Der Klient
grüne Götterspeise vorsetzte, würde er sie ihr womöglich an den Kopf werfen.
Er sinnierte über diese Dinge, während Reggie über die Möglichkeit nachdachte, daß sie vielleicht jemand verfolgte. Ihre Augen wanderten vom Verkehr zum Rückspiegel und wieder zurück. Sie fuhr viel zu schnell, zwängte sich zwischen anderen Wagen durch und wechselte immer wieder die Fahrspur, was Mark nicht im mindesten störte.
»Glauben Sie, daß Mom und Ricky in Sicherheit sind?« fragte er, während er die Wagen vor ihnen beobachtete.
»Ja. Mach dir ihretwegen keine Sorgen. Das Krankenhaus hat versprochen, daß ständig Wachen vor der Tür stehen.« Sie hatte mit George Ord gesprochen, ihrem neuen Freund, und ihm erklärt, daß sie um die Sicherheit der Familie Sway besorgt war. Sie hatte keine spezifischen Drohungen erwähnt, obwohl Ord danach gefragt hatte. Die Familie erregte unerwünschte Aufmerksamkeit, hatte sie erklärt. Massenhaft Gerüchte und Gerede, das meiste davon von den frustrierten Medien erzeugt. Ord hatte mit McThune gesprochen und dann zurückgerufen und gesagt, das FBI würde sich in der Nähe des Zimmers, aber außer Sichtweite aufhalten. Sie hatte ihm gedankt.
Ihr Anruf hatte Ord und McThune amüsiert. Das FBI hatte bereits Leute im Krankenhaus. Jetzt waren sie sogar eingeladen.
Sie bog an einer Kreuzung so plötzlich nach rechts ab, daß die Reifen quietschten. Mark kicherte, und sie lachte, als wäre das alles ein Spaß, aber ihr war flau im Magen. Sie befanden sich jetzt auf einer schmaleren Straße mit alten Häusern und großen Eichen.
»Das ist meine Gegend hier«, sagte sie. Sie war eindeutig hübscher als seine. Sie bogen abermals ab, in eine noch schmalere Straße. Hier waren die Häuser kleiner, aber dennoch zwei oder drei Stockwerke hoch mit großen Rasenflächen und säuberlich beschnittenen Hecken.
»Weshalb bringen Sie Ihre Klienten mit nach Hause?« fragte er.
»Ich weiß es nicht. Die meisten sind Kinder, die aus kaputten Familien kommen. Wahrscheinlich tun sie mir leid. Irgendwie hänge ich an ihnen.«
»Tue ich Ihnen auch leid?«
»Ein bißchen. Aber du hast Glück, Mark, viel Glück. Du hast eine Mutter, die eine gute Frau ist und dich sehr liebt.«
»Ja, ich denke, das tut sie. Wie spät ist es?«
»Gleich sechs. Warum?«
Mark dachte einen Augenblick nach und zählte die Stunden. »Vor neunundvierzig Stunden hat Jerome Clifford sich erschossen. Ich wollte, wir wären einfach weggelaufen, als wir seinen Wagen sahen.«
»Weshalb habt ihr es nicht getan?«
»Ich weiß es nicht. Mir war einfach so, als müßte ich etwas unternehmen, nachdem mir klar geworden war, was er vorhatte. Ich konnte nicht weglaufen. Er wollte sich umbringen, und das konnte ich einfach nicht zulassen. Irgend etwas hat mich immer wieder zu seinem Wagen hingezogen. Ricky hat geweint und gesagt, ich sollte aufhören, aber ich konnte es einfach nicht. Es ist alles meine Schuld.«
»Vielleicht, aber daran läßt sich nun nichts mehr ändern, Mark. Was geschehen ist, ist geschehen.« Sie schaute in den Rückspiegel und sah nichts.
»Glauben Sie, daß alles wieder in Ordnung kommt? Ich meine, mit Ricky und Mom und mir? Wenn dies alles vorbei ist, wird alles dann wieder so sein wie vorher?«
Sie drosselte das Tempo und bog in eine schmale, von unbeschnittenen Hecken gesäumte Auffahrt ein. »Ricky wird wieder gesund. Es kann eine Weile dauern, aber dann wird er wieder okay sein. Kinder sind zäh, Mark. Ich erlebe es jeden Tag.«
»Was ist mit mir?«
»Es kommt alles wieder ins Lot, Mark. Verlaß dich auf mich.« Der Mazda hielt neben einem zweistöckigen Haus mit einer großen Veranda an der Vorderseite. Unter den Fenstern wuchsen Sträucher und Stauden. Das eine Ende der Veranda war von Efeu überwuchert.
»Ist das Ihr Haus?« fragte er fast ehrfürchtig.
»Meine Eltern haben es vor dreiundfünfzig Jahren gekauft, ein Jahr bevor ich geboren wurde. Mein Vater ist gestorben, als ich fünfzehn war, aber Momma Love ist gottseidank immer noch da.«
»Sie nennen sie Momma Love?«
»Jeder nennt sie Momma Love. Sie ist fast achtzig und in besserer Verfassung als ich.« Sie deutete auf die direkt hinter dem Haus liegende Garage. »Siehst du die drei Fenster über der Garage? Da wohne ich.«
Wie beim Haus mußte auch an der Garage das Holz frisch gestrichen werden. Beide waren alt und hübsch, aber in den Blumenbeeten wucherte Unkraut und Gras in den Fugen der Einfahrt.
Sie betraten das Haus durch eine
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