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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Halbitalienerin.«
    »Wer war Mr. Love?« fragte Mark kauend mit Butter auf den Lippen und an den Fingern.
    »Ein Junge aus Memphis. Sie haben geheiratet, als sie sechzehn war …«
    »Siebzehn«, korrigierte Momma Love, ohne sich umzudrehen.
    Momma Love deckte den Tisch mit Tellern und Besteck. Reggie und ihr Schmuck waren im Weg, also raffte sie ihn zusammen und schob Axle von ihrem Schoß. »Wann essen wir, Momma Love?«
    »In einer Minute.«
    »Ich ziehe mich nur schnell um«, sagte sie. Axle setzte sich auf Marks Fuß und rieb den Hinterkopf an seinem Schienbein.
    »Die Sache mit deinem kleinen Bruder tut mir sehr leid«, sagte Momma Love, nachdem sie sich mit einem Blick auf die Tür vergewissert hatte, daß Reggie wirklich verschwunden war.
    Mark schluckte einen Mundvoll Brot und wischte sich den Mund mit der Serviette ab. »Er kommt wieder in Ordnung. Wir haben gute Ärzte.«
    »Und außerdem habt ihr die beste Anwältin der Welt«, sagte sie ernst und ohne Lächeln. Sie wartete auf Bestätigung.
    »Das stimmt«, sagte Mark langsam.
    Sie nickte beifällig und machte sich auf den Weg zum Ausguß. »Was in aller Welt habt ihr beide da draußen gesehen?«
    Mark nippte an seinem Tee und betrachtete den grauen Pferdeschwanz. Das konnte ein langer Abend mit vielen Fragen werden. Es war besser, dem gleich einen Riegel vorzuschieben. »Reggie hat gesagt, ich soll nicht darüber sprechen.« Er biß in ein weiteres Stück Brot.
    »Ach, das sagt Reggie immer. Aber mit mir kannst du reden. Alle Kinder tun das.«
    In den vergangenen neunundvierzig Stunden hatte er eine Menge über Verhöre gelernt. Halt den anderen auf Abstand. Wenn die Fragen lästig werden, tische ihm ein paar Gegenfragen auf. »Wie oft bringt sie Kinder mit nach Hause?«
    Sie schob den Topf von der Flamme und dachte eine Sekunde lang nach. »Vielleicht zweimal im Monat. Sie will, daß sie etwas Anständiges zu essen bekommen, also bringt sie sie zu Momma Love. Manchmal bleiben sie über Nacht. Ein kleines Mädchen ist einmal einen Monat geblieben. Sie war zu bedauern. Hieß Andrea. Das Gericht hatte sie ihren Eltern weggenommen, weil sie Teufelsanbeter waren, sie brachten Tieropfer dar und lauter solche Schweinereien. Sie war so traurig. Sie wohnte oben in Reggies altem Schlafzimmer, und als sie fortmußte, hat sie geweint. Hat mir auch das Herz gebrochen. Danach habe ich zu Reggie gesagt ›Keine Kinder mehr‹. Aber Reggie tut, was Reggie will. Sie hat dich wirklich gern, weißt du das?«
    »Was ist mit Andrea passiert?«
    »Ihre Eltern bekamen sie zurück. Ich bete jeden Tag für sie. Gehst du zur Kirche?«
    »Manchmal.«
    »Bist du ein guter Katholik?«
    »Nein. Es ist eine kleine Kirche, ich weiß nicht, was für eine. Aber keine katholische. Baptistisch, glaube ich. Wir gehen manchmal hin.«
    Momma Love hörte sich das zutiefst betroffen an, fassungslos angesichts der Tatsache, daß er nicht sicher war, zu welcher Kirche er gehörte.
    »Vielleicht sollte ich dich in meine Kirche mitnehmen. St. Luke’s. Es ist eine wunderschöne Kirche. Katholiken wissen, wie man schöne Kirchen baut.«
    Er nickte, aber eine Antwort darauf fiel ihm nicht ein. In Sekundenschnelle hatte sie das Thema Kirche vergessen und war wieder am Herd, öffnete den Backofen und musterte die Pfanne mit der gleichen Konzentration, wie er sie bei Dr. Greenway gesehen hatte. Sie murmelte etwas, und es war offensichtlich, daß sie zufrieden war.
    »Geh und wasch dir die Hände, Mark, gleich da drüben auf dem Flur. Kinder waschen sich heutzutage nicht oft genug die Hände.« Mark stopfte sich den letzten Bissen Brot in den Mund und folgte Axle ins Badezimmer.
    Als er zurückkam, saß Reggie am Tisch und sah einen Stapel Post durch. Der Brotkorb war wieder aufgefüllt worden. Momma Love öffnete den Backofen und zog eine tiefe, mit Aluminiumfolie abgedeckte Pfanne heraus. »Es ist Lasagne«, sagte Reggie mit einem Anflug von Vorfreude.
    Momma Love stürzte sich in eine kurze Geschichte des Gerichts, während sie es in mehrere Teile zerschnitt und mit einem großen Löffel gewaltige Portionen herausgrub. Dampf stieg aus der Pfanne auf. »Das Rezept ist schon seit Jahrhunderten in meiner Familie«, sagte sie und starrte Mark an, als müßte er sich für den Stammbaum der Lasagne interessieren. Er wollte sie auf seinem Teller haben. »Stammt aus der alten Heimat. Ich konnte sie schon für meinen Daddy zubereiten, als ich zehn Jahre alt war.« Reggie verdrehte leicht die Augen und

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