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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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können Sie einfach Bankrott anmelden.«
    Chester zog seinen Stuhl unter sich und ließ sich vorsichtig darauf nieder. »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte er, auf einen Stuhl deutend.
    »Nein, danke. Wer ist Ihr Anwalt?«
    »Uh – äh – Findley and Baker. Aber warten Sie einen Moment. Lassen Sie mich nachdenken.« Er schlug die erste Seite um und überflog die Anklagepunkte. »Sexuelle Belästigung?«
    »Ja, das ist heutzutage ein fruchtbares Feld. Sieht so aus, als hätte einer Ihrer Aufseher sich an meine Mandantin herangemacht. Und Dinge vorgeschlagen, die man während der Mittagspause im Waschraum tun könnte. Und schmutzige Witze erzählt, massenhaft unanständiges Gerede. Das wird alles bei der Verhandlung ans Licht kommen. An wen kann ich mich wenden bei Findley and Baker?«
    »Warten Sie einen Moment.« Er blätterte die Anklageschrift durch, dann legte er sie wieder hin. Sie stand dicht neben seinem Schreibtisch und musterte ihn. Er rieb sich die Schläfen. »Ich will das nicht.«
    »Meine Mandantin auch nicht.«
    »Was will sie dann?«
    »Ein bißchen Würde. Sie leiten hier einen Drecksladen. Sie beuten alleinstehende Mütter aus, die mit dem, was Sie ihnen zahlen, kaum ihre Kinder ernähren können. Sie können es sich nicht leisten, sich zu beschweren.«
    Jetzt rieb er sich die Augen. »Sparen Sie sich die Lektion, okay? Ich will das einfach nicht. Es könnte, ja, es könnte einigen Ärger in der Firma geben.«
    »Sie und der Ärger, den Sie vielleicht bekommen, kümmern mich nicht im geringsten. Eine Kopie dieser Klageschrift wird noch heute nachmittag durch Boten bei der Memphis Press abgeliefert, und ich bin sicher, daß sie morgen früh abgedruckt wird. Auf die Sways wird zur Zeit sehr viel Druckerschwärze verwendet.«
    »Was will sie?« fragte er noch einmal.
    »Versuchen Sie zu feilschen?«
    »Vielleicht. Ich glaube nicht, daß Sie diesen Fall gewinnen können, Mrs. Love, aber ich will mir keine Kopfschmerzen einhandeln.«
    »Sie werden sich wesentlich mehr einhandeln als nur Kopfschmerzen, das verspreche ich Ihnen. Sie verdient neunhundert Dollar im Monat und bringt rund sechshundertfünfzig nach Hause. Das sind elftausend Dollar im Jahr, und ich versichere Ihnen, daß Ihre Gerichtskosten bei diesem Prozeß ungefähr das Fünffache dieser Summe ausmachen werden. Ich werde mir Zugang zu Ihren Personalakten verschaffen. Ich werde andere weibliche Angestellte aussagen lassen. Ich werde Ihre Buchhaltung offenlegen. Ich werde die Vorlage Ihrer sämtlichen Unterlagen bei Gericht verlangen. Und wenn ich auch nur den geringsten Verstoß entdecke, dann informiere ich den Gleichstellungsausschuß, die Bundesbehörde für Arbeitsbeziehungen, die Bundessteuerbehörde, das Berufsschutz- und das Gesundheitsamt und jeden sonst, der vielleicht interessiert sein könnte. Das wird Sie eine Menge Schlaf kosten, Chester. Und Sie werden sich tausendmal wünschen, Sie hätten meine Mandantin nicht entlassen.«
    Er hieb mit beiden Handflächen auf den Tisch. »Was will sie, verdammt noch mal?«
    Reggie nahm ihren Aktenkoffer und ging zur Tür. »Sie will ihren Job. Eine Lohnerhöhung wäre nett, sagen wir, von sechs Dollar pro Stunde auf neun, wenn Sie das erübrigen können. Und wenn Sie es nicht können, tun Sie es trotzdem. Versetzen Sie sie in eine andere Abteilung, außer Reichweite dieses drekkigen Aufsehers.«
    Chester hörte aufmerksam zu. Das war ja nicht allzu schlimm.
    »Sie wird noch ein paar Wochen im Krankenhaus bleiben müssen. Sie hat Ausgaben, also will ich, daß ihr Lohn auch weiterhin gezahlt wird. Außerdem will ich, daß ihr die Lohnschecks ins Krankenhaus gebracht werden, genau so, wie ihr Clowns ihr heute morgen das Kündigungsschreiben ins Krankenhaus gebracht habt. Der Scheck wird ihr jeden Freitag ausgehändigt, okay?«
    Er nickte langsam.
    »Sie haben dreißig Tage Zeit, diese Klage zu erwidern. Wenn Sie sich benehmen und tun, was ich sage, werde ich sie am dreißigsten Tag zurückziehen. Darauf haben Sie mein Wort. Sie brauchen Ihre Anwälte nicht zu informieren. Abgemacht?«
    »Abgemacht.«
    Reggie öffnete die Tür. »Ach ja, und schicken Sie ein paar Blumen. Zimmer 943. Eine Karte wäre nett. Schicken Sie jede Woche einen Blumenstrauß. Okay, Chester?«
    Er nickte immer noch.
    Sie knallte die Tür zu und verließ die schäbigen Büroräume von Ark-Lon Fixtures.
    Mark und Ricky saßen am Fußende des Klappbettes und schauten in das bärtige, angespannte, kaum einen halben Meter entfernte

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