, ihn angefleht, es nicht zu tun. Er konnte spüren, daß Greenway dieser Teil der Geschichte gefiel. Dianne hörte mit starrer Miene zu.
    Hardy ging abermals vorbei, und Mark tat so, als sähe er ihn nicht. Er hielt in seinem Bericht ein paar Sekunden inne, dann erzählte er, wie der Mann aus dem Wagen herausstürmte, den Schlauch im Gras liegen sah, auf den Kofferraum kletterte und sich erschoß.
    »Wie weit war Ricky entfernt?« fragte Greenway.
    Mark sah sich im Zimmer um. »Sehen Sie die Tür auf der anderen Seite des Flurs?« fragte er und deutete darauf. »Von hier bis dorthin.«
    Greenway schaute hin und rieb sich den Bart. »Ungefähr zwölf Meter. Das ist nicht sehr weit.«
    »Es war sehr nahe.«
    »Was genau hat Ricky getan, als der Schuß abgefeuert wurde?«
    Jetzt hörte Dianne zu. Offenbar war ihr erst jetzt aufgegangen, daß sich diese Version von der früheren unterschied. Sie runzelte die Stirn und musterte ihren ältesten Sohn streng.
    »Tut mir leid, Mom. Ich hatte zuviel Angst, um klar denken zu können. Sei nicht böse auf mich.«
    »Ihr habt tatsächlich gesehen, wie der Mann sich erschossen hat?« fragte sie ungläubig.
    »Ja.«
    Sie betrachtete Ricky. »Kein Wunder.«
    »Was tat Ricky, als der Schuß abgefeuert wurde?«
    »Ich habe Ricky nicht angesehen. Ich habe den Mann mit der Pistole beobachtet.«
    »Armer Junge«, murmelte Dianne im Hintergrund. Greenway hob eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
    »War Ricky dicht neben dir?«
    Mark warf einen Blick auf die Tür und berichtete leise, wie Ricky zuerst erstarrt und dann in einen merkwürdigen Trab verfallen war, mit den Armen steif nach unten, und daß er dabei dumpf gestöhnt hatte. Er berichtete alles haargenau, von dem Moment an, in dem der

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