Der Klient
sonst jemand sich an den Jungen oder seine Angehörigen heranmachen, dann – äh – kriegt sie Sie am Arsch. So hat sie es jedenfalls ausgedrückt.«
Foltrigg biß sich auf die Lippe und nickte bei jedem Wort, als wäre das völlig in Ordnung, weil er selbst mit den Besten Schlitten fahren konnte. Er hatte seine Fassung zurückgewonnen und war bereits dabei, Plan B in die Tat umzusetzen. Er wanderte tief in Gedanken versunken im Büro umher. McThune und Trumann standen an der Tür wie Wachtposten. Gelangweilte Wachtposten.
»Ich will, daß der Junge überwacht wird, okay?« fauchte Foltrigg schließlich McThune an. »Wir fahren nach New Orleans zurück, und ich will, daß ihr euch vierundzwanzig Stunden am Tag an ihn hängt. Ich will wissen, was er tut, und, was noch wichtiger ist, er muß vor Muldanno und seinen Gangstern beschützt werden.«
McThune nahm keine Befehle von einem Bundesanwalt entgegen, und in diesem Moment hatte er die Nase voll von Foltrigg. Der Gedanke, drei oder vier überarbeitete Agenten zur Überwachung eines elfjährigen Jungen einzusetzen, war ziemlich absurd. Aber es hatte keinen Sinn, dagegen aufzubegehren. Foltrigg hatte einen heißen Draht zu Direktor Voyles in Washington, und Direktor Voyles wollte die Leiche und eine Verurteilung fast ebenso unbedingt wie Foltrigg.
»Okay«, sagte er. »Wir werden uns drum kümmern.«
»Paul Gronke ist bereits in der Stadt«, sagte Foltrigg, als hätte er es eben erst erfahren. Sie hatten die Flugnummer und die Zeit seiner Ankunft schon elf Stunden zuvor gewußt. Allerdings hatten sie es irgendwie geschafft, ihn nach dem Verlassen des Flughafens von Memphis aus den Augen zu verlieren. Darüber hatten sie mit Ord, Foltrigg und einem Dutzend weiterer FBIAgenten am Morgen zwei Stunden lang diskutiert. In genau diesem Augenblick versuchten nicht weniger als acht Agenten, Gronke in Memphis aufzuspüren.
»Wir werden ihn finden«, sagte McThune. »Und wir überwachen den Jungen. Sie können unbesorgt nach New Orleans zurückfahren.«
»Ich mache den Transporter bereit«, sagte Trumann geschäftig, als wäre der Transporter in Wirklichkeit die Air Force One .
Foltrigg unterbrach seine Wanderung vor Ords Schreibtisch. »Wir fahren ab, George. Tut mir leid, daß wir Sie belästigen mußten. Ich bin vermutlich in ein paar Tagen wieder hier.«
Welch frohe Botschaft, dachte Ord. Er stand auf, und sie reichten sich die Hand. »Jederzeit«, sagte er. »Wenn ich etwas für Sie tun kann, rufen Sie an.«
»Ich treffe mich gleich morgen früh mit Richter Lamond. Ich halte Sie auf dem laufenden.«
Ord streckte ihm noch einmal die Hand hin. Foltrigg ergriff sie, dann ging er auf die Tür zu. »Halten Sie Ausschau nach diesen Gangstern«, wies er McThune an. »Ich glaube nicht, daß sie so dämlich sind, dem Jungen etwas anzutun, aber man kann nie wissen.« McThune öffnete die Tür und trat höflich zurück. Ord folgte.
»Muldanno hat etwas gehört«, fuhr Foltrigg fort, »und jetzt schnüffeln sie einfach hier herum.« Im äußeren Büro warteten Wally Boxx und Thomas Fink auf ihn. »Aber behalten Sie sie im Auge, okay, George? Diese Burschen sind wirklich gefährlich. Und überwachen Sie den Jungen und passen Sie auf seine Anwältin auf. Und vielen Dank. Ich ruf Sie morgen an. Wo ist der Transporter, Wally?«
Nachdem Mark eine Stunde lang den Gehsteig betrachtet, heißen Kakao getrunken und zugehört hatte, wie seine Anwältin ihres Amtes waltete, war er bereit, sich wieder zu bewegen. Reggie hatte Dianne angerufen und ihr gesagt, Mark sei in ihrem Büro, schlüge die Zeit tot und hülfe bei der Papierarbeit. Ricky ging es viel besser, jetzt schlief er wieder. Er hatte zwei Liter Eiskrem verspeist, während Greenway ihm hundert Fragen stellte.
Um elf ließ Mark sich an Clints Schreibtisch nieder und inspizierte das Diktiergerät. Reggie hatte eine Mandantin, eine Frau, die verzweifelt um eine Scheidung kämpfte, und sie mußten eine Stunde lang die Strategie planen. Clint tippte ein langes Papier voll und griff alle fünf Minuten nach dem Telefon.
»Wie kommt es, daß Sie Sekretär geworden sind?« fragte Mark, sehr gelangweilt von diesem unverhüllten Einblick in den juristischen Alltag.
Clint drehte sich um und lächelte ihn an. »Aus purem Zufall.«
»Wollten Sie Sekretär werden, als Sie noch klein waren?«
»Nein. Ich wollte Swimmingpools bauen.«
»Was ist passiert?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe mich auf Drogen eingelassen und wäre beinahe
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