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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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dem starken heißen Wasserstrahl die Nackenmuskeln massieren. Danach rasierte er sich mit einer alten Klinge, die ihm die Haare eher aus dem Gesicht riss, als sie abzuschneiden. Er fluchte. Er musste wirklich dringend einkaufen gehen.
    Nachdem er sich eine Tasse starken schwarzen Kaffee aufgebrüht hatte, kehrte er ins Wohnzimmer zurück und setzte sich an den Laptop, den er aus dem Büro mit nach Hause genommen hatte.
    Mr Wangs versteckte Kamera auf dem Parkplatz zeichnete rund um die Uhr auf, aber Hunter ging davon aus, dass es genügen würde, sich die Aufnahmen aus der Nacht anzusehen. Der Killer schien ihm kein Mensch zu sein, der sich am helllichten Tag und für jeden sichtbar an einem Ort herumtrieb, an dem er später jemanden entführen wollte. Wenn Kelly Jensen tatsächlich vor ihrem Atelier verschleppt worden war, dann bestimmt nachts.
    Weil der Parkplatz abseits der Straße lag und überwiegend von den Besitzern der umliegenden Läden genutzt wurde, beschränkte sich das Kommen und Gehen von Autos und Menschen auf ein Minimum. Jeder Unbekannte würde ihm sofort ins Auge stechen, daher bestand kein Anlass, jede einzelne Minute der sechsundfünfzig Stunden Überwachungsaufnahmen anzusehen. Nach einigem Her­umprobieren fand er heraus, dass er die Aufnahmen mit sechsfacher Geschwindigkeit abspielen und trotzdem noch jede ungewöhnliche Bewegung wahrnehmen konnte. Auf diese Weise würde er für die Sichtung von sechs Stunden Videomaterial jeweils eine Stunde brauchen. Hunter sah auf die Uhr – sechs Uhr zweiundzwanzig. Er hatte noch genug Zeit, sich die erste Nacht anzusehen, bevor er ins Büro musste.
    Es dauerte nicht lange, bis er fündig wurde.
    Der Zeitstempel in der rechten unteren Ecke des Bildschirms zeigte zwanzig Uhr sechsunddreißig an, als ein alter Ford Fiesta auf den Parkplatz einbog und direkt hinter Kellys Trans-Am hielt. Hunter setzte sich auf und verlangsamte den Vorlauf auf normale Geschwindigkeit. Wenige Sekunden später stieg jemand aus – ein Mann, groß und kräftig gebaut. Er lehnte sich gegen die Fahrertür und sah sich nervös um, als wolle er sich vergewissern, dass außer ihm niemand da war. Er wirkte angespannt, als er sich eine Zigarette ansteckte. Hunter hielt den Film an und vergrößerte das Bild mit Hilfe der Zoomfunktion, aber die Qualität des Videoplayers auf seinem Rechner war gering. Das Bild war verpixelt und unscharf, so dass er das Gesicht des Mannes nicht richtig erkennen konnte. Bestimmt würden die Computerexperten des LAPD das Bild bearbeiten können. Hunter drückte wieder auf Play. Dreißig Sekunden später öffnete sich die Beifahrertür, und eine langbeinige Blondine stieg aus. Sie ging um den Wagen herum zu dem nervös wirkenden Mann, ließ sich vor ihm auf die Knie nieder, öffnete seinen Gürtel, zog ihm die Hose herunter und nahm ihn in den Mund.
    Hunter rieb sich schmunzelnd das Kinn. Nur ein Liebespaar auf der Suche nach Nervenkitzel. Er schaltete wieder auf beschleunigten Vorlauf. Das Pärchen war mittlerweile vom Oralsex zu richtigem Sex übergegangen – auf der Motorhaube, dann gegen die Fahrertür gelehnt. Sie waren geschlagene achtunddreißig Minuten lang zugange.
    Um einundzwanzig Uhr neunundvierzig stieg Mr Wang in seinen Pick-up und fuhr vom Parkplatz. Jetzt stand nur noch Kellys Wagen da. Um zweiundzwanzig Uhr sechsundzwanzig verlangsamte Hunter den Vorlauf erneut.
    Â»Was ist das denn?«
    Er ging ganz dicht an den Bildschirm heran und sah mit offenem Mund zu, was in der nächsten Minute passierte.
    Â»Ich werd verrückt.«
    68
    Zitternd und zu einer kleinen Kugel zusammengerollt kauerte sie in der Finsternis. Ihr war schwindlig und übel, und jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte, als hätte sie Fieber. Ihre Kehle fühlte sich an, als hätte sie ein Knäuel Stacheldraht verschluckt.
    Sie wusste nicht genau, wie lange sie schon hier eingesperrt war. Ein paar Tage vielleicht, sie war sich nicht sicher. Der Raum hatte keine Fenster, und die schwache Glühbirne an der Decke in ihrem Käfig aus Drahtgeflecht brannte immer nur für wenige Minuten. Die Abstände waren nie dieselben, manchmal ging sie viermal am Tag an, manchmal fünfmal – aber immer kurz bevor sie ihr Essen bekam. Als wäre sie eine Laborratte, die konditioniert werden sollte.
    Sie bekam vier Mahlzeiten am Tag, die auf einem

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