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Der Knochenbrecher

Der Knochenbrecher

Titel: Der Knochenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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und hatte die Statur eines Footballspielers. Er trug dunkle Kleidung – Schuhe, Hosen, Handschuhe, Strickmütze und eine Jacke mit hochgeklapptem Kragen. Das Problem war, dass sich Mr Wangs Kamera am östlichen Ende des Parkplatzes befand und nach Westen zeigte – genau in die Richtung, in die sich der Fremde gedreht hatte. Bis jetzt war er also nur von hinten zu sehen. Er blieb neben der Fahrertür des Trans-Am stehen, langte in seine Jacke und zog ein langes, dünnes Stück Metall daraus hervor, das Ähnlichkeiten mit einem Lineal hatte. Wie ein professioneller Autoknacker schob er das Metall durchs Wagenfenster und riss es dann mit einem Ruck nach oben. Er legte die Hand an den Türgriff. Die Tür ließ sich öffnen, als hätte er einen Schlüssel benutzt.
    Â»Sie sehen nicht aus wie einer vom Fahrzeugdiebstahl, Detective«, meinte Cameron, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden.
    Â»Bin ich auch nicht.«
    Auf dem Bildschirm sah man nun, wie der Mann sich hinabbeugte, den Arm ins Auto streckte und von innen die Motorhaube entriegelte.
    Cameron runzelte die Stirn.
    Der Mann warf einen raschen Blick zum Parkplatzeingang – dort war niemand zu sehen. Ohne sich auch nur einmal nach Osten zur Kamera zu drehen, ging er nach vorn und öffnete die Motorhaube, bevor er sich über den Motorblock beugte und sich daran zu schaffen machte. Was genau er tat, war unmöglich zu erkennen, aber es dauerte nur wenige Sekunden. Dann schloss er die Motorhaube wieder und kehrte zur Fahrertür zurück. Ein weiterer Rundblick, dann öffnete er die Tür und verschwand auf der Rückbank.
    Â»Komisch«, meinte Cameron. »Was hat er vor?«
    Â»Warten Sie’s ab.«
    Das Programm sprang ohne Pause direkt weiter zur nächsten Sequenz, die Hunter geladen hatte. Cameron warf einen Blick auf die Zeit am unteren Bildrand, und ihm fiel auf, dass sechsunddreißig Minuten vergangen waren.
    Â»Ich gehe mal davon aus, dass unser geheimnisvoller Fremder noch im Wagen ist?«, fragte er.
    Â»Er hat sich nicht vom Fleck bewegt.«
    Sie sahen weiter zu. Jetzt tauchte eine schlanke dunkelhaarige Frau auf – Kelly Jensen. Sie kam aus derselben Richtung wie zuvor der Mann. Sie hatte sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden und trug Jeans, flache Schuhe und eine abgewetzte dunkle Lederjacke.
    Â»Ach du Scheiße«, murmelte Cameron, der bereits ahnte, was gleich passieren würde.
    Kelly ging zum Wagen und suchte in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel. Nicht ahnend, dass jemand auf dem Rücksitz auf sie lauerte, schloss sie die Tür auf und stieg auf der Fahrerseite ein. Die Dunkelheit, die Position des Wagens und der Winkel von Mr Wangs Kamera machten es Cameron und Hunter unmöglich, durch die Windschutzscheibe zu blicken. Auch der Zoom half nicht weiter.
    Cameron nahm die Brille ab und rieb sich die Augen.
    Die nächsten zwei Minuten geschah nichts. Als die Zeit am unteren Bildrand dreiundzwanzig Uhr elf anzeigte, öffnete sich die Beifahrertür, und ein Mann stieg aus dem Wagen. Er hielt kurz inne und sah langsam in die Runde. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er nach wie vor allein war, ging er um den Wagen herum, öffnete die Fahrertür und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, bevor er den Kofferraum öffnete. Als trüge er nichts Schwereres als eine Einkaufstasche, hob er Kelly hoch. Sie war bewusstlos, lebte aber offensichtlich noch.
    Der Mann legte sie vorsichtig in den Kofferraum, stand eine lange Zeit ganz still da und blickte auf sie herab, als bewundere er sie. Dann kehrte er nach vorn zurück, öffnete erneut die Motorhaube und machte sich ein zweites Mal am Motorblock zu schaffen. Sekunden später schwang er sich hinters Steuer und fuhr davon.
    Â»Scheiße«, sagte Cameron und sah Hunter an. Sein Gesicht war blasser als noch Minuten zuvor. »Und was wollen Sie jetzt von mir?«
    Â»Ich habe mir die Aufnahmen mehrmals angesehen«, sagte Hunter. »Der Typ steht nie mit dem Gesicht zur Kamera, aber er sieht sich ein paarmal um.«
    Cameron nickte. »Ja, ist mir aufgefallen.«
    Â»Deshalb dachte ich mir, dass wir vielleicht wenigstens ein partielles Bild von seinem Gesicht bekommen können, wenn wir den Film ganz stark verlangsamen und Bild für Bild durchlaufen lassen.«
    Â»Einen Versuch wäre es wert«, meinte Cameron und sah auf seine Armbanduhr. »Ich kann

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