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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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wollte. »Kennen Sie Robert Hackstraw? Man nennt ihn Hack.«
    »Er ist ein Anwalt, stimmt’s?«
    »Ja, er hat vor ein paar Jahren meine Mutter bei ihrer Scheidung vertreten. Ein ausgemachter Trottel.«
    »Ihr Anwalt hat dir nicht gefallen?«
    »Ich habe Hack gehaßt. Er hat uns behandelt wie Dreck. Wir kamen in sein Büro und mußten zwei Stunden warten. Dann redete er zehn Minuten mit uns und sagte, er hätte es sehr eilig, er müßte ins Gericht, weil er so ein wichtiger Mann sei. Ich versuchte, Mom dazu zu bringen, daß sie sich einen anderen Anwalt nahm, aber dazu war sie zu kaputt.«
    »Ist es zum Prozeß gekommen?«
    »Ja. Mein Ex-Vater meinte, er sollte einen von uns bekommen. Wen, war ihm ziemlich egal, aber weil er wußte, daß ich ihn haßte, wollte er Ricky. Also engagierte er einen Anwalt, und zwei Tage lang sind meine Mutter und mein Vater vor Gericht aufeinander losgegangen. Jeder versuchte dem anderen zu beweisen, daß er ungeeignet war. Hack benahm sich wie ein ausgemachter Idiot, aber der Anwalt meines Ex-Vaters war noch schlimmer. Der Richter konnte beide Anwälte nicht ausstehen und sagte, er dächte nicht daran, mich und Ricky zu trennen. Ich fragte ihn, ob ich aussagen dürfte. Er dachte in der Mittagspause des zweiten Tages darüber nach und fand schließlich, daß er hören wollte, was ich zu sagen hatte. Dieselbe Frage hatte ich Hack gestellt, und der hatte irgendeine Frechheit von sich gegeben, ungefähr in der Art, ich wäre zu jung und zu dämlich, um auszusagen.«
    »Aber du hast ausgesagt.«
    »Ja, drei Stunden lang.«
    »Und wie ist es gelaufen?«
    »Ich war ziemlich gut, glaube ich. Ich erzählte nur von den Schlägen, den blauen Flecken, den Wunden, die genäht werden mußten. Ich erzählte, wie sehr ich meinen Vater haßte. Der Richter hat fast geweint.«
    »Und es hat funktioniert?«
    »Ja. Mein Vater verlangte Besuchsrechte, und ich verbrachte eine Menge Zeit damit, dem Richter zu erklären, daß ich ihn, wenn der Prozeß vorbei wäre, nie wiedersehen wollte. Und daß Ricky Angst vor ihm hatte. Daraufhin versagte ihm der Richter nicht nur sämtliche Besuchsrechte, sondern wies ihn sogar an, sich von uns fernzuhalten.«
    »Hast du ihn seither wiedergesehen?«
    »Nein. Aber eines Tages werde ich es tun. Wenn ich erwachsen bin, werden wir ihm irgendwo auflauern, ich und Ricky, und ihm eine gehörige Abreibung verpassen. Beule für Beule. Naht für Naht. Wir reden ständig darüber.«
    Clint war nicht mehr gelangweilt von dieser kleinen Unterhaltung – er ließ sich kein Wort entgehen. Der Junge redete mit einer solchen Selbstverständlichkeit davon, seinen Vater zusammenzuschlagen. »Du könntest ins Gefängnis kommen.«
    »Er kam auch nicht ins Gefängnis, als er uns geschlagen hat. Er kam nicht ins Gefängnis, als er meiner Mutter die Kleider vom Leibe riß und sie nackt und blutig auf die Straße hinausjagte. Das war, als ich mit dem Baseballschläger auf ihn eingehauen habe.«
    »Was hast du getan?«
    »Eines Abends hat er zu Hause getrunken, und wir merkten, daß er nahe am Ausflippen war. Das haben wir immer gemerkt. Dann ging er, um mehr Bier zu holen. Ich lief die Straße hinunter und lieh mir von Michael Moss einen seiner Aluminiumschläger. Ich versteckte ihn unter dem Bett, und ich weiß noch, daß ich um einen richtig guten Verkehrsunfall betete, damit er nicht nach Hause käme. Aber er kam nach Hause. Mom war in ihrem Schlafzimmer und hoffte, er würde einfach wegsacken, was er meistens tat. Ricky und ich blieben in unserem Zimmer und warteten auf die Explosion.«
    Das Telefon läutete abermals, und Clint nahm rasch die Nachricht entgegen, um weiter zuhören zu können.
    »Ungefähr eine Stunde später ging dann das Brüllen und Fluchen los. Der Wohnwagen schwankte. Wir schlossen die Tür ab. Ricky war unter dem Bett und weinte. Dann fing Mom an, nach mir zu schreien. Ich war sieben Jahre alt, und Mom wollte, daß ich sie rettete. Er schlug auf sie ein, stieß sie herum, trat sie, riß ihr die Bluse runter, nannte sie eine Hure und eine Schlampe. Ich wußte nicht einmal, was diese Worte bedeuteten. Ich ging in die Küche. Ich glaube, ich hatte zuviel Angst, um mich zu bewegen. Er sah mich und warf eine Bierdose nach mir. Sie versuchte hinauszulaufen, aber er erwischte sie. Gott, er hat so brutal auf sie eingeschlagen! Dann riß er ihr die Unterwäsche runter. Ihre Lippe war aufgeplatzt, überall war Blut. Er warf sie hinaus, völlig nackt, und zerrte sie auf die Straße,

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