Der Klient
zwinkerte Mark zu. »Sie besteht aus vier Schichten, jede mit einer anderen Sorte Käse.« Sie bedeckte ihre Teller mit perfekten Rechtecken. Die vier verschiedenen Käsesorten rannen zusammen und sickerten aus der dicken Pasta.
Das Telefon auf der Anrichte läutete, und Reggie nahm das Gespräch an. »Fang schon an zu essen, Mark, wenn du möchtest«, sagte Momma Love und stellte majestätisch seinen Teller vor ihn hin. Sie nickte zu Reggies Rücken hinüber. »Das kann Stunden dauern.« Reggie hörte zu und sprach leise in den Hörer. Es war offensichtlich, daß sie nicht hören sollten, was gesprochen wurde.
Mark trennte mit seiner Gabel einen gewaltigen Bissen ab, blies gerade lange genug darauf, daß der Dampf verschwand, und hob ihn dann zum Mund. Er kaute langsam, genoß die köstliche Fleischsauce, den Käse und wer weiß was noch. Sogar der Spinat schmeckte ihm.
Momma Love sah zu und wartete. Sie hatte sich ein zweites Glas Wein eingegossen, hielt es auf halbem Wege zwischen dem Tisch und ihren Lippen und wartete auf eine Reaktion auf das Geheimrezept ihrer Urgroßmutter.
»Es ist großartig«, sagte er auf dem Weg zum zweiten Bissen. »Einfach großartig.« Seine einzige Erfahrung mit Lasagne lag ungefähr ein Jahr zurück, als seine Mutter eine Plastikschale aus der Mikrowelle geholt und zum Abendessen serviert hatte. Swanson’s Tiefkühlkost oder so etwas ähnliches. Er erinnerte sich an einen gummiartigen Geschmack, nicht mit dem hier zu vergleichen.
»Es schmeckt dir«, sagte Momma Love und trank einen Schluck von ihrem Wein.
Er nickte mit vollem Mund, und das gefiel ihr. Sie nahm selbst einen kleinen Bissen.
Reggie legte auf und kehrte zum Tisch zurück. »Ich muß wieder in die Innenstadt. Die Polizei hat gerade Ross Scott aufgegriffen, wieder wegen Ladendiebstahl. Er ist im Gefängnis und weint nach seiner Mutter, aber sie können sie nicht finden.«
»Wie lange werden Sie weg sein?« fragte Mark, und seine Gabel stand plötzlich still.
»Ein paar Stunden. Du ißt, bis du satt bist, und bleibst bei Momma Love. Ich bringe dich später ins Krankenhaus zurück.« Sie klopfte ihm auf die Schulter, dann war sie zur Tür hinaus.
Momma Love schwieg, bis sie das Anspringen von Reggies Wagen hörte, dann sagte sie: »Was in aller Welt habt ihr Jungen da draußen gesehen?«
Mark nahm einen Bissen, kaute eine Ewigkeit, während sie wartete, dann trank er einen großen Schluck Tee. »Nichts. Wie machen Sie diese Lasagne? Sie ist großartig.«
»Nun, es ist ein altes Rezept.«
Sie trank Wein und ließ sich zehn Minuten lang über die Sauce aus. Dann über die Käsesorten.
Mark hörte kein Wort davon.
Er aß die Pfirsichtorte mit Eiskrem auf, während sie den Tisch abräumte und den Geschirrspüler vollpackte. Er dankte ihr abermals, sagte zum zehntenmal, wie wunderbar es geschmeckt hätte, und stand mit schmerzendem Magen auf. Er hatte eine Stunde am Tisch gesessen. Das Abendessen im Wohnwagen war gewöhnlich eine Sache von zehn Minuten. Meist aßen sie Gerichte aus der Mikrowelle auf Tabletts vor dem Fernseher. Dianne war abends zu müde, um noch zu kochen.
Momma Love bewunderte seinen leeren Teller und schickte ihn ins Wohnzimmer, während sie die Küche aufräumte. Der Fernseher war ein Farbgerät, aber ohne Fernbedienung. Kein Kabel. Über dem Sofa hing ein großes Familienporträt. Er bemerkte es, dann trat er näher heran. Es war ein altes Foto der Familie Love, matt und in einem breiten, verschnörkelten Holzrahmen. Mr. und Mrs. Love saßen in einem kleinen Atelier auf einem Sofa, und neben ihnen standen zwei kleine Jungen mit engen Kragen. Momma Love hatte dunkles Haar und ein wunderschönes Lächeln. Mr. Love war einen Kopf größer als sie und saß starr da, ohne zu lächeln. Die Jungen waren steif und verlegen, offensichtlich nicht glücklich darüber, daß sie gestärkte Hemden und Krawatten tragen mußten. Reggie stand zwischen ihren Eltern, im Zentrum des Porträts. Sie hatte ein wundervolles, verschmitztes Lächeln, und es war offensichtlich, daß sie im Mittelpunkt der Familie stand und das gewaltig genoß. Sie war zehn oder elf, ungefähr in Marks Alter, und das Gesicht dieses hübschen Mädchens erregte seine Aufmerksamkeit und benahm ihm den Atem. Er schaute in ihr Gesicht, und sie schien ihn anzulachen. Sie steckte voller Übermut.
»Hübsche Kinder, nicht?« Es war Momma Love, die sich neben ihn schob und ihre Familie bewunderte.
»Wann war das?« fragte Mark, ohne den
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