Der Klient
hatte. »Ich arbeite für die Times-Picayune in New Orleans. Die kennen Sie doch sicher. Möchte Reggie Love sprechen.«
Clint blieb in drei Meter Abstand stehen. »Sie ist nicht da.«
»Wann kommt sie zurück?«
»Das weiß ich nicht. Haben Sie einen Ausweis?«
Nance war schon auf dem Weg zur Tür. »Sie meinen, so eine von diesen kleinen weißen Karten, die ihr Anwälte auf die Gehsteige werft? Nein, Freund, ich habe keine Visitenkarten bei mir. Ich bin Reporter.«
»Na schön. Wie heißen Sie?«
»Arnie Carpentier. Sagen Sie ihr, ich käme später wieder vorbei.« Er öffnete die Tür, der Summer ertönte wieder, und er war verschwunden. Kein sonderlich produktiver Besuch, aber er hatte Clint kennengelernt und den Vorraum und das Empfangszimmer gesehen. Der nächste Besuch würde länger dauern.
Die Fahrt in den neunten Stock verlief ohne Zwischenfälle. Reggie hielt seine Hand, was ihn normalerweise irritiert hätte, aber unter den gegebenen Umständen war es eher beruhigend. Während sie hinauffuhren, betrachtete er seine Füße. Er getraute sich nicht aufzuschauen, hatte Angst vor noch mehr Fremden. Er drückte ihre Hand.
Sie traten in den Flur im neunten Stock und hatten nicht mehr als zehn Schritte getan, als drei Leute aus der Richtung des Wartezimmers auf sie zugestürmt kamen. »Ms. Love! Ms. Love!« rief einer von ihnen. Reggie war zunächst erschrocken, aber dann faßte sie Marks Hand noch fester und ging weiter. Einer hatte ein Mikrofon, einer einen Notizblock und der dritte eine Kamera. Der mit dem Notizblock sagte: »Ms. Love, nur ein paar kurze Fragen.«
Sie gingen schneller auf das Schwesternzimmer zu. »Kein Kommentar.«
»Stimmt es, daß Ihr Mandant sich weigert, mit dem FBI und der Polizei zusammenzuarbeiten?«
»Kein Kommentar«, sagte sie und schaute geradeaus. Sie folgten ihr wie Bluthunde. Sie beugte sich rasch zu Mark herab und sagte: »Sieh sie nicht an und sprich kein Wort.«
»Stimmt es, daß der Bundesanwalt von New Orleans heute vormittag in Ihrer Kanzlei war?«
»Kein Kommentar.«
Ärzte, Schwestern, Patienten, alle räumten den Mittelteil des Flurs, als Reggie und ihr berühmter Klient dahineilten, verfolgt von der kläffenden Meute.
»Hat Ihr Mandant mit Jerome Clifford vor seinem Tod gesprochen?«
Sie drückte seine Hand fester und ging noch schneller. »Kein Kommentar.«
Als sie sich dem Ende des Flurs näherten, stürmte der Clown mit der Kamera plötzlich vor sie, ging rückwärts taumelnd auf die Knie und schaffte es, eine Aufnahme zu machen, bevor er auf seinem Hinterteil landete. Die Schwestern lachten. Ein Wachmann kam aus dem Schwesternzimmer und hob vor den Kläffern die Hand. Sie hatten schon vorher mit ihm zu tun gehabt.
Als Reggie und Mark eine Biegung des Flurs erreicht hatten, rief einer: »Stimmt es, daß Ihr Mandant weiß, wo Boyette vergraben ist?«
Es gab ein leichtes Zögern in ihrem Schritt. Ihre Schultern zuckten und ihr Rücken wölbte sich, dann hatte sie es geschafft, und sie und ihr Mandant waren verschwunden.
Zwei übergewichtige Wachmänner in Uniform saßen auf Klappstühlen vor Rickys Tür. Sie trugen Pistolen an der Hüfte, und Mark bemerkte als allererstes die Pistolen. Einer hatte eine Zeitung, die er prompt senkte, als sie näherkamen. Der andere stand auf, um sie zu begrüßen. »Kann ich etwas für Sie tun?« fragte er Reggie.
»Ja. Ich bin die Anwältin der Familie, und das ist Mark Sway, der Bruder des Patienten.« Sie sprach in professionellem Flüsterton, als hätte sie das Recht, hier zu sein, und die Männer nicht; also galt es, schnell die Fragen hinter sich bringen, weil sie einiges zu erledigen hatte. »Dr. Greenway erwartet uns«, sagte sie, während sie zur Tür ging und anklopfte. Mark stand hinter ihr und starrte auf die Pistole. Sie hatte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der, die Clifford benutzt hatte.
Der Wachmann kehrte zu seinem Stuhl zurück und sein Partner zu seiner Zeitung. Greenway öffnete die Tür und kam heraus, gefolgt von Dianne, die geweint hatte. Sie drückte Mark an sich und legte ihm den Arm um die Schulter.
»Er schläft«, sagte Greenway schnell zu Reggie und Mark. »Es geht ihm wesentlich besser, aber er ist sehr erschöpft.«
»Er hat nach dir gefragt«, flüsterte Dianne Mark zu.
Er betrachtete ihre feuchten Augen und fragte: »Was ist los, Mom?«
»Nichts. Wir reden später darüber.«
»Was ist passiert?«
Dianne sah Greenway an, dann Reggie, dann Mark. »Nichts«, sagte
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