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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Schuß gefallen war, bis zum Eintreffen der Ambulanz, und er ließ nichts aus. Er schloß die Augen und durchlebte noch einmal jeden Schritt, jede Bewegung. Es war ein wunderbares Gefühl, so wahrheitsgemäß berichten zu können.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, daß ihr gesehen habt, wie der Mann sich umbrachte?« fragte Dianne.
    Das irritierte Greenway. »Bitte, Ms. Sway, darüber können Sie sich später mit ihm unterhalten«, sagte er, ohne den Blick von Mark abzuwenden.
    »Welches war das letzte Wort, das Ricky gesprochen hat?« fragte Greenway.
    Er überlegte und beobachtete die Tür. Der Flur war leer. »Das weiß ich wirklich nicht mehr.«
    Sergeant Hardy saß mit seinem Lieutenant und Special Agent Jason McThune vom FBI zusammen. Sie unterhielten sich in dem Warteraum neben den Getränkeautomaten. Ein weiterer FBI-Agent stand in der Nähe des Fahrstuhls. Der Wachmann des Krankenhauses musterte ihn verärgert.
    Der Lieutenant teilte Hardy in aller Eile mit, daß dies jetzt eine FBI-Angelegenheit war, daß die Polizei von Memphis den Wagen des Toten und sämtliches Beweismaterial dem FBI übergeben hätte, daß die Experten von der Spurensuche mit ihrer Arbeit im Wagen fertig waren und Unmengen von Fingerabdrücken gefunden hatten, die zu klein waren für einen Erwachsenen, und sie müßten wissen, ob Mark ihm gegenüber irgendwelche Andeutungen gemacht oder seine Geschichte geändert hätte.
    »Nein, aber ich bin nicht davon überzeugt, daß er die Wahrheit sagt«, erklärte Hardy.
    »Hat er irgend etwas angefaßt, das wir mitnehmen können?« fragte McThune rasch, nicht im mindesten an Hardys Theorien oder Ansichten interessiert.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wir haben den starken Verdacht, daß der Junge irgendwann in dem Wagen war – und zwar vor Cliffords Tod. Wir müssen die Fingerabdrücke des Jungen von irgendeinem Gegenstand abnehmen und feststellen, ob sie identisch sind.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, er wäre in dem Wagen gewesen?« fragte Hardy interessiert.
    »Das erkläre ich Ihnen später«, sagte der Lieutenant.
    Hardy sah sich in dem Warteraum um, dann deutete er plötzlich auf einen Abfallbehälter neben dem Stuhl, auf dem Mark gesessen hatte. »Dort. Die Sprite-Dose. Er hat eine Sprite getrunken, während er dort saß.« McThune ließ den Blick in beiden Richtungen den Flur entlangschweifen, dann faßte er die Sprite-Dose mit einem Taschentuch und steckte sie in die Manteltasche.
    »Sie stammt eindeutig von ihm«, sagte Hardy. »Das ist der einzige Abfallbehälter und die einzige Sprite-Dose.«
    »Ich gebe sie an unsere Fingerabdruckleute weiter«, sagte McThune. »Bleibt der Junge über Nacht hier?«
    »Ich nehme es an«, sagte Hardy. »Sie haben ein Klappbett ins Zimmer seines Bruders gestellt. Sieht so aus, als wollten sie alle da drin schlafen. Weshalb interessiert sich das FBI für Clifford?«
    »Das erkläre ich Ihnen später«, sagte der Lieutenant. »Bleiben Sie noch eine Stunde hier.«
    »Eigentlich hätte ich in zehn Minuten Feierabend.«
    »Heute nicht. Sie machen Überstunden.«
    Dr. Greenway saß auf dem Plastikstuhl neben dem Bett und sah seine Notizen durch. »In einer Minute verschwinde ich, aber ich komme morgen früh wieder. Sein Zustand ist stabil, und ich rechne nicht mit Veränderungen im Laufe der Nacht. Die Schwestern werden häufig nach ihm sehen. Rufen Sie sie, falls er aufwachen sollte.« Er blätterte eine Seite seines Notizblocks um und las das Gekritzel, dann sah er Dianne an. »Es ist ein schwerer Fall von akuter post-traumatischer Streßverstörung.«
    »Was bedeutet das?« fragte Mark. Dianne rieb sich die Schläfen und hielt die Augen geschlossen.
    »Es kommt vor, daß ein Mensch etwas Entsetzliches sieht und nicht damit fertig wird. Ricky war sehr verängstigt, als du den Schlauch aus dem Auspuffrohr gezogen hast, und als er sah, wie der Mann sich erschoß, war er plötzlich einem grauenhaften Erlebnis ausgesetzt, das er nicht verkraften konnte. Das löste eine Reaktion in ihm aus. Er rastete sozusagen aus. Er erlitt einen körperlichen und seelischen Schock. Er war imstande, nach Hause zu laufen, was recht bemerkenswert ist, denn normalerweise ist ein Mensch, der einem solchen Trauma ausgesetzt war wie Ricky, sofort starr und gelähmt.« Er verstummte und legte seine Notizen auf das Bett. »Im Augenblick können wir nicht viel tun. Ich rechne damit, daß er morgen oder spätestens übermorgen wieder zu sich kommt, und dann können wir mit der Arbeit

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