Der Klient
wo natürlich die Nachbarn rumstanden und gafften. Dann lachte er über sie und ließ sie einfach liegen. Es war grauenhaft.«
Clint beugte sich vor und ließ sich kein Wort entgehen. Mark sprach mit monotoner Stimme und völlig emotionslos.
»Als er in den Wohnwagen zurückkam, die Tür stand natürlich offen, da wartete ich auf ihn. Ich hatte einen Küchenstuhl neben die Tür gestellt, und es fehlte nicht viel, daß ich ihm mit dem Baseballschläger den Kopf abgehauen hätte. Ein Volltreffer auf seine Nase. Ich weinte und hatte fürchterliche Angst. Aber ich werde dieses Geräusch nie vergessen, als der Schläger in seinem Gesicht landete. Er fiel auf die Couch, und ich versetzte ihm einen Schlag in den Bauch. Ich versuchte auch, ihn zwischen die Beine zu treffen, weil ich dachte, das würde am meisten weh tun. Sie wissen, was ich meine? Ich schwang den Schläger wie ein Verrückter. Ich traf ihn noch einmal aufs Ohr, und damit hatte es sich.«
»Was ist passiert?« fragte Clint.
»Er kam hoch, schlug mir ins Gesicht, warf mich zu Boden, beschimpfte mich, dann fing er an, nach mir zu treten. Ich weiß noch, ich hatte solche Angst, daß ich mich nicht wehren konnte. Sein Gesicht war blutüberströmt. Er stank fürchterlich. Er brüllte und schlug auf mich ein und zerrte an meinen Kleidern. Ich fing an, wie ein Wilder um mich zu treten, als er an meiner Unterwäsche zerrte, aber er bekam sie runter und warf mich hinaus. Splitterfasernackt. Ich nehme an, er wollte mich auf der Straße haben wie meine Mutter, aber inzwischen hatte sie es geschafft, bis zur Tür zu kommen, und fiel auf mich.«
Er erzählte das alles so gelassen, als hätte er es schon hundertmal erzählt. Keine Emotion, nur die Tatsachen in kurzen, knappen Sätzen. Er schaute abwechselnd auf den Schreibtisch und zur Tür und ließ kein Wort aus.
»Und wie ging’s weiter?« fragte Clint fast atemlos.
»Einer der Nachbarn hatte die Polizei gerufen. Ich meine, man kann alles hören, was im Wohnwagen nebenan vor sich geht, also hatte unser Nachbar alles mitbekommen. Und es war auch nicht das erste Mal, daß er auf uns einschlug, ganz im Gegenteil. Ich erinnere mich, daß ich auf der Straße Blaulicht sah, und er verschwand im Wohnwagen. Mom und ich standen schnell auf und zogen uns an. Aber ein paar Nachbarn haben mich nackt gesehen. Wir versuchten, das Blut abzuwaschen, bevor die Polizisten reinkamen. Mein Vater hatte sich ein bißchen beruhigt und war den Polizisten gegenüber plötzlich ganz umgänglich. Mom und ich warteten in der Küche. Seine Nase war so groß wie ein Football, und die Polizisten machten sich mehr Sorgen um sein Gesicht als um mich und Mom. Er nannte einen der Polizisten Frankie, als wären sie gute Freunde. Es waren zwei Polizisten, und sie trennten uns voneinander. Frankie nahm ihn mit ins Schlafzimmer, damit er sich abkühlen konnte. Der andere Polizist saß mit Mom am Küchentisch. So machten sie es immer. Ich ging in unser Zimmer und holte Ricky unter dem Bett vor. Mom hat mir später erzählt, er hätte behauptet, es wäre nur eine familiäre Auseinandersetzung gewesen, nichts Ernstes, und das wäre zum größten Teil meine Schuld, weil ich ihn völlig grundlos mit einem Baseballschläger geschlagen hätte. Die Polizisten bezeichneten es als bloßen häuslichen Streit. Das sagten sie immer. Niemand wurde angeklagt. Sie brachten ihn ins Krankenhaus, wo er die Nacht verbrachte. Eine Zeitlang mußte er diese häßliche weiße Maske tragen.«
»Was hat er mit dir gemacht?«
»Danach hat er lange Zeit nicht getrunken. Er hat sich bei uns entschuldigt und versprochen, es würde nie wieder vorkommen. Manchmal war er okay, wenn er nicht trank. Aber dann wurde es immer schlimmer. Noch mehr Schläge und all das. Schließlich hat Mom die Scheidung eingereicht.«
»Und er versuchte, das Sorgerecht zu bekommen …«
»Ja. Er log vor Gericht, und er machte seine Sache ziemlich gut. Er wußte nicht, daß ich vorhatte, auszusagen, also bestritt er das meiste und behauptete, den Rest hätte Mom auch erlogen. Er war großspurig und cool, und unser dämlicher Anwalt wußte nichts mit ihm anzufangen. Aber als ich dann aussagte und die Geschichte mit dem Baseballschläger erzählte und wie er mir die Kleider vom Leib gerissen hatte, da hatte der Richter Tränen in den Augen. Er wurde regelrecht wütend auf meinen Ex-Vater, beschuldigte ihn der Falschaussage. Sagte, er müßte ihn eigentlich ins Gefängnis stekken wegen all dieser
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