Der Knochenbrecher
mich gleich dransetzen. Ich muss die Aufnahmen auf meinen Computer laden und sie dann noch mal mit einer professionellen Software analysieren, aber es dürfte nicht länger als eine Stunde dauern, maximal zwei.«
Hunter legte ihm eine Visitenkarte auf den Tisch. »Wenn Sie was haben, rufen Sie mich sofort an.«
Als er sich umdrehte, hielt Cameron ihn zurück.
»Detective. Lebt die Frau denn noch?«
Hunter sagte nichts. Das war auch nicht nötig.
70
»Verdammtes Schwein!«, entfuhr es Garcia, als er eine Kopie der Aufzeichnungen ansah. Das Original hatte Hunter bei Cameron in der IT -Abteilung gelassen. Der Zeitstempel auf dem Bildschirm bewies zweifelsfrei, dass Kelly Jensen am 24. Februar entführt worden war. Die Entführung von Laura Mitchell, dem ersten Opfer, lag aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen dem 2. und 5. März.
»Das heiÃt, er hat Kelly als Erste entführt, aber später getötet«, sagte Garcia.
Hunter nickte.
»Warum?«
»Wenn wir mit unserer Vermutung richtig liegen, dass der Killer das Bild einer anderen Person auf seine Opfer projiziert, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bevor sie etwas tun oder sagen, was die Illusion zerstört. Irgendwas, wodurch er erkennen muss, wer sie wirklich sind.«
»Und bei Laura ist das zuerst passiert.«
»Sieht ganz so aus, ja.«
Garcia wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Videomaterial zu. »Haben wir ein Bild von seinem Gesicht?«
»Die IT arbeitet dran.«
Garcias Blick wanderte zurück zum Bildschirm. »Du hattest auf jeden Fall recht, als du gemeint hast, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der sehr geduldig ist.«
»Nicht nur geduldig«, gab Hunter zurück. »Er ist besonnen, organisiert und selbstsicher. Ich wette mit dir, dass er Kellys Atelier vor der Entführung mehrere Nächte lang ausspioniert hat. Und als er sie sich gegriffen hat, war er absolut präzise. Er hat nicht gezögert. Es gab keinen Kampf, Kelly hatte keinerlei Gelegenheit, zu reagieren. Dieser Kerl ist eine Klasse für sich, Carlos. Er schnappt sich seine Opfer an Orten, an denen sie sich sicher fühlen. In ihren Wohnungen ⦠an ihren Arbeitsplätzen ⦠in ihren Autos â¦Â«
Garcia nickte. »Wenn du dir die Aufnahmen so ansiehst, was meinst du, wie groà ist er? Eins fünfundachtzig, eins siebenundachtzig vielleicht? Ungefähr neunzig Kilo schwer �«
»So in etwa, ja. Und das würde mit der KörpergröÃe des Täters übereinstimmen, die wir anhand der Mützenfasern von der Ziegelwand in Lauras Atelier ermittelt haben. Ich habe in der Kriminaltechnik angerufen und ihnen gesagt, sie sollen Kellys Trans-Am aus Santa Monica abholen und Innenraum und Kofferraum gründlich untersuchen.«
Garcia wandte sich wieder den Aufzeichnungen zu.
Darüber hinaus hatte Hunter auch die Verkehrspolizei kontaktiert. Der Täter war in Kellys Wagen unterwegs gewesen. Es gab unzählige Verkehrskameras überall in der Stadt, und Kellys Trans-Am war sehr auffällig, der Täter musste also darauf bedacht gewesen sein, so schnell wie möglich das Fahrzeug zu wechseln. Vermutlich hatte er irgendwo einen Lieferwagen geparkt. Aber er war schlau, desÂhalb hatte er ihren Wagen nicht einfach am StraÃenrand stehen lassen. Ein klassischer Trans-Am, der verlassen irgendwo in einer SeitenstraÃe parkte, hätte sofort Aufmerksamkeit erregt, und die Polizei hätte viel früher mit der Suche nach Kelly begonnen. Der Killer hatte auch nicht den Fehler begangen, den Wagen wieder auf dem Parkplatz vor dem Atelier abzustellen. Durch seine Beobachtungen musste er in Erfahrung gebracht haben, dass Kelly ihn nie über Nacht dort parkte, und er hatte nicht riskieren wollen, dass einer der Ladenbesitzer ihn bemerkte und die Polizei rief. Stattdessen war er zurück nach Santa Monica gefahren und hatte ihn auf Kellys regulärem Parkplatz direkt vor ihrem Apartmentgebäude abgestellt. Verbrecherregel Nummer eins: So wenig Verdacht erregen wie möglich. Der Kerl schien diese Regel erfunden zu haben.
Hunter hoffte, dass vielleicht irgendwo eine Verkehrskamera den Trans-Am vor die Linse bekommen hatte. Es war ein Schuss ins Blaue, aber im Moment durften sie nichts unversucht lassen.
»Hast du schon Rückmeldung von der Einsatzzentrale bekommen wegen weiterer Mordopfer mit zugenähten Körperöffnungen irgendwo in den
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